Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Ich bringe es zu Klaus. Ach ja, und ihr sollt zum Chef kommen.«
Das ging ja schnell. Sie sah Marianne mit ihrem blonden Wuschelkopf vor sich, wie sie, patent wie immer, mit dem österreichischen Postbeamten die schnellste Zustellmöglichkeit herausfand. Gut gemacht! So schnell war noch nie ein Brief aus Hinterglemm gekommen. Sie hatte da so ihre Erfahrungen mit der österreichischen Post.
Sie und Kalle klopften an die Tür von Kuhn. Sein kräftiges Herein ließ sie eintreten. Er sah gar nicht gut aus, eine leichte Zornesröte im Gesicht, von der Lene wusste, dass sie blitzschnell in dunkles Rot übergehen konnte, wenn es ihnen nicht gelang ihn ziemlich schnell zu besänftigen.
»Ich habe gehört, es hat in meiner Abteilung eine Verhaftung g egeben? « Donnergrollen in der Stimme.
Lene übte sich in sanfter Zurückhaltung.
»Ja, auch wenn das mehr eine Sicherheitsmaßnahme war. Die Frau ist Kanadierin und nur zu Besuch in Deutschland. Wir wollten uns absichern, dass sie für uns greifbar bleibt. Alle Indizien sprechen gegen sie. Wir sind dennoch nicht überzeugt, dass es sich hier um die wirkliche Täterin handelt, sonst hätten wir schon mit Ihnen gesprochen.«
»Ach ja? Dann schon? «
Lene beeilte sich mit ihrer Erklärung. »Chef, wir haben wahrscheinlich den wahren Täter. Und er sitzt bereits seit gut einer Woche wegen einer anderen Sache hier in Nürnberg ein. Wegen Drogen. Als wir das erfuhren, waren noch zwei andere Verhöre notwendig und die vor zwei Uhr, da es sich um Schüler handelt. Wir mussten also sofort los, sonst hätten wir die beiden vielleicht den ganzen Nachmittag nicht erreicht.«
Die Gesichtsfarbe wurde langsam wieder gesund rosa. Sein Int eresse war geweckt.
»Also, dann erzählen Sie mal.«
Und das taten sie. Als sie am Ende angekommen waren, nickte Kuhn zustimmend.
»Da passiert ja etwas. Sieht gut aus. Die Mrs. Shiller lassen wir noch no tfalls bis morgen Abend hier, aber bis dahin muss es klar sein, wer wann in der Wohnung des Opfers war. Und wie wäre es mit einer Durchsuchung der Wohnung dieses Kilian? Selbst wenn die Drogenfahndung schon dort gewesen ist, die suchen nur nach Drogen. Vielleicht findet ihr noch einen anderen Hinweis, der zu dem Mord gehört.«
Sie schmunzelte in sich hinein. Darum hatte Lene gerade bitten wollen. Auf ihren Chef war doch immer Verlass.
Er nahm den Hörer auf und rief den Staatsanwalt an. Nach einem kurzen Gespräch nickte er und legte auf.
»Sie können sich den Durchsuchungsbeschluss oben abholen. Nehmen Sie genug Leute mit. Und fragen Sie den Klaus, wie lange er für die DNA-Bestimmung braucht. Und für den Vergleich mit der von diesem Bruder, dem Max. Logisch wär das schon, dass es der war mit dem Sk iunfall.«
Eine halbe Stunde später standen sie mit fünf Beamten vor der Wohnung in Gostenhof. Gegen die Dunkelheit des Treppenhauses kämpfte tapfer eine vierzig-Watt-Birne an, die an einem Kabel ba umelte. Kollege Stirner hatte die schmutzig braune Tür, auf der die ursprüngliche dunkelgrüne Farbe nur noch an einzelnen Flächen zu erkennen war, schnell auf und sie betraten einen kleinen dunklen Flur, der fast kahl aussah. Links ging es in den kombinierten Wohn- und Schlafraum mit Kochstelle, wie Lene feststellte, dahinter in ein schmuddeliges Badezimmer, dessen Wände zu allem Überfluss dunkelgrün gefliest waren. Die Klobrille war zerbrochen und lag neben der Toilettenschüssel. Der Spiegel halbblind.
Lene dachte an die helle, freundliche Wohnung der Breitners, und es grauste sie wieder, was Drogen aus einem Menschen machen kon nten. Diese Verwahrlosung, da jedes Interesse im Leben nur auf Drogen ausgerichtet war. Kaufen oder Geld beschaffen und in diesem Fall dafür verkaufen. Nur um sich den nächsten Schuss zu setzen oder was auch immer um der tristen Welt – und das war sie inzwischen für Kilian Breitner sicher – zu entfliehen.
Deprimiert wandte sie sich dem Wohnzimmer zu. Beobachtete die Koll egen bei der Arbeit, bei der sie zielsicher und geübt vorgingen. Einer zog die oberste Schublade einer Kommode auf, die vom Sperrmüll zu stammen schien, und pfiff leise durch die Zähne. Er zog ein Laptop heraus und reichte es ihr. Ein seltsam luxuriöser Artikel in dieser Umgebung.
»Habt ihr auch das Kabel dazu?« Einer reichte es ihr, und sie sah sich nach einer Sitzmöglichkeit um. Es gab ke ine, fünf Kollegen waren einfach zu viele für den kleinen Raum. Also musste das warten.
Sie bat Kalle weiter bei der Durchsuchung zu
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