Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
anflehte, es sein zu lassen. Sie ließ ihren Blick durch ihren gemeinsamen Raum schweifen. Die lavendelfarbenen Vorhänge, die hellgelben Wände – alles hatten sie gemeinsam eingerichtet und überlegt. Ein Tisch mit sienabraun bezogenen Sesseln darum, drei davon, für einen Verdächtigen oder Besucher und sie beide. Die hellen Holzregale, die Bilder an den Wänden mit Motiven aus der Provence. Ihr Blick fiel auf den ziemlich traurigen Fikus Benjamini, der inzwischen schon über zwei Meter hoch gewachsen war. Sie sprang auf, holte ihre Wasserflasche und goss einen Liter Wasser in den Blumentopf. Er macht es aber auch immer melodramatisch, wenn wir ihn ein paar Tage vergessen haben, dachte sie dabei.
Zurück zum Schreibtisch.
»Mann, Lene, nun werde mal ruhiger. Was ist denn los mit dir? So nervt das.«
»Klar, du würdest dem Benjamini auch noch beim Sterben z uschauen«, gab sie giftig zurück.
»Was hast du nur heute? Vorhin auch schon bei dem armen Klaus. Irgen detwas ist doch. Hast du Krach mit Mike? «
»Mit Mike? Nein, natürlich nicht. Und wenn, dann ginge es dich auch nichts an.«
»Also gehen wir davon aus, dass es nicht Mike ist. Was ist es dann, dass dich so ungeduldig macht? «
»Dieser blöde Bob. Und nun muss ich auf diesen arroganten Ar mleuchter noch bis heute Nachmittag warten. Wann soll er überhaupt ankommen? «
Sie war noch im Sprechen aus der Tür. Kam nach kurzer Zeit z urück. »Um vier.«
Kalle war inzwischen in sein Protokoll vertieft.
»Was um vier? «
»Kommt Bob. Um vier Uhr 10. Willst du bei dem Verhör dabei sein? Und am besten wir nehmen auch Mike dazu. Dann fühle ich mich sicherer. Es hat sich bei Jessica auch bewährt. Dies kanadische Englisch macht mich ganz rapp elig.«
Plötzlich sprang sie wieder auf. »Jetzt weiß ich, was ich eigentlich machen wollte. Ich befrage noch einmal Jessica. Wenn sie alles über Melanie und Sven gewusst hat, dann hat sie vielleicht auch Bob, ihrem geliebten Neffen etwas e rzählt. Was hast du ihr gestern von den Ermittlungen gesagt, als du sie raus gelassen hast? «
»Nichts. Ich fand das noch zu früh. Nur, dass der Verdacht nicht mehr lä nger besteht.«
Und schon war sie zur Tür hinaus. »Na also«, brummelte Kalle und schrieb weiter.
Kapitel 34
Zwanzig Minuten später traf sie sich mit Mike und sie gingen gemeinsam zum Hotel. Jessica würde auf sie warten, hatte Matthew gesagt, als sie vor einer Viertelstunde angerufen hatte. Sie fanden beide am gleichen Platz wie schon bei den anderen Treffen. Hatten die Gäste hier Stammplätze? Lene schüttelte innerlich über sich selbst und ihre überflüssigen Fragen den Kopf.
Jessica war ebenso aufgestanden wie Matthew. Ein gespannter Ausdruck zwischen Hoffnung und Bangen in i hren Gesichtern.
»Diesmal habe ich Nachrichten für Sie, die Sie erleichtern werden. Wir h aben den Mörder von Melanie gefasst und er hat bereits ein Geständnis abgelegt.«
»Und wer ist es gewesen? Dürfen Sie das schon sagen? «
In Matthew Shillers Stimme hörte sie ein leichtes Zittern.
»Nur so viel. Es hat mit Ihnen nichts zu tun. Ein junger Mann, Missverständnisse, Drogen und eine Tötung im Affekt – jedoch ang etrieben von Hass durch die Verzweiflung über die eigene Situation. Der Bruder von Svens Freundin Steffi.«
»Steffis Bruder? Ich habe sie gestern bei Sven kennengelernt. Um Himmels Willen, das jetzt auch noch! Wie sollen die beiden denn ihre Beziehung weiterführen? Das ist ei nfach furchtbar.«
Matthew hatte sich sofort in seinen Enkel einfühlen können und sah sie mit entsetzten Augen an. Bitte, fang noch einmal an, bettelten diese Augen, ersp are ihm das. Aber das konnte sie nicht. Ihr Blick ging hinüber zu Mike. Sie hatten gestern Abend genau darüber ganz lange gesprochen. Wie sollten die beiden das aushalten? War damit nun auch diese Liebe zum Scheitern verurteilt, würde sie ersticken in Schuldgefühlen und inneren Vorwürfen?
»Wir werden sehen, wie sie damit zurechtkommen. Mir tun sie auch leid, so wie die ganze Familie Breitner. Herr Breitner hat seinem Sohn bereits e inen Anwalt besorgt. Was soll man nur tun, wenn in einer Familie etwas Derartiges passiert? «
Die Frage war rhetorisch gemeint und es antwortete auch ni emand. Lene räusperte sich.
»Jessica, ich brauche jetzt noch eine wichtige Information von Ihnen. Sie wissen, dass wir Bob von München zurückgeholt haben. Er kann erst weg, wenn der Fall vol lständig aufgeklärt ist.«
»Ja aber, ich denke, das ist er!
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