Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
ihr.
»Für dich, Rike. Du warst damals so klein, als deiner Mutter und mir diese Liebe passierte. Vielleicht kannst du mich darüber besser verstehen. Und eines begreifen: Deine Mutter hat dich so sehr geliebt. Sie ist deinetwegen bei deinem Vater geblieben, deinetwegen ist sie nicht zu mir in die Wildnis gekommen. Sie hat es dir nicht antun wollen.«
Und Rike sah das erste Mal glücklich aus.
Als Mike und Lene gingen, hatten sie das Gefühl eine richtige Familie zu verlassen.
Kapitel 37
Freitag, den 17. Dezember
Am nächsten Tag regnete es. Die Straßen wurden erst glatt, dann einfach nur noch armselig nass. In wenigen Stunden war die Stadt schneefrei bis auf einige kümmerlich schmutzig-graue Reste an den Straßenrändern. Das Regenwasser verband sich mit dem schmelze nden Schnee und gurgelte die Rinnsteine hinunter, als Lene zur Äußeren Sulzbacher ging. Das Wasser tropfte von den kahlen schwarzen Bäumen in ihren Mantelkragen.
Noch einen Tag warten. Sie hatte sich für heute Morgen vorg enommen, die Akte Melanie Merthens gemeinsam mit Kalle soweit zu bearbeiten, dass sie sie schließen konnten, sobald der Fall Sven gelöst war. Oder definitiv nicht zu lösen war. Als sie um acht Uhr ihr Dienstzimmer betrat, wollte sie nur noch alles hinter sich lassen, aus ihrem Gehirn rauswerfen. Endlich nur für Mike da sein. Mit ihm sein.
Sie stellte ihren Schirm, den sie ausnahmsweise heute benutzt ha tte, in den Waschraum, im sicheren Wissen, dass sie ihn bestimmt vergessen würde wie immer. Dann holte sie sich einen Cappuccino und setzte sich an ihren Schreibtisch. Traurig nippte sie an ihrem Kaffee und sah auf die ans Fenster klatschenden Regentropfen. Gerade heute am Freitag. Obwohl, morgen sollte es wieder kälter werden. Vielleicht sogar wieder schneien. Sie dachte an Mike in ihrem Bett, noch wohlig schlafend. Und hatte überhaupt keine Lust mehr auf diesen tristen Arbeitstag. Und wenn morgen die DNA Analyse fertig war, mussten sie reagieren und der Tag wäre wieder dahin. Toll. Sie zog die Akte gerade in dem Augenblick zu sich heran, als Kalle hereinkam.
»Ich habe uns was zum Frühstück mitgebracht. Brötchen und Stollen. Krieg ich auch einen Kaffee?« Sein Gesicht u nter der witzigen runden bunten Mütze war nass und dennoch so fröhlich, dass er sie ansteckte, wie so oft. Plötzlich ging es ihr besser.
»Trockne du dich erst mal ab, ich hole dir einen.«
In der Tür stieß sie fast mit Klaus Mertens zusammen. »Krieg ich auch einen? «
Also zwei Becher. Als sie zurückkam, fiel ihr Klaus‘ bedrückte Miene auf.
»Ihr wisst ja, es ist immer schwer mit der DNA Bestimmung. Nicht immer gelingt es.«
Pause.
Lene wollte es nicht glauben. »Und, bist du denn schon fertig? Und was hast du rausgefunden? Gar nichts? Nun mach es doch nicht so spannend! «
Da erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht.
»Ihr wisst ja, wie genial ich bin. Also - «, noch eine kurze Kunstpause, »es ist Uwe Walther.«
»Gottseidank nicht Max«, kam es aus beider Munde gleichzeitig und sie sprangen auf. »Auf geht’s – nach Ba mberg zu Herrn Walther. Wir nehmen noch zwei Beamte mit für eine demonstrative Festnahme. Schließlich handelt es sich um einen sportlich durchtrainierten Mann. Und Klaus, bitte hole dir einen Durchsuchungsbeschluss vom Richter für die Walther-Wohnung.«
»He, ich möcht erst noch a baar anerkennende Worde«, murrte er fränkisch und vergaß sein ‚hartes b und hartes d‘.»Schließlich hab ich bis heut in der früa g’arbed für euch.«
»Aber das wissen wir doch, dass du unser Schatz bist. Und unser Genie! Wie haben die früher eigentlich so einen Fall gelöst, ohne DNA Spuren und geniale Forensiker? Danke! Bis nachher! « Weg waren sie.
Kalle malte unterwegs genüsslich das Bild von der Festnahme in der Schule. »Das hat der Mistkerl echt ve rdient. Ich freu mich schon auf’s Verhör.«
In der Schule war alles still auf den Gängen. Sie wandten sich an den Schulleiter, der sie entsetzt mit den beiden Beamten in Uniform zu Uwe Walthers Klassenzimmer brachte. Er bat seinen Kollegen heraus vor die Tür und übe rnahm selbst den Unterricht. Kalle erwartete ihn. »Herr Walther, würden Sie bitte mit uns kommen? Sie sind verhaftet. Wir fahren zum Präsidium«, überfiel er ihn, auch wenn er leise sprach, um die Schüler zu schonen.
Walther wollte protestieren, als er die beiden Beamten sah, die sich neben der Tür aufgebaut hatten. Da verstand er. Walther warf noch einen Blick zurück
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