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Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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Dabei fiel ihr Blick auf den Schreibtisch. Etwas Dickeres lag unter einem Papier auf ihrem Schreibplatz, eine braune Lederecke schaute heraus. Sie zog es hervor. Es war das kleine Ledergedichtbändchen von Matthias Schiller, heute Matthew Shiller. Ein gelber Zettel daran geklebt: Wir sind damit fertig. Wolltest du doch gern! Gruß Klaus
    Sie lächelte und steckte es in ihre Handtasche. Im Hinausgehen schaute sie noch einmal bei Sandra rein. »Und der Junge? Sven? Hast du die Telefo nnummer seiner Schule nicht auf der Liste?«
    Sie wühlte kurz auf ihrem Schreibtisch und griff nach einem weiteren kle inen Zettel.
    »Entschuldigung. Ist etwas untergegangen. Hier ist sie.«
    Lene nickte und wählte von ihrem Büro aus.
    »Heinrich-Heine-Gymnasium, Sie sprechen mit Frau Herbert, was kann ich für Sie tun?«, meldete sich eine freundliche Stimme.
    »Kripo Nürnberg. Mein Name ist Becker. Können Sie mir die Adresse des Schülerheims sagen, in dem Sven Merthens untergebracht ist während der Klassenfahrt?«
    »Was is denn los, er wird doch nichts o‘gstellt ham? «
    Die erstaunt-geschockte Stimme fiel ob der ungewohnten Anruferin sicherheitshalber gleich ins Fränkische.
    »Nein, aber es ist etwas passiert. Ich muss mit ihm Kontakt au fnehmen.«
    »Warten’s, der ist aus der 12b und damit mit Frau Gellner auf Klassenfahrt in Österreich. Ja, hier hab ich’s. In Saalbach-Hinterglemm, im Lindlinghof, Lindlingstr.2 Wa rten’s amol, ich hab auch noch de Delefonnummer. «
    Wieso sollte sie nicht warten? Lene grinste und schrieb mit. B edankte sich.
    »Soll ich der Frau Gellner wos sog’n? Die kann Sie ja dann anr ufen.«
    Lene winkte ab. »Nein, es ist wichtig, dass ich mit Sven selbst spr eche. Haben Sie die Mobiltelefonnummern der Schülerinnen und Schüler?« Sie wollte die Handynummer von Sven vergleichen.
    Während Frau Herbert nach einer Liste suchte, erholte sich Lene erst ei nmal von der Verblüffung. Saalbach-Hinterglemm, ihr eigener Ferienort. Wo sie ihre Ferienwohnung hatte. Wieder ein Fall, in dem sich die Linien der Untersuchung mit ihrem eigenen Leben schnitten. Wie schon einmal in Frankreich, als die Mutter des Mordopfers ihre ehemalige Schulfreundin war. Dabei sandte sie einen liebevollen Gedanken an Marion, die sie seitdem oft sah und mit der sie jetzt wieder dieselbe intensive Freundschaft verband wie damals. Sie hatten den Faden einfach aufnehmen können, vielleicht wegen der tragischen Umstände, die ihnen halfen, sich sofort wieder einander nahe zu fühlen.
    Was sollte sie jetzt tun? Doch die Klassenlehrerin anr ufen?
    Dann entschied sie sich. Erst die Tochter – die würde sie heute au fsuchen. Und morgen würde sie mit Mike nach Hinterglemm fahren. Es war wichtig, dass sie die Kinder von Frau Merthens persönlich informierte. Sie musste dabei ihre Gesichter sehen. In der Ermittlung fehlte bisher noch jeder Hinweis, wie es zu der Tat kommen konnte. Da waren die Familienmitglieder von außerordentlicher Bedeutung für das Erspüren einer Richtung, in die man gehen konnte.
    Wie würde es der Enkel nur aufnehmen? Sollte er heute noch u nbeschwert Skifahren. Vom Schicksal gewährte Stunden. Der Moment, in dem seine Welt einstürzte, kam morgen noch früh genug.

Kapitel 4

    Wenn du weinen musst, Herz,
    denk an die Stunden,
    die du glücklich schlugst
    und suche Kraft darin,
    damit du mir nicht zerbrichst.
    Wenn du weinen willst, Herz,
    suche die einsamen Stunden,
    in denen Erinnerung dich hebt
    und du entbunden von deiner Pflicht.
    Wenn du weinen darfst, Herz,
    die dich umgibt, die Einsamkeit
    will dich beleben.
    Wenn du weinen musst, Herz,
    weine schweigend in dir,
    dass die Tränen dich nicht
    entblößen und schmerzen
    bleibe tapfer, Herz.
    Sie hatte die letzte Seite des kleinen Buches im Aufzug überfliegen wollen, stand jetzt aber neben der Aufzugtür, völlig gebannt von der Tiefe dieses Gefühls. So ein Gedicht hatte ihr noch nie ein Mann geschrieben. Auch wenn die Mails von Mike …
    Sie sah ihn gleich in seiner unübersehbar amerikanischen Körpe rhaltung, leicht schlaksig und in seiner viel zu dünnen Lederjacke, die Schultern unbehaglich hochgezogen.
    »Wir brauchen erst einmal etwas für dich zum Anzi ehen.«
    »Und Schuhe«, beharrte er mit verschmitztem Blick auf den Vortag anspi elend und nickte in Richtung auf seine Straßenschuhe, deren dünne Ledersohlen sicher nicht genug Schutz gegen den Schnee boten. Und Halt boten sie auch nicht.
    Eine dreiviertel Stunde später saßen sie - Mike

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