Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
durch den Schlag hätte sie hundert werden können. Der Schlag kann sowohl durch einen Mann als auch durch eine wütende Frau ausgeführt worden sein. Gemein. Das sind die Worte von Herrn Dr. Glauber. Ein guter Fang, der neue Kollege. Er heißt übrigens Stefan. Wenn er noch etwas Wichtiges findet, ruft er mich an.«
Na denn. Lene kuschelte sich in ihren Mantel.
»Dann läuft heute wohl sowieso nicht allzu viel. Ich fahre nachher gleich in die Grünthalstraße, wo immer die ist, weiß hoffentlich mein Navi. Ach so, hast du schon mitbekommen, dass Sven, der Enkel, ausgerechnet in Hinterglemm zum Skifahren ist? Und ich denke, morgen fahre ich dorthin. Ich möchte es ihm persönlich sagen und vor allem ein Bild von ihm bekommen. Er ist hoffentlich die Schlüsselfigur, die uns weiterbringt.«
»Das sehe ich auch so. Mach das, zumal du in Hinterglemm quasi zu Hause bist. Du kannst ihn dann sogar mit in deine Wohnung ne hmen um mit ihm in Ruhe zu reden. Das ist sicher Vertrauen fördernd. Das meine ich ernst.«
Daran hatte sie auch schon gedacht. Jugendherbergsatmosphäre war für so ein sensibles Gespräch bestimmt nicht das Richtige. Mal sehen. Sie wollte dann mit ihm zurück nach Nürnberg fahren. Aber auch das war nur so eine Idee. Es würde sich entwickeln.
»Sorgst du dafür, dass morgen zur Besprechung um acht alle da sind? Hoffentlich haben sie etwas erfahren. Und bitte Klaus dazu. Vielleicht hat er schon einen Zwischenbericht.«
»Klar, mache ich. Und – Lene«, ein kurzes Zögern. Dann »Er ist nett, dein Mike. Ich bin zwar eifersüchtig, aber ich kann dich verstehen. Nimm dir Zeit für ihn. Wir mü ssen auch leben und ihr habt euch so selten! «
Sie lachte leise.
»Ach, Kalle! « Pause – dann liebevoll: »Bis morgen, und danke.«
Sie wandte sich zu Mike, plötzlich erleichtert. Fasste seine Hand. »Komm! «
Wie es Verliebte tun, rutschten sie auf der Schneeschicht fast fröhlich durch Bambergs romantische Einkaufsstraße. Überall Fressbuden, Glühwein, Weihnachtsmarktangebote.
»Schau, hier direkt am Maxplatz, ist der alte Gasthof, in den mein Großvater, der zweite Mann von Elise – du kennst sie doch aus meinen Erzählungen – sein Bier geli efert hat. Das Haus gehört der Familie immer noch. Sieh mal, es gibt sogar eine gemeißelte Inschriftstafel mit dem Namen ihrer Brauerei. Und guck mal, hier habe ich immer Fleischsalat gekauft für meine zwei Brötchen an Heimfahrsamstagen«, Saturdays, lachte sie und » – sie waren einfach köstlich nach dem Internatsessen damals. Und hier habe ich Eis gekauft, immer Schoko und Vanille. Und Lotte immer Erdbeer-Haselnuss.«
Ein Gemisch aus Wissen um den anderen und kleinen Offenb arungen. Das alte Rathaus, der Torbogen mit seinen eindrucksvollen Wandmalereien, Klein-Venedig mit seinen direkt an die beiden Ufer gebauten pittoresken Fachwerkhäusern, das den Amerikaner entzückte.
»Wir kommen nachher noch einmal hierher, jetzt nur schnell etwas essen und zu Walthers«, tröstete sie ihn und zog ihn weiter. »Ich muss dir ja nachher Bambergs Kulturkleinod zeigen. Kalle hat uns bis mo rgen freigegeben!«
Kapitel 5
Ich möchte,
dass du einmal in Gedanken
den Weg zurückgehst,
den du vorwärts kennst
und stolperst an der Stelle,
an der wir einst zusammen waren,
dass du verharrst.
Ich weiß, du denkst so gern zurück.
Obwohl dein Leben weit mit dir gewichen,
das Gestern der Tag zuvor und dazwischen
alles nur Erinnerung bleibt.
Ich dachte oft, ich könnte dich noch einmal küssen,
so zwischen Tag und Nacht,
wenn wir zusammen waren
und in die ersten Sterne schauten,
das Leben uns alles gab
und doch des Gebens nie müde ward.
Ich träumte oft,
ich könnte noch einmal bei dir sein,
noch einmal mit dir von der Zukunft träumen,
unserer Sehnsucht Plätze räumen
im All, am Fluss, in den Sternen.
Doch unsere Pfade kreuzten sich,
sie verloren sich. Du hier – ich da.
Und zwischen uns ein Traum,
der ewig unvergesslich ist.
Die Sandstraße – Im Sand oder Am Sand oder? Sie wusste es nicht mehr. Dann das altvertraute Geschäft mit den Heiligenfiguren, aus Holz geschnitzt - »Hier haben sich Sam und Will, meine Tante und mein Onkel aus Kalifornien – du kennst sie ja - damals bei einem Deutschlandbesuch zwei ziemlich große Heilige gekauft und zu La mpen umgearbeitet, sie stehen im Wohnzimmer bei ihnen in Kalifornien, bewundert und beneidet von ihren Freunden«, - und schließlich das Ziel. Bambergs Schlenkerla , Tradition für Einwohner
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