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Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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wütende Stimme eines Mannes.
    »Kommst du endlich? Wo warst du nur? Und die Mädchen? A ndrea? Inga? Ich hab dauernd angerufen.«
    In dem Moment sah er seine Besucher um die Treppenkurve bi egen.
    »Äh, ich dachte …«
    Ein mittelgroßer, durchtrainierter Mann in Jeans und verwaschenem, grünen Sweatshirt stand verblüfft und etwas verlegen in der Wohnungstür. Lene zeigte ihren Polizeiausweis.
    »Ich bin von der Polizei, Kripo Nürnberg, Herr Walther. Können wir rei nkommen? Das ist mein Kollege Detective Fuller aus den USA. Er ist hier in einem Austauschprogramm um die deutsche Polizeiarbeit kennenzulernen«, mogelte sie.
    Er nickte und öffnete den Türspalt etwas weiter. Sie gingen durch einen hell gestrichenen, langen Flur ins Wohnzimmer, das nach We sten lag. Der in der Sonne gleißende Schnee ließ es noch mehr leuchten. Auf dem Tisch standen zwei leere Bierflaschen, der Fernseher lief mit einem Werbespot. Walther griff nach der Fernbedienung und klickte ihn aus. Dann nahm er die beiden Flaschen. »Möchten Sie einen Kaffee, ich wollte mir eben einen kochen.«
    »Nein, danke. Wir haben gerade einen getrunken. Herr Walther, bitte se tzen Sie sich.«
    Als alle auf der braun-orange gemusterten Velourcouch saßen, fuhr sie fort. »Herr Walther, wir suchen Ihre Frau Frederike. Ihre Mutter, Frau Melanie Me rthens, ist tot.«
    Sie machte eine Pause, wartete auf seine Reaktion. Er sah sie starr an, verblüfft. Dann fragte er, ob sie einen U nfall gehabt hätte.
    »Nein, sie ist ermordet worden. «
    Stille. Das Wort unheilschwanger stahl sich in Lenes Gedanken. Das Unheil war schon da. Dann schluckte er.
    »Ich war zwar nicht immer einer Meinung mit meiner Schwiege rmutter, aber das hat sie nicht verdient. Wissen Sie schon, wer es war?«
    Lene beobachtete ihn. Seine tiefliegenden Augen, das wellige braune Haar mit hohem Ansatz – in ein paar Jahren wird er wenig Haar haben, wenn übe rhaupt noch welches, dachte sie unwillkürlich - ein ausgeprägtes Kinn. Etwa Ende vierzig. Leicht graue Haut. Kurz vor Weihnachten hatte Lene diesen Zug an Erschöpfung oft bei Lehrern beobachten können. Aber zugleich strahlte er einen Autoritätsanspruch aus, einen fast aggressiven Willen, der sich durchzusetzen gewohnt war. Kein angenehmer Ehemann, wenn es zum Streit kam, dachte Lene.
    »Wir ermitteln«, sagte sie kühl. »Ihre Frau ist nicht da? Wir wollten eigentlich zu ihr. Wo ist sie? Sie war nicht in der Schule und Ihre Ki nder auch nicht. Wir müssen sie sprechen, das verstehen Sie doch. Und sie muss als nächste Angehörige Frau Merthens identifizieren.«
    Sein Gesicht schien kleiner zu werden, er befeuchtete mit der Zu nge seine Lippen.
    »Ja, natürlich. Nur - ich weiß nicht, wo sie ist. Als ich gestern nach Hause kam, war sie mit den Kindern weg. Ich wollte schon zur Pol izei, weil ich es nicht verstehe.«
    »Hatten Sie Streit? «
    »Streit? Nein. Sie war sauer, weil ich am zweiten Adventssonntag lieber zum Sport gegangen bin als mit meiner Familie auf besinnliche Weihnachten zu machen. Aber ich habe einen anstrengenden Beruf, ich bin Lehrer für Sport und Mathematik an der Hauptschule. Und Sie wissen, wie die Schüler heute sind. Da ist man am Wochenende fertig, ich brauche dann den Ausgleich. Aber das will sie ja nicht einsehen. In ihrer reinen Mädchenschule mit Gymnasiastinnen der Mittelschicht kann sie da gar nicht mitreden.«
    Lene konnte sich vorstellen, wie seine Frau auf diese Einstellung zu ihrer Arbeit reagierte, aber deshalb gleich mit den Kindern wegz ugehen und, noch unverständlicher, aus der Schule wegzubleiben ohne sich zu entschuldigen? Das wirkte alles wie ein größerer Streit. Der Adventsnachmittag hatte das Fass wohl zum Überlaufen gebracht.
    »Wo könnte Ihre Frau denn hingegangen sein – mit den Kindern?«
    »Weiß ich doch nicht. Offenbar ja nicht zu ihrer Mutter. Das hätte ich vermutet, Frauen gehen doch immer zu ihren Müttern. Vielleicht ist sie ja zu meinen Eltern. Oder ins Hotel. Oder zu einer ihrer Freundinnen. Was weiß denn ich, ich warte doch selbst darauf, dass sie sich meldet.« Aus seiner Wut klang auch Hilflosigkeit.
    »Können Sie dann bitte Ihre Eltern anrufen, ob sie dort ist?«
    Walther stand auf und holte das Telefon, wählte schon im Zurückkommen. »Mutter? Ist Rike bei euch? Nein? – Nein, Mutter, natürlich nicht. – Nein, sie ist nur seit gestern – Nein, Mutter, ich habe nichts - « Er wurde wieder wütend. Dann einlenkend. »Nein, Mutter, ganz bestimmt nicht. Ich

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