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Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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und Besucher der Stadt.
    Holztische und fröhliche Menschen um sie herum, die dunkle Holztäfelung halbhoch im linken Raum, darüber Geweihe, die La mpen Ritterhelmen nachempfunden. Die Fenster aus klarem Butzenglas mit sanftgelben Vorhängen. Sie hatte den Raum Mike beim Hereinkommen gezeigt. Dann waren sie hinübergegangen zum rechten Raum, durch den Zwischentrakt mit gemütlichen einfachen Holztischen. Die Klause hatte ein dunkelrot bemaltes Kreuzgewölbe und war wieder halbhoch getäfelt. Hier sahen alte Portraits etwas hochmütig herunter, rechts eine Art Empore abgeteilt mit Holzgeländer. Rundherum schmiedeeiserne Haken für die Garderobe. Doch, die Bamberger hatten ein Gespür für gediegene Gemütlichkeit.
    Sie zeigte Mike noch den dritten Raum, eine Art Klostergewölbe mit weißgekalkten Wänden, Holzstreben und a lten Stichen der Stadt an der Wand.
    »Du musst das Bier bestellen, das hier gebraut wird. Rauchbier. Ich darf ja leider nicht«, meinte sie bedauernd und orderte Wasser für sich und für beide eine Portion Obatzta zum Teilen und drei fränkische Bratwürste für Mike. »Mit Sauerkrraut « , fügte er perfekt amerikanischer Aussprache hinzu.
    Lene lehnte sich zufrieden zurück. Sie liebte dieses Lokal, seit sie als Kind immer mit ihrer Großmutter und manchmal auch mit ihrer Großtante Anni hierhergekommen war. Einkehren nannten sie das. Plötzlich hatte sie fast Heimweh nach den beiden. Besonders nach Elise, der Großmutter. Manchmal passierte es, dass sie plötzlich aus ihrer Erinnerung auftauchend deren trockene, im Alter faltige und so vertrauten Hände fühlen konnte.
    »Weißt du, dass die Bamberger hier traditionsgemäß ihre Brotzeit mitbringen, zumindest zu bestimmten Zeiten morgens und nachmi ttags und ihr Bier dazu bestellen konnten? Sogar heute noch«, setzte sie träumerisch hinzu. Beim ersten Schluck der eigenwilligen Bierköstlichkeit verzog Mike das Gesicht und Lene lachte.
    »Warte nur, du gewöhnst dich daran. Schneller als du denkst. Aber leider kriegst du nur diesen Halben. Und der wird tapfer getrunken. Es ist eine b erühmte Spezialität.«
    Nach dem Essen, - »Mann, ist das gut. Was ist ein Obatzta , Lene?« Sie lachte über seine Aussprache. »Kräftiger Camembert und Limburger, Butter, Zwiebeln und viel Paprika. Als Mischung unübertroffen herzhaft« - als sie beide noch einen Kaffee tranken, waren sie bereit, zum eigentlichen Thema ihrer Fahrt nach Bamberg zurückzukommen.
    »Was hältst du davon, dass Rike nebst Kindern unentschuldigt fehlen in der Schule? Ist vielleicht eins der Kinder erkrankt oder beide, weil anst eckend, und sie musste zum Arzt? Wäre die plausibelste Erklärung – außer sie ist in Panik nach Nürnberg gefahren, weil sie vom Tod ihrer Mutter erfahren hat. Auch das wäre plausibel, wenn wir auch nicht wissen, durch wen sie es erfahren haben könnte.«
    Mike sah sie zögernd an.
    »Ich weiß nicht, wie es bei euch ist. Bei uns hätte ich jetzt Sorge, dass ihr etwas passiert ist durch die gleichen Leute, die ihre Mutter ermordet haben. Aber hier? Bis auf den Mord wirkt hier alles so friedlich – und ich muss immer daran denken, dass die Tür nicht aufgebrochen oder beschädigt war. Warum sollte sie wildfremde Leute hereinlassen? Sie hatte doch dies Guckloch zur Kontrolle in der Tür – da konnte sie sehen, wer draußen stand. «
    Lene gab ihm recht. Auch bei ihr hakte sich der Gedanke ständig wieder ein. Sie musste ihn – oder sie – gekannt haben. Etwas anderes erschien unwahrscheinlich. Aber wieso war die Tochter mit den Kindern nicht zur Schule g ekommen? Ohne sich krank zu melden?
    »Gut«, sie stand auf, »wir müssen los. Ich hoffe bloß, sie ist jetzt zu Hause oder ihr Mann weiß Näheres.«
    Sie fuhren auf der Gaustadter Hauptstraße in den Westen der Stadt. Verrückt, dachte sie, schon wieder Familiengeschichte.
    »Das ist die Straße, auf der meine Großtante Marge damals um vier Uhr morgens zum Bahnhof geflohen ist – zum Schiff nach Am erika, erinnerst du dich? «
    Mike nickte begeistert. »Zeigst du mir dann das Haus mit dem Obstga rten? «
    Er hatte damals nach dem Mord in San Francisco alles über ihre Familie wissen wollen. Und behalten, wie man jetzt sah.
    Aber sie bogen vor dem Familiengrundstück ab – »Später, Mike, nach dem Gespräch« – und hielten vor einem Block mit sechs Wohnungen.
    Walther stand auf einem Namensschild im zweiten Stock. Auf ihr Klingeln ging der Türsummer. Schon im Treppenhaus hörten sie die

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