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Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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ebenfalls düsteres Abbild einer Gruppe, die Lene nicht kannte. Ein Computer – das spricht dafür, dass er hier lebt, dachte sie – die Schranktüren standen offen, einige Klamotten lagen noch auf dem Bett. Hatte er gepackt? Fast sah es so aus und bei Lene schrillten die Alarmglocken.
    Auf dem Schreibtisch lagen einige CDs durcheinander, als ob der Bewo hner bestimmte CDs herausgesucht hatte. Oder jemand anderes? Daneben Schulordner, Mathematik. Sie überflog die Aufgaben. Müsste zwölfte Klasse sein, dem Stoff nach. Da sie vor dem Polizeidienst Mathematik studiert hatte, war ihr der Unterrichtsstoff noch von ihren Kindern her vertraut. Also um die achtzehn. Dann endlich ein Name. Sven Merthens. Ihr Sohn? Eine späte Schwangerschaft.
    »Ich will auch hier drin die Spurensicherung haben, wir sehen uns dann nachher das Zimmer noch genauer an. «
    Ihr Blick wanderte zu Mike, der ruhig und beobachtend in der Tür stand.
    »Her son perhaps. «
    Er zog fragend die Augenbrauen hoch. Ja, der Altersunterschied. Wie alt war das Opfer?
    Hätte sie vorhin den Rechtsmediziner – wie hieß er noch? Ach ja, Glauber – nur danach gefragt. Sie öffnete die anderen Türen. Ein Schlafzimmer mit e inem breiten Bett darin, eher feminin. Gab es einen Ehe- oder sonstigen Mann in dieser Wohnung? Sie ging hinüber zum Kleiderschrank. Nur Frauenbekleidung, soweit sie sehen konnte. Keine Hemden, keine Anzüge. Im angrenzenden Badezimmer auch nur Utensilien für einen Menschen. Der Junge hatte wohl ein eigenes Bad. Sie fand ein Duschbad neben seinem Zimmer.
    Irgendwie stimmte sie diese helle Welt mit der Toten darin traurig. Aber das kannte sie von sich. Dies Mitgefühl, das sie nie ganz abste llen konnte.
    Wo war der Junge und wer würde es ihm sagen, dass seine Welt, seine G eborgenheit zerstört war? Oder war er es selbst gewesen, aus irgendeinem Grund ausgerastet? Sie mochte den Gedanken nicht, aber dieses fluchtartig verlassene Zimmer wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Andererseits sah sie das Zimmer von Jonas, ihrem Sohn, in dem Alter vor sich. Das hatte immer genauso ausgesehen. Wenn man sich vorstellte, wie zielstrebig und aktiv er heute war! Sie musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken an Jonas auf der Baustelle seines alten Hauses, das er sich im Herbst mit Susanne, seiner Freundin gekauft hatte und das sie jetzt gemeinsam in jeder freien Minute renovierten.
    Klaus Mertens, der leitende Forensiker, kniete neben der Leiche, als sie am Zimmer vorbeikam. Sie kannten sich seit Jahren. Lene hoc kte sich neben ihn und sah seinen mit Pigmentflecken übersäten Händen bei der Arbeit zu. Gerade griff er nach dem kleinen Buch und hielt in der anderen Hand eine Plastiktüte, als sie seine Hand festhielt um ihn zu bremsen.
    »Kannst du mir bitte das kleine Buch mit dem Brief, der daraus hervo rschaut, so bald wie möglich geben? Oder hast du eine Pinzette? Ich möchte mir zumindest den Brief gleich ansehen. Wäre ja zu schön, wenn er uns helfen würde. Und das Buch vielleicht schon morgen? Ich wüsste gern mehr über die Tote. «
    Er nickte und griff in die Tasche seines weißen Overalls. Dann ho lte er den Brief mit der Pinzette aus dem Umschlag und reichte ihn ihr hinüber. Lene fasste ihn nur am Rand an, gemeinsam öffneten sie ihn mit der Pinzette. Dann flog ein Schatten der Enttäuschung über ihr Gesicht, als sie das Datum oben rechts las.
    Lonely Lake, 27.3.1968
    »O Mann, der ist ja nicht gerade brandneu. Wieso hat sie ihn nur gerade heute gelesen? Verstehst du das? «
    Klaus Mertens schüttelte den Kopf. »Für Lebensrückbl icke scheint sie mir zu jung. Komisch. Was steht denn drin?«
    Lene las.
    Mein Liebes,
    da liegt es nun vor dir das kleine Brevier, nach der langen Reise über das Meer, und ich hoffe, zur rechten Zeit zu Deinem Geburtstag. Nach all der Arbeit und den Gedanken sieht es etwas unscheinbar aus und wie ein arms eliges Abbild von all dem, was ich Dir sagen will. Ich habe viel geschrieben in diesen Jahren der Einsamkeit hier in den Wäldern und in jedem Wort schwingt der Gedanke an Dich mit. Ich habe die Texte herausgesucht, von denen ich hoffe, dass sie Dir etwas bedeuten können. Möge das kleine Buch all das für Dich sein, was ich von ihm erhoffe.
    Am 24. April werde ich nun heiraten und freue mich darauf, nicht mehr allein zu sein. Jessica weiß nichts von der Dichterei und auch nichts von diesem Buch. Lass es uns als letztes Geheimnis bewahren, als den Abschluss einer unvergesslich sch önen Zeit,

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