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Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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Den druckte er sich aus. War doch interessant, einmal die Meinung, wenn auch sicher für den Lehrer oder die Lehrerin gefiltert, von einem Jugendlichen zu lesen. Vier eng bedruckte Seiten, die er allerdings lieber erst später lesen würde. Als er zum Schluss scrollte, fand er unter der offiziellen Version einen offensichtlich persönlichen Kommentar. Alles bullshit. Wer es will, konsumiert Drogen, wer schnell Geld machen will, dealt. So ist das einfach. Da hilft kein großes Nachdenken. Und dann gibt es solche Volltrottel wie mich, die das Zeug nicht vertragen. Auch gut vielleicht.
    Er klickte sich weiter zu der Fotogalerie und ging in die zeitlich letzten Ordner. Ein junges Mädchen strahlte ihm entgegen. Symp athisch, offen. Braunes Haar, braune Augen, ein Lächeln. Seine Freundin? Dann dasselbe Mädchen in Serie, beim Schwimmen – gute Bikinifigur, dachte der Mann in ihm – mit anderen Jungen und Mädchen. Dann seine Großmutter. Nachdenklich betrachtete Kalle das Foto. Sie wirkte so jung, gar nicht wie sechsundsechzig. Das Lied von Udo Jürgens kam ihm in den Kopf. … mit sechsundsechzig Jahren da fängt das Leben an… Ein bisschen melancholisch dachte er, dass es für sie zu spät wäre. Das Leben fing nicht mehr an für sie. Auch ihr Lächeln für die Kamera wirkte echt und fröhlich, auch sie hatte braunes Haar wie das junge Mädchen, wenn bei ihr auch mit Rotstich, und ebenfalls braune Augen. Auf einem der Fotos sah man sie im ausgeschnittenen ärmellosen Sommerkleid, dessen Rotton mit ihrem Haar und ihrem Teint harmonisierte. Farbinstinkt und Geschmack. Zudem wirkte sie unkonventionell. Schade. Wie der Pathologe schon sagte, sie hätte hundert werden können. Und wäre vermutlich immer noch interessant gewesen. Ihm fiel nur auf, dass sie auf allen Fotos allein war. Und ihre Freundin hatte auch vorhin glaubhaft versichert, dass es keinen Mann in ihrem Leben gab. Bis auf den Kanadier, wie er jetzt wusste.
    Er klickte sich in das E-Mail Fach ein. Hier wurde jetzt jedoch nach einem Passwort gefragt. Wo sollte er da anfa ngen? Er versuchte es mit Wolf, dann mit Wolfgang. Aber er wusste zu wenig aus dem Leben des Jungen um einen Treffer zu landen. Frustriert schloss Kalle den Computer. Er würde später, wenn er wusste, was es zu suchen galt, vielleicht wiederkommen.
    Beim Hinausgehen warf er noch einen Blick auf den Raum. Alles wirkte so normal, zeigte in jedem Detail, dass sich ein Jugendlicher hier wirklich zu Hause fühlte. Nur die Blutstropfen auf dem Poster von Marylin Manson störten. Sie erinnerten an das Blut im Woh nzimmer vorn und machten das Ende dieser Idylle und dieser Geborgenheit deutlich. Symbolisch.

K apitel 14

    Lene wachte auf und fühlte voller Zärtlichkeit hinter sich den gekrümmten Männerkörper. Ihr Blick ging zum Fenster. Sie hatte in der Nacht extra den Vorhang offen gelassen und wurde jetzt dafür belohnt. Das gesamte Bergpanorama, im Westen gelegen und schneebedeckt, leuchtete intensiv rosarot angestrahlt von der Morgensonne. Mystisch, ein Wunder der Natur, das sie jedes Mal wieder berührte. Sie wagte es kaum sich zu bewegen, um Mike nicht zu wecken, gleichzeitig wollte sie ihm jedoch diesen Anblick zeigen.
    »Es ist so wunderschön«, hörte sie da seine Stimme und sie drehte sich zu ihm. »Ich warte schon die ganze Zeit, dass du wach wirst. Und freue mich, dass ich hier bei dir bin.«
    Sie spürte seinen Mund und gab sich seinen Armen, seinen Hä nden, seinen Lippen noch halb verschlafen hin, bis sie als wachgeküsstes Dornröschen auch selbst aktiv wurde und jeden seiner Körperteile mit ihrem Körper bedeckte. Sich eins fühlend.
    Viel später, als sie ihn unter der Dusche im Bad hörte, sah sie wi eder hinaus auf die vertraute Bergkette. Die Rottöne waren jetzt verschwunden, abgelöst von dem leuchtenden Weiß.
    Und plötzlich wurde sie von einer Welle von Traurigkeit erfasst. Hier würde jetzt immer alles ihn atmen, seine G egenwart würde in diesem Raum, in diesem Ort festgehalten und sie würde ihn so unsäglich vermissen, wenn er wieder fort wäre. Verdammt, sie spürte Tränen aufsteigen. Lene sei nicht so blöd, jetzt ist jetzt, versuchte sie sich herauszuziehen. Verdirb euch nicht den Tag. Bleib in dem Augenblick. Er ist da, das ist das Einzige, was zählt. Sie griff sich sein Kopfkissen, atmete seinen Duft, sog ihn ein. Draußen glänzte der Schnee.
    Später wanderten sie durch das Schwarzachtal hinauf zur Gerstreitalm. Die Sonne stand wie ein goldener Ball an

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