Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Herrn Kaufmann überlegt, dass es besser war, nach dem, was sie auf der Piste erlebt hatten, erst einmal einen Zwischentag ohne Skifahren einzulegen, bis die Jugendlichen den Schrecken überwunden hatten.
»Das ist eine gute Idee. Ich habe Ihre Nummer und rufe Sie dann morgen an, was mit Sven wird. Und kann Sie i mmer noch auf der Gerstreitalm treffen, wenn ich noch Fragen an einen von Ihrer Klasse habe.« Sie machten aus, dass sie den Mord an Svens Großmutter vorerst noch verschweigen wollten. Morgen würden sie weiter sehen. Heute hatten sie genug an dem Unfall zu verarbeiten.
Und dann saß sie zehn Minuten später mit einer warmen Decke über den Knien an Mike geschmiegt in dem Schlitten und hörte das Schnauben der Pferde, das von dem Gebimmel der Glocken überlagert wurde. Über ihnen der nächtl iche Sternenhimmel.
»Ist das schön!«, flüsterte Mike und küsste sie.
»Hobt’s es worm gnuag?«, hörte sie Sepps Stimme, aber keiner von ihnen antwortete.
Die schneebedeckten Tannen zu ihnen geneigt. Wie war das noch? Wie ein Kirchenchor wiegen die Tannen – begleitend Organ der Wind …
Kapitel 13
Kalle sah bedauernd auf seinen leeren Dampfnudelteller. Kratzte den let zten Löffel Vanillesauce zusammen. Mein lieber Freund, wenn du so weitermachst, wirst du nicht nur kahl, sondern auch fett, tadelte er sich. Aber selbst dieser Gedanke konnte sein Wohlbehagen über die Mahlzeit nicht dämpfen. Polizisten ernähren sich halt ungesund, da musst du dich, lieber Körper, eben darauf einstellen.
Beim nächsten Schluck Bier hatte ihn der Fall allerdings schon wieder eingeholt. Frau Endres war letztlich keine große Hilfe gew esen. Nach dem ersten Schock hatte sie sich zwar alle Mühe gegeben, aber nichts beitragen können, was ihm neue Einblicke vermittelt hätte. Als er fragte, ob sie manchmal auch über Männer in ihrem Leben gesprochen hätten, sprach sie nur von den jeweiligen Ehemännern und von Melanies Sohn Wolf. Enttäuschend. Von ihrer wiedergefundenen Liebe Matthew hatte ihre Freundin offenbar nichts erzählt. Aber dann ließ Frau Endres die Versicherung von Wolf Merthens ins Gespräch einfließen. »Gottseidank ist der Junge wenigstens finanziell abgesichert. Das hat sie einmal gesagt. Das Geld ist festgelegt. Ich glaube, er weiß davon noch nichts. Er soll es erst bekommen, wenn er achtzehn wird. Ach du meine Güte, das ist ja irgendwann in den nächsten Tagen. Der arme Junge! «, setzte sie dann hinzu, was hier zu dem Thema Versicherung nicht so recht passte, wie Kalle fand.
Er trank aus und ging hinüber zum Tresen um zu zahlen. Er wollte noch einmal in die Wohnung. Mal schauen, ob er etwas fand, was für die KTU unwichtig war, aber zu seinen Ermittlungen gehörte. Er klingelte im Erdg eschoss bei dem Pärchen, die junge Frau öffnete ihm. Er hatte sie bei der Befragung nach der Rückkehr von ihren Eltern sehr attraktiv gefunden und bedauerte, dass sie wirklich gar nichts zum Fall beitragen konnte, weil sie einfach nicht da gewesen war. Also lächelte er ihr nur zu und ging nach oben zur Wohnungstür. Dabei grinste er in sich hinein, denn er hatte eigentlich auch den Schlüssel zur Haustür gehabt. Brauchte sie ja nicht zu wissen. Er ritzte das Siegel auf und betrat die Wohnung. Die Luft wirkte inzwischen abgestanden, die Räume verlassen. Das musste schwer für Sven werden, wenn er nach Hause kam.
Er fing im Wohnzimmer an, durchsuchte noch einmal alle Fächer der Regalwand. Nichts. Er schüttelte einige Bücher aus, ob darin e twas verborgen war, hörte aber bald wieder damit auf. Es waren zu viele. Da würde er ja morgen noch schütteln. Also tastete er nur hinter den Büchern nach Dingen, die dort vielleicht lagen. Er fand aber nur einige Fotos, deren Ränder eingerollt waren. Ein Mann mit einem Jungen auf der Schaukel. Der Junge vielleicht fünf. Ob das Sven mit seinem Vater Wolf war? Obwohl – es könnte sogar Andreas mit seinem Sohn Wolf sein. Die Bilder waren wohl irgendwo herausgefallen.
Er suchte weiter im Schlafzimmer, holte sich sogar eine kleine Trittleiter aus der Küche und suchte in den oberen Fächern des Kle iderschranks. Nichts. Beim Tasten oben auf dem Schrank, der nur einen zwanzig Zentimeter Spalt zur Decke ließ, fanden seine Hände eine flache Ledertasche. Eigentlich mehr eine Schreibmappe, fand er, nachdem er sie herausgezogen hatte. Wieso hatte die KTU hier nicht gesucht, fragte er sich und öffnete sie aufgeregt. Dann pfiff er leise durch die Zähne. Er hatte
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