Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
hier.«
Sie nestelte in ihrer Jacke und brachte schließlich einen klein gefa lteten DinA4 Bogen zum Vorschein. Eine Klassenliste und darin eingetragen die Gruppen.
Das erleichtert die Arbeit gewaltig, dachte Lene. Müssen wir nachher mit M ikes Zettel vergleichen.
Nun bat sie die Schüler, sich wieder nach rechts beziehungsweise nach links zu stellen. Auf der rechten Seite standen nun die, die während des U nfalls oben am Hang waren, auf der linken Seite die, die beim Unfall bereits an Sven vorbei weiter unten waren. Als zweite Aufgabe bat sie, dass die sich meldeten, die einen schwarzen Skidress hatten. Es meldeten sich fünf Jungen, davon drei auf der rechten Seite. Lene machte hinter den Namen ein Zeichen. S wie schwarz, u wie unten, o wie oben. Verglich mit Mikes Zettel. Dann blickte sie verwirrt auf.
»Wer ist Max?«, fragte sie. Max meldete sich. Das also war der Bruder von Steffi. Groß, gutaussehend, das Haar blond und leicht gelockt, aber die gle ichen braunen Augen wie Steffi in einem Gesicht, das sehr viel verschlossener wirkte als ihres. Fast etwas dramatisch, was ihm eine besondere Aura verlieh. Oder vielleicht lag es nur an der Situation, dass er hier so auffiel. Sie bemerkte jetzt, dass sich seine Wangen rot färbten. Warum? War ihm irgendetwas peinlich oder fühlte er sich ertappt?
»Max, Sie hätten bei Ihrer Gruppe unten sein müssen, waren aber noch oben am Hang. Gab es dafür einen Grund?«
Es war ihm sichtlich unangenehm zu antworten. Er wand sich.
»Ja, äh, ich wollte – ich dachte – also ich dachte, dass ich mal nach Steffi gucke. Sie ist noch nicht so sicher beim Fahren, und Sven fährt immer so schnell! «
Hatte nicht einer der Jungen angedeutet, Max wäre fast eifersüchtig auf Sven und seiner Schwester gegenüber ziemlich besitzergreifend? War es Raffael oder Michael gewesen? Und nun auch noch die schwarze Skikleidung. War das Ganze nur der Wutausbruch eines verletzten Mitschülers und Bruders gewesen?
Neben Max stand jetzt Stefan, der begierig jedes Wort aufnahm und dabei i rgendwie schadenfroh und hämisch wirkte. Ein seltsamer Junge. Auch jetzt stand er fast allein. Hatte etwas von einem Außenseiter an sich.
Es lag fast an ihm und seiner seltsamen Art die anderen zu b eobachten, dass sie Max aus der Situation erlöste und ihn lieber allein sprechen wollte.
»Ich rufe vielleicht noch einzelne von euch herein. Also bleibt in der Nähe, bitte.« Sie nickten und trotteten bedrückt davon in Ric htung großer Terrasse. Sie taten Lene leid. Diese Klassenfahrt ist wirklich ein Fiasko, dachte sie wieder.
Max, der hinter ihr hergekommen war, setzte sich mürrisch zu i hnen an den Tisch. Sie erklärte Mike kurz die Situation und begann dann mit ihrer wichtigsten Frage.
»Waren Sie es, Max? Haben Sie Sven über den Haufen gefahren?«
Er sah sie erschrocken an. »Nein. Warum sollte ich so etwas tun?«
»Sie haben aber einen schwarzen Skianzug. Das ist ric htig, ja?«
»Aber nicht ganz schwarz. Er hat einen gelben Streifen vorn und hinten, so quer über die Brust und den Rücken.«
Das hätten die Mitschüler gesehen. Trotzdem wollte sie mehr über ihn wissen.
»Erzählen Sie mir von Ihrer Beziehung zu Sven«, forderte sie ihn auf.
Er schluckte, wobei sein Adamsapfel deutlich hervortrat. »Ich – also meine Schwester – also Steffi …« Dann er starb seine Stimme. Lene wartete äußerlich gelassen auf die Fortsetzung. Mensch Junge, du bist ein Jahr vor dem Abitur, nun leg mal los, dachte sie dabei ungeduldig in ihrem Innern. Dann schien er sich gefangen zu haben.
»Also Steffi ist jetzt seit ein paar Wochen mit Sven zusammen. Sven hier – Sven da. Immer nur Sven. Jeder Satz fängt mit seinem Namen an. Vorher mochte ich Sven ganz gut leiden, bis auf die Sache mit meinem Bruder natü rlich. Aber das ist jetzt auch schon einige Zeit her.«
»Was für eine Sache? Und ihr habt noch einen Bruder?«, rutschte sie wi eder ins Du. Gespräche mit Jugendlichen liefen so einfacher.
Offensichtlich ärgerte er sich, dass er sich versprochen und seinen Bruder ins Spiel gebracht hatte.
»Ja, Kilian. Aber das gehört nicht hierher. Es war nur was mit der Schule. Kilian wohnt nicht mehr zu Hause, und er ist auch schon lange nicht mehr auf unserer Schule. Er hat eine eigene Wohnung und gar keinen Kontakt zu Sven. Auch nicht zu uns zu Hause. Wir sehen ihn nur noch, wenn wir ihn besuchen. Also, jetzt zu Steffi. Es ist einfach nichts mehr mit ihr anzufangen. Wenn ich mit ihr Hausaufgaben
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