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Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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gefunden, wonach er gesucht hatte: Die Versicherungspolice, zumindest eine Kopie davon. Er stieg von der Leiter um mehr Licht zu haben. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Er machte noch eine Schreibtischlampe an, aber auch in deren gleißendem Halogenlicht blieb die eingetragene Summe dieselbe: einskommafünf Millionen Dollar! Das sind ungefähr eine Million Euro, dachte er überwältigt. Mein Gott, Junge, du hast ausgesorgt! Was sollte ein Achtzehnjähriger mit so viel Geld? Wahnsinn.
    Er setzte sich im Wohnzimmer in den Schaukelstuhl. Und plötzlich überfiel ihn ein Bedauern, dass diese Melanie Merthens das nicht mehr miterlebte. Er sah die beiden wundervolle Reisen machen, l achen, Fotos schießen, sich am Pool verwöhnen lassen. Sie war noch so topfit gewesen, hatte der neue Rechtsmediziner gesagt. Wie hieß der noch mal? Stefan, also Stefan hatte das betont. Sie hätte hundert werden können. Wie schade, schade. Ob das Geld die Ursache für den Mord war? Er sah hinaus auf die schneebedeckte Stadt, sah den angestrahlten Turm der Burgmauer.
    Ob sie als Mutter damals auch Geld von der Firma von Wolf Merthens b ekommen hatte? Eine Eigentumswohnung in diesem Haus war alles andere als günstig. Er dachte wieder an das zum Schlafzimmer gehörende Bad. Und bei Sven war doch auch noch eins. Auch so eine Marotte von ihm, die Qualität von Wohnungen nach dem Badezimmer zu beurteilen. Er grinste, hatte er doch meist recht damit. Hoffentlich hatten sie inzwischen den Server von dem Opfer gefunden und damit eine Möglichkeit, an die Mails zu kommen. Das könnte noch interessant sein.
    Ob der Junge gewusst hatte, dass er und vor allem wie viel Geld er b ekommen würde? Offenbar hatte Melanie Merthens die Police vor ihm versteckt. Aber welcher Heranwachsende stöbert nicht mal in den Sachen der Eltern, oder hier der Großmutter. Apropos stöbern, was hatte eigentlich Sven für Geheimnisse?
    Er ging den Flur nach hinten in Svens Zimmer und suchte systematisch da, wo er als Junge seine Schätze ve rsteckt hatte. Und richtig. Unter der Matratze fand er neben einem abgegriffenen Pornoheft auch zwei Briefe. Liebesbriefe. Von einer Steffi. Er las:
    Mon amour,
    weißt du, manchmal möchte ich meine Briefe an dich in Französisch schreiben. Da klingt alles so weich und gefühlvoll. Ich finde Frau Sänger auch eine tolle Lehrerin. Schade, dass du damals Latein genommen hast statt Französisch.
    Heute in der Schule habe ich mich so über Petzold geärgert. Der blöde Knacker …
    Und so weiter. Wenn Lehrer Petzold das wüsste!
    Der zweite Brief war schon interessanter.
    Mein Liebster,
    ich finde ja auch, dass du recht hast. Ich sollte mir nicht so viele Sorgen machen w egen Kilian. Aber es wird jeden Tag schlimmer mit ihm. Max ist zwar immer auf seiner Seite, aber ich finde ihn einfach zum Kotzen. Kilian, meine ich. Soll ich mal mit ihm reden? Seitdem er eine eigene Wohnung hat, falls man das Loch so nennen kann, sehe ich ihn allerdings seltener. Gehe nur immer hin um ihm was zu essen zu bringen. Sonst vergisst er das ganz. Was soll nur aus ihm werden? Die Ausbildung hat er auch noch geschmissen, sagt Max. Der ist der Einzige, der überhaupt noch was erfährt.
    Klar freue ich mich auf unser Wochenende. Ich muss nur am Sonnta gnachmittag für Französisch büffeln. Montag Klausur. Aber Freitag und Samstag kann ich auf jeden Fall weg.
    Ich küsse dich überall und immer weiter …
    Und vergiss nicht, ich liebe dich und bin total verrückt nach dir!!!! Steffi
    Na denn. Vier Ausrufezeichen. Kalle steckte die beiden Briefe ein. Wer auch immer Max und Kilian waren, würde sich herausstellen. Während er noch auf der Bettkante saß, blätterte er in Svens Pornoheft. Aber da hatte sich seit se iner Jugend auch nicht viel verändert. Er grinste und schob es wieder unter die Matratze. Man musste den Jungen nicht unnötig bloßstellen.
    Er war froh, dass Lene morgen wieder zurückkam. Hoffentlich zumindest. Ihm fehlte der Austausch, bei allem Altruismus wegen Mike vermisste er ihre gegenseitigen G edankenimpulse. Irgendwie frustriert trotz der interessanten Funde, ließ er seine Augen durch das Jungenzimmer wandern. Der Computer – den hatten sie von der Technik noch da gelassen. Er knipste den Schalter an, und nach einiger Zeit erklang die Eingangsmedodie von Windows. Glücklicherweise kein Passwort. Er ging erst einmal in die Dateien. Hauptsächlich Schule. Referate, Zusammenfassungen, Deutschaufsätze. Ein Erörterungsaufsatz über Drogen.

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