Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
mit der Versicherung sprechen. Mir sämtliche Klauseln und so erklären lassen. Und schauen, was nächste Woche nach dem Geburtstag mit dem Geld passieren sollte. Es will doch wohl niemand einem Achtzehnjährigen mal eben eine Million Euro aufs Girokonto überweisen. A ußerdem werde ich noch in der Schule von Uwe Walther nachfragen, ob er dort zum Unterricht erschienen ist. Und ihn zur Befragung hierher holen. Schließlich hat er dafür gesorgt, dass er nicht erreichbar ist. Dann soll er doch mal sehen, dass wir auch unangenehm werden können. Ich hätte gute Lust, ihn vorführen zu lassen. Am liebsten würde ich ihn von der Schule abholen - mit uniformierten Beamten und Handschellen! Schade, dass es dafür bisher noch keinen Grund gibt. Ich hoffe, seine Frau zeigt ihn an.«
Lene gab ihm recht. »Ich werde nachher mit dem Staatsanwalt sprechen, ob er nicht die Anzeige machen will, auch ohne ihren Stra fantrag. Wir wissen ja, möglich ist das, aber extrem schwierig, falls die Ehefrau nachher nicht als Zeugin auftreten will, da sie inzwischen zu dem Mann zurückgekehrt ist. An den heimischen Herd, was immer diese Frauen darunter verstehen.«
Sie fand den Ausdruck diese Frauen selbst diskriminierend, aber sie verstand einfach nicht, wie man zu jemandem zurückgehen konnte, der einen so misshandelt hatte.
»Hatte die Freundin in Johannis nicht noch einen Namen von einer and eren Freundin?«, fragte einer im Team. »Sie muss als ehemalige Lehrerin doch mehr Kontakte gehabt haben!«
Lene dachte nach. Lehrerinnen lebten normalerweise nicht in einer abg eschiedenen Welt. Da hatte der Frager recht. Sie wandte sich an Kalle.
»Vielleicht ist das eine gute Idee. Du könntest doch an ihrer Schule vorbe ifahren und dort nachfragen, ob es nicht eine Kollegin gibt, mit der sie enger befreundet war. Schließlich ist Melanie Merthens noch nicht lange pensioniert, da halten die Kontakte sicher noch.«
»Mach ich. Aber erst die Versicherung.«
Lene wandte sich an den Leiter der KTU.
»Klaus, hast du nicht irgendetwas für uns, das uns helfen könnte? Oder Stefan Glauber?«
»Er ist noch nicht fertig mit allen Auswertungen. Aber klar haben wir Spuren. Einen Zigarettenstummel aus der Wohnung zum Beispiel, da wird die DNA bereits ausgewertet. Ist höchstwahrscheinlich wirklich von dem Freund aus Kanada. Er sagte, er habe geraucht, wenn auch nur eine. Dann sind da Fasern. Zwei Haare habe ich auch noch. Aber was wir brauchen, sind Vergleichspersonen. Und die DNA dauert, das wisst ihr ja. Sobald wir alles zusammen haben, melde ich mich sofort.«
Lene nickte. »Kalle, ich möchte, dass du dabei bist, bei der Befragung von Mr Shiller, meine ich. Ich hätte gern de ine Beurteilung. Ich denke, wir sollten uns bei ihm für zwei Uhr anmelden. Sandra, rufst du im Hotel an? Ihr anderen – ich brauche euch dringend für die Fußarbeit, tut mir leid. Fragt noch einmal die Anwohner der Straße von Frau Merthens, sowohl zur U-Bahnstation als auch zum Bus hin, ob sie jemanden gesehen haben zur fraglichen Zeit. Sven hat auch kein Alibi. Er war vor der Abfahrt des Busses allein weggegangen, etwas besorgen. Und das genau zur fraglichen Zeit. Nehmt ein Foto von ihm mit, am besten kopiert ihr das hier.«
Sie nahm Svens Foto, das sie aus der Wohnung mitgenommen hatte, von der Plexiglaswand und reichte es San dra. »Machst du für alle Kopien? Und Jochen und Elaine, ihr fragt noch einmal bei den Taxizentralen nach. Ob einer der Fahrer ein Auto in der Nähe des Hauses hat losfahren sehen. Mann, es war der erste Schnee! Da hat man noch die Chance, dass sich einer was gemerkt hat. Also, auf geht’s.«
Auch wenn keiner von der Aussicht stundenlang im Schneematsch heru mzulaufen begeistert war, sahen sie die Notwendigkeit ein. Der trübe Himmel hatte sich auf ihre Stimmung geschlagen.
»Was machen wir mit der Presse? Lang kannst du den Skiunfall nicht ve rheimlichen. Die Jugendlichen haben alle Handys und werden davon zu Hause berichten. Da sie wissen, dass Svens Großmutter ermordet wurde, werden sie es allen erzählen. Und damit ist es in der Presse. Du solltest mit Beate sprechen, denke ich.«
Das Pressebüro zwei Stockwerke höher empfing sie mit köstlichem Ka ffeeduft.
»Möchtest du auch?«, fragte Beate und ließ hr gleich e inen Becher holen.
»Euer Kaffee hier ist einfach der beste im ganzen Haus. Ich weiß auch nicht, wieso. Wir haben doch auch eine neue Maschine.«
Beate lächelte geheimnisvoll. »Wenn es nicht so wäre, käme ja
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