Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Einwohner, und man hat mir erzählt elf Gasthäuser.«
»Da haben wir ja noch zu tun«, war seine begeisterte Antwort.
Aber jetzt begann für sie der Arbeitstag und sie tröstete Mike, der allein zurückbleiben musste. »Ich weiß heute noch nicht, wann wir uns sehen. Ich muss noch nach Erlangen in die Klinik zu Sven. Danach mit Kalle zu der B efragung von Matthew Shiller.«
»Okay, ich mache mir jetzt Feuer an in deinem Kaminofen und warte hier.« Er streckte sich genüsslich, griff dann nach Perugio, der sich an seinem Bein rieb und beschloss, ihn zwangszustreicheln , was sich der Kater allerdings laut schnurrend gefallen ließ. Lene machte sich schweren Herzens auf. Sie wäre viel lieber in dieser dämmrigen Morgenstimmung bei ihnen geblieben.
Im Polizeipräsidium herrschte Hochbetrieb.
»Der Chef will dich sprechen. Vor der Sitzung und zusammen mit Kalle«, begrüßte sie Sandra. Herr Kuhn erwartete sie bereits. Lene musste ihm alles aus Hinterglemm berichten.
»Das ist doch niemals ein Zufall, dass gerade der Enkel über den Haufen gefahren wurde. Noch dazu kurz vor se inem achtzehnten Geburtstag, an dem er Geld erben soll. Lieber Himmel, eine Million Euro! Unfassbar. Und dann noch der Kanadier, der gerade jetzt auftaucht. Das ist ein einziges Durcheinander und ich hoffe bloß, dass ihr bei so viel Spuren schnellstens den Täter oder die Täterin findet. Der Staatsanwalt und sogar der Innenminister sitzen mir im Nacken. Sie war immerhin Lehrerin im Ruhestand, also Beamtin. Da fühlt er sich doppelt verantwortlich für eine schnelle Aufklärung.«
»Soll er den Fall doch selbst aufklären, der aufgeblasene Fatzke, wenn er sich so verantwortlich fühlt«, murmelte Kalle beim Hinau sgehen.
»War noch was, Jürgen?«, hörten sie hinter sich die mahnende Stimme von Kuhn, der sie alle beim Vornamen nannte, jedoch kons equent siezte. Und natürlich dabei keine Spitznamen wie Kalle benutzte.
Im Meetingraum waren bereits alle versammelt, und das vertraute Gemurmel ihrer Kollegen ließ sie den Innenminister schnell verge ssen. Hier war der Ort, wo sie gemeinsam die Aufklärung vorantreiben würden. Mit den Kollegen hier, nicht im sich verantwortlich fühlenden Ministerium. Sie ging zu ihrem Platz an der Stirnseite des langen Tisches und bemerkte die Kaffeetassen und die Kannen auf dem Tisch. Der Tag konnte beginnen.
»Nun war ich einen Tag weg und bin doch sehr überrascht, dass ihr den Fall noch nicht gelöst habt.« Irritation, dann Gelächter. Jetzt waren alle wach und bereit für neue Gedankengänge. Lene berichtete von Sven und der Att acke auf ihn. Lautes Gemurmel, Ausrufe. Alle fanden es zumindest seltsam, dass er das Opfer eines absichtlich herbeigeführten Unfalls war, zwei Tage nach dem Tod von Frau Merthens.
»Wir wissen noch nicht, ob und wie die beiden Ereignisse zusa mmenhängen. Also müssen wir erst einmal so weiterermitteln, als wären es voneinander unabhängige Taten. Habt ihr noch etwas in der KTU? Klaus?«
»Wir haben Fingerabdrücke sichergestellt, aber bisher keine Übereinsti mmung, da wir noch keine Verdächtigen haben, mit denen wir sie abgleichen können. Bis auf die des Opfers, die des Freundes, der zum Tee dort war, und Svens – zumindest nehmen wir an, dass es seine sind. Wir jagen die übrigen nachher mal durch die Straftäterdateien, aber wir nehmen doch alle nicht an, dass ein Krimineller von außen gekommen ist. In Svens Zimmer waren außer seinen jede Menge andere, aber es ist ja auch ein Jungenzimmer mit Besuch von Freunden – und sicher auch von Freundinnen!«, setze er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Das war für Lene das Stichwort. Sie berichtete von Steffi, Max, Raffael, M ichael und Daniela und schrieb deren Namen rund um Svens auf die Plexiglasscheibe. »Seltsam ist, dass Sven und Steffi ihre Beziehung vor Steffis Eltern ebenso geheim gehalten haben wie vor Frau Merthens. Sie wollte nicht so richtig mit der Sprache heraus, weshalb. Kalle oder ich gehen nachher mal zu den Eltern. Vielleicht verstehen wir es dann. Verheimlichen können sie es jetzt sowieso nicht mehr. Vorher fahre ich raus zur Uniklinik nach Erlangen. Und danach will ich noch einmal mit Mr Shiller sprechen.«
Kalle berichtete jetzt von seinem Besuch in der Wohnung des Mordopfers. Bestätigte die Geheimhaltung von Steffi, denn nur so gab das Versteck unter der Matratze einen Sinn. Das Pornoheft ve rschwieg er taktvoll. Dann kam er auf die Versicherungspolice zu sprechen.
»Ich werde nachher gleich
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