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Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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Das nötige Potential an Aggressivität hatte er zweifelsohne. Sogar ein, wenn auch verworrenes, Motiv.
    Mr Shiller kam ihnen in der Eingangshalle entgegen und führte sie in die Hotelbar. Dort bestellten sich alle einen Cappuccino. Als die Becher mit i hrem weiß aufgeschäumten Milchberg vor ihnen standen, sah Shiller sie intensiv an.
    »Ich habe meine Frau extra in die Stadt geschickt zum Shoppen. Ich wollte mit Ihnen allein reden«, begann er.
    Das konnte Lene verstehen und war erleichtert. Sie hätte mit einem Matthew Shiller, der ständig aufpassen musste, was er preisgab von seiner Beziehung mit Melanie Merthens, auch wenig anfangen können.
    Er sah von Lene zu Kalle und wieder zurück zu Lene. Der gra ublaue Lambswoolpullover über einem Hemd im gleichen Ton betonte die Farbe seiner Augen. Augen, die jedoch eine gewisse Anspannung ausdrückten. Es war, als ob er einen inneren Anlauf brauchte. Was hatte er ihnen zu sagen? Ein Geständnis? Hatte sie sich doch getäuscht in ihm?
    Dann begann er zu sprechen. Erst zögerlich, dann i mmer schneller.
    »Ich habe lange nachgedacht seit Montag. Und versucht mir klar zu we rden, was ich Ihnen sagen kann und will. Ich habe sogar meinen Anwalt in Kanada angerufen um alle Konsequenzen, die sich daraus ergeben, abzuklären. Aber durch die Ereignisse, durch den Mord, muss ich jetzt offen sein, das ist mir klar. Auch wenn es mir schwerfällt. Es ist so ein tiefgreifender Einschnitt in meinem Leben, in unserem Leben sogar, das von Jessica und mir, dass ich erst einmal alles abwägen musste.«
    Er unterbrach sich, sah Lene an, die gespannt darauf wartete, dass er for tfuhr.
    »Übrigens, da fällt mir ein. Haben Sie mit Sven gesprochen? Was sagt er, wie hat er den Tod seiner Granny aufg enommen?«
    Wieso wechselte er plötzlich das Thema, fragte sie sich. Trotz ihrer Spannung ging sie auf seine Frage ein. Sie b erichtete von dem Unfall, und dass Sven so schwer verletzt worden war, dass bis gestern sogar Lebensgefahr bestanden hatte. Shiller war blass geworden.
    »Nein, doch nicht er auch noch! Das ist wirklich grausam, mehr als Sie sich vorstellen können.«
    Er tat Lene leid. Entgegen ihrer Absicht berichtete sie von ihrer Fahrt und dem Vorfall in Hinterglemm. Schließlich beschrieb sie Svens Überführung nach Erlangen.
    Er atmete hörbar auf. Versuchte seine Fassung wiederzugewinnen. Lene und Kalle warteten.
    »Ich muss erst einmal zurück zum Sonntag. Als ich ankam bei ihr, stand Melanie vor mir, jetzt nach vierundvierzig Jahren. Ich hatte so viel Angst vor diesem Wiedersehen, wir waren doch beide sehr viel älter geworden. Würden wir noch eine Spur dieser alten Nähe empfinden? Uns überhaupt wiedererkennen? Aber dann – es war, als ob kein einziger Tag vergangen war seit damals. Sicher, sie sah älter aus, aber vom ersten Moment an war das noch meine Lynn, deren Bild in mir nie verblasst war. Was ist das nur, dass die Jahre zwischen Menschen, die sich so sehr geliebt haben, nichts ausmachen? Hier standen wir uns gegenüber und waren immer noch wir , so spürbar, dass es weh tat. Wir sahen uns an und dann nahm ich sie in die Arme, hielt sie ganz fest. Es war wie nach Hause kommen.
    Sie hatte Tee gemacht, aber das war so egal. Wir konnten uns i mmer nur ansehen. Ich sollte erzählen, wie es weitergegangen war nach meiner Hochzeit mit Jessica. Wir hatten uns zwar in den letzten Wochen gemailt, aber persönliche Themen gemieden, sie uns aufgehoben für ein Wiedersehen. Aber jetzt, im persönlichen Gespräch war doch alles anders.
    Dann fragte ich sie nach ihrem Leben. Sie sah mich an, und in ihrer Miene sah ich eine tiefe Verzweiflung, die mich beunruhigte. Was hatte sie? War sie krank oder von mir enttäuscht? Dann nahm sie meine Hand in ihre. Ich wus ste, jetzt kam etwas wirklich Wichtiges, und dass es ihr schwerfiel, mir etwas zu sagen.
    Und dann brach es stockend aus ihr heraus, dass sie damals ein Kind von mir bekommen hatte.
    Einen Sohn, von dem ich nie erfahren habe und der schon gestorben ist. Und dass ich einen Enkel habe. Sven. «
    Jetzt war es an Lene ihn ungläubig anzustarren, Kalle saß fast mit offenem Mund da. Shiller fuhr fort, als ob es ihm jetzt unendlich wichtig wäre die ganze Geschichte o hne Unterbrechung zu erzählen.
    »Es war, als hätte eine Bombe in mir eingeschlagen. Warum, warum hatte sie mir nichts gesagt? Und wusste An dreas, ihr Mann, dass ich der Vater war? Sie hatte es einen Monat nach meiner Abreise, gerade zu Weihnachten, von ihrem Arzt

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