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Denn das Glueck ist eine Reise

Denn das Glueck ist eine Reise

Titel: Denn das Glueck ist eine Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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wollte, er würde hinterm Mond leben.
    »Ja, und wenn es darum geht, die SMS so zu schreiben, wie man sie schreiben sollte, da bin ich eben kein Experte.«
    »Und Adèle, wie schreibt sie denn ihre SMS?«
    »Na ja ... Sie hat nicht gerade Romane geschrieben. Also kurz gesagt: Eine große Hilfe ist das nicht.«
    »Sicher.«
    Charles, der dem Thema große Skepsis entgegenbrachte, begann ernsthaft darüber nachzudenken. Die ganze Welt schrieb SMS. Sogar die Alten im Seniorenklub machten sich daran. Und die Leute da erweckten nicht unbedingt den Eindruck, als seien sie cleverer als er – ganz im Gegenteil. Es wunderte ihn ein wenig, dass man zuerst eine Fremdsprache erlernen musste (nun, natürlich keine Fremdsprache im herkömmlichen Sinne, aber so etwas Ähnliches), um eine mickrige SMS zu verschicken, in der nichts Weltbewegendes stand. Wenn das alles aber doch stimmte, dann wäre er derjenige, der keinen cleveren Eindruck machte, und gerade in der heutigen Zeit war es besser, nicht als Idiot dazustehen.
    »Das hättest du mir eher sagen müssen«, meinte Charles. »Dann hätte ich Jonathan gefragt, meinen Enkel aus Niort. Der kann das auf jeden Fall. Der macht den ganzen Tag nichts anderes, als SMS zu verschicken.«
    »Ach, kannst du Jonathan denn nicht anrufen?«
    »Das bringt doch nichts. Am Telefon kann man das nicht so leicht erklären ... Wir finden hier schon jemanden, der uns das kleine Einmaleins der SMS beibringt.«
    Die beiden Männer bestellten Cidre, und Georges fuhr ein wenig erschöpft fort:
    »Könnte sein, dass es nicht einmal Regeln gibt. Vielleicht sind das nur Wörter, die man spontan erfindet, oder schlimmer noch, spontan erfundene englische Wörter. Du wirst schon sehen«, sagte er und fuchtelte verzweifelt mit den Händen herum.
    »Das ist nicht zufällig diese Jugendsprache ... hm, dieses Verlan? Denn im Verlan gibt es wenigstens Regeln, und die sind nicht einmal kompliziert.«
    »Klar gibt es Regeln. Die Silben werden einfach vertauscht. Aber wie hört sich das denn an, wenn du statt Paris Ripas oder statt Métro Tromé sagst? Da fehlt die Poesie«, sagte Georges seufzend.
    Charles seufzte der Form halber auch. Dieses Thema interessierte ihn nicht besonders.
    »Übrigens«, fuhr Georges fort, »da fällt mir noch etwas ein: das Louchébem zum Beispiel. Das funktioniert auch nach festen Regeln, und das hat nun wirklich Poesie. Ich will jetzt nicht behaupten, es sei große Kunst, aber ... na ja, jedenfalls hat es Stil und einen guten Klang. Und außerdem hat man was zu lachen. Wobei das Verlan ... Tut mir leid, da gibt es nicht viel zu lachen.«
    »Ach ja, das Louchébem ... Mein Onkel, der konnte das, aber ich hab das nie wirklich beherrscht.«
    »Ist ja klar. Du bist ja auch kein Metzger.«
    »Mein Onkel auch nicht. Der war Obst- und Gemüsehändler.«
    »Egal, das Louchébem, das konnte jeder sprechen. Die Metzger von Paris haben diese Geheimsprache damals zwar erfunden, aber sprechen konnte sie jeder. Man musste nur die Regeln kennen, und die waren kinderleicht.«
    »Na, hör mal. Soweit ich mich erinnere, war das gar nicht so leicht.«
    »Ich bitte dich, Charles!«, regte Georges sich auf. »Sicher war das einfach! Pass auf. Nimm irgendein Wort ... zum Beispiel Bistro. Du ersetzt das B am Anfang durch ein L. Dann hast du Listro. Okay. Dann nimmst du das B, das du am Anfang ersetzt hast, und fügst es hinten an. Zum Schluss hängst du noch irgendeine Silbe an, und in diesem Fall nehmen wir ›em‹. Dann hast du Listrobem. Fertig.«
    »Okay«, gab Charles zu. »Wenn du es so erklärst, ist es einfach. Nehmen wir mal Crêperie. Das ergibt dann Lrepericem!«
    »Ja und nein. Das kann man gar nicht aussprechen. Darum muss man in diesem Fall einen Vokal einfügen. Und damit es besser klingt, hängt man hier eine andere Silbe an.«
    »Eine andere Silbe?«
    »Genau. Es muss gut klingen. Ich zum Beispiel, ich mache da Larêpricuche draus. Das klingt dann einfach, na ja ... poetischer.«
    »Larêpricuche«, wiederholte Charles nachdenklich. »Okay, das klingt gut. Dagegen gibt es nichts zu sagen. Aber ich bitte dich, so einfach ist das doch gar nicht.«
    »Sicher ist das einfach. Man muss sich zwar zuerst daran gewöhnen, aber jeder kann es sprechen.«
    Als Georges sah, dass der Wirt sich ihrem Tisch näherte, begannen seine Augen zu strahlen.
    »Okay, Charles, das Louchébem kannst du jetzt. Doch, sei nicht so bescheiden. Du kannst es. Sag dem Wirt mal, dass der Lidrecuche in seiner

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