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Denn das Glueck ist eine Reise

Denn das Glueck ist eine Reise

Titel: Denn das Glueck ist eine Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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Larêpricuche gut schmeckt.«
    Er schlug mit der Hand auf den Tisch und lachte.
    »Hör auf mit dem Quatsch! Der Cidre in dieser Crêperie ist dir wohl schon zu Kopf gestiegen.«
    Georges war total verdutzt. Charles gefiel die Idee mit dem Louchébem gut. Es brachte seine Gehirnzellen in Schwung, und das war in seinem Alter nicht schlecht.
    Auch der Wirt begann zu lachen.
    »Oje, was ist denn das für eine Sprache, die Sie mir da servieren? Wenn Sie wollen, sprechen wir Bretonisch mit Ihnen!«
    »Nicht nötig. Wir bekommen beide eine Galette: eine Fermière und eine Chavignol.«
    »Monsieur, apropos Fremdsprachen ...«, warf Georges ein.
    »Das fehlte ja gerade noch, dass das Bretonische eine Fremdsprache sein soll«, ereiferte der Wirt sich. »Und dann auch noch in Brest!«
    »Tut mir wirklich leid! Hm, kennt sich vielleicht zufällig einer von den jungen Leuten hier in Ihrem Restaurant mit SMS aus? Verstehen Sie, wir wollen es-em-essen .«
    »Klar, wir haben hier einen Experten. Alexandre. Warten Sie, ich ruf ihn. Alexandre!«

    »Alexandre! Bong eine Fermière und eine Chavignol ein. Und wärest du dann so freundlich, den Herren hier die SMS-Sprache zu erklären? Aber kurz und knapp bitte, wir haben auch noch etwas anderes zu tun.«
    Der junge Alexandre war ein kleiner Blonder um die zwanzig mit leichtem Bartflaum, Gel in den Haaren und Piercings in den Ohren.
    »Man muss diese Sprache nicht unbedingt können ...«, meinte er schüchtern.
    »Ja, ja, ich weiß«, unterbrach Georges ihn, »aber es kommt besser an, wenn man so schreibt wie die anderen auch.« Er fuchtelte ungeduldig mit den Händen herum. »Erklären Sie es uns bitte. Wir sind gelehrige Schüler.«
    Der junge Kellner setzte sich ans Ende der Sitzbank und nahm den Kugelschreiber, der an seinem Hals baumelte, in die Hand.
    »Okay, ähm, der Trick dabei ist, dass man sich möglichst kurz fassen sollte. Nehmen wir zum Beispiel mal das Wort ›Bretagne‹. Da schreiben Sie einfach ›Brtgn‹. Verstehen Sie?«
    Er schrieb ›Brtgn‹ auf die Papiertischdecke.
    »Aus dem Zusammenhang geht dann hervor, dass das ›Bretagne‹ bedeutet, verstehen Sie?«
    »Ah, man lässt also die Vokale weg«, sagte Georges.
    Alexandre überlegte einen Augenblick.
    »Na ja, nicht immer. Man muss die Wörter nur so gut wie möglich abkürzen. Hm, man kann Buchstaben weglassen, und Zahlwörter ersetzt man oft durch Zahlen. Statt ›eins‹ schreibt man dann eine ›1‹ und statt ›zwei‹ eine ›2‹.«
    »Ah, ich versuch’s mal«, sagte Georges. »Also: Ich bin in einer Crêperie in Brest.« Er schrieb es auf die Tischdecke: ›Ich bin in 1 Creperie in Brest.‹
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, warf Charles ein.
    Georges schaute seinen Freund ungeduldig an. Alexandre machte die Sache ungeheueren Spaß. Er nahm Georges den Stift aus der Hand und korrigierte den Satz. »Das können wir noch weiter kürzen.« Er strich die SMS von Georges durch und schrieb:
    »Bn in 1 Crepri in Brest.«
    »Sehen Sie«, sagte er. »Statt ›ich bin‹ oder ›wir sind‹ schreibt man oft nur ›bn‹ oder ›snd‹. Man lässt also die Pronomen und die Vokale weg. Und trotzdem versteht man, was das heißt.«
    Alexandre dachte kurz nach und fuhr dann fort.
    »Wenn wir jetzt noch ›Finistère‹ hinzufügen, schreiben wir statt der Silbe ›ère‹ einfach ein großes ›R‹, also ›FinistR‹. Man richtet sich in der SMS-Sprache eher nach der Aussprache und nicht nach der Rechtschreibung.«
    »Wirklich beeindruckend«, sagte Georges.
    Ein anderer Kellner näherte sich dem Tisch.
    »Was machen Sie denn da?«
    »Wir schreiben SMS«, erklärte Georges ihm.
    »Sie schreiben SMS auf die Tischdecke? Da bin ich mir aber nicht sicher, ob die ankommen. Hahaha!«
    Georges ging nicht auf den Scherz ein und verzog nachdenklich das Gesicht.
    »Also ich finde ›Crepri‹ nicht so schön wie ›Crêperie‹, aber gut, wenn man das so macht ...«
    »Jedenfalls haben Sie dann mehr Platz, um andere Dinge zu schreiben«, erklärte Alexandre ihm. »Es geht darum, bei jedem Wort Buchstaben zu sparen, um so viel wie möglich schreiben zu können.«
    »Buchstaben sparen, junger Mann!«, rief Georges. »Normalerweise spare ich Geld und keine Buchstaben.«
    »Alexandre«, mischte Charles sich ein. »Zeigen Sie uns noch ein anderes Beispiel, damit wir sehen, ob wir es richtig verstanden haben. Wir wollen nichts falsch machen.«
    Eifrig setzte Alexandre seinen Unterricht fort.
    »Okay. Zum

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