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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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verlassenen Gegend, in der es nicht einmal ansatzweise einen Ort gab, der eine Fahrt dorthin lohnte, bevor sie durch das Auffinden der Kinderleiche zu einem Schauplatz eines Verbrechens wurde.
    Wahrscheinlich hatten seine unermüdlichen Kollegen von den Carabinieri inzwischen bereits mehr herausgefunden, da sie Della Seta bestimmt ausreichend Beachtung geschenkt hatten und vielleicht sogar Observierungsmaßnahmen gegen ihn eingeleitet hatten.
    Ja, aber warum bezogen sich die Rundschreiben mit Ausnahme der Nachricht von Scifos und Della Volpes Verhaftung nur auf den Zeitraum bis zum 13. Februar?
    Zähneknirschend schlüpfte Marino in seinen dunkelblauen Lodenmantel, nahm den Schirm und verließ sein Büro.
    Er würde Tenente Colonnello Sereni einen Besuch abstatten.
     
     
    DRITTER TEIL

KAPITEL 76
    Mittwoch, 7. März, 12:00 Uhr
    Tenente Colonnello Glauco Sereni freute sich über das Treffen mit Ispettore Capo Vincenzo Marino. Das waren jedenfalls seine genauen Worte, mit denen er ihn in seinem Büro in der Station von Rozzano begrüßte.
    »Ich freue mich wirklich, Sie zu sehen, Vincenzo.«
    »Ich auch, Glauco. Besonders, da wir kurz allein reden können.«
    »Ich nehme an, Sie sind aus einem bestimmten Grund gekommen.«
    »Ja. Beim Durchsehen der gesamten Akte ist mir aufgefallen, dass das Rundschreiben von Ihnen in Bezug auf den kleinen Della Seta vom 13. Februar stammt. Warum haben wir denn von da an keine mehr bekommen?«
    »Sie haben Recht, Vincenzo. Die Telefonüberwachung und die Ermittlungen wurden fortgesetzt. Wissen Sie, im Fall der beiden Minderjährigen in Rozzano haben anfangs wir ermittelt. Erst später haben die Staatsanwälte beschlossen, noch einen Vorgang anzulegen, in dem die beiden Fälle, das Verschwinden der Della Setas und die Entführung des Simonella-Babys, die unter Ihre Zuständigkeit fällt, zusammengeführt werden sollten. Ich werde sofort dafür sorgen, dass Sie Kopien von allem erhalten, was wir haben. Natürlich werden die auf CD-ROM aufgenommenen Abhörergebnisse alle zwei oder drei Tage der Staatsanwaltschaft übergeben, wenn es keine wichtigen Entwicklungen gibt. Aber wir bewahren die Abschriften auf, und das könnte die Nachforschungen erleichtern. Dass Sie hier sind, bedeutet doch wohl, Sie haben eine bestimmte Idee.«
    »Mir ist plötzlich wieder etwas eingefallen, was Sie mir während eines unserer ersten Briefings gesagt hatten. Sie hätten ein Verdachtsmoment gegen Andrea Della Volpe entdeckt, was Ihnen aber nur durch Lesen und Vergleich der Aussagen gelungen sei. Damals glaubten wir noch, dass die Kinder am Leben seien. Jetzt wissen wir, dass zumindest der Junge verstorben ist …«
    »Ja, leider.«
    »Also, als ich Ihre Berichte über die ankommenden und ausgehenden Telefonate vom Handy des Verdächtigen las, wurde mir klar, worauf Sie sich bezogen. Ja, genauer betrachtet hätte man diese Verdachtsmomente schon finden können. Meinen Glückwunsch, Colonnello!«
    »Danke, aber das ist das Verdienst der Männer unseres Einsatzkommandos. Damals wussten wir noch nicht, wo und wonach wir suchen sollten. Wir haben einfach aufs Geratewohl ermittelt, und Familienangehörige sind immer die ersten Verdächtigen. Jetzt liegt der Fall anders. Das Gesamtbild weist - wie soll ich es nennen - fesselndere Verdachtsmomente auf. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich beim Verhör der beiden Verhafteten unterstützen könnten. Wir üben Druck auf sie aus. Natürlich einzeln.«
    »Haben Sie die beiden eigentlich auch überwacht, wenn sie zusammen waren?«
    Marino hatte dies nicht so sehr als Frage gemeint, sondern wollte nur einen Rat geben, der aber nicht so wirken sollte. Aber er stellte sich ungeschickt an, und sein Gesichtsausdruck und vielleicht auch die Art, wie er es sagte, verrieten ihn.
    Sereni lächelte.
    »Ispettore, Sie unterschätzen uns. Das haben wir als Erstes getan, nachdem man sie zu uns gebracht hat. Wir haben sie im Verhörraum über mehrere Stunden allein gelassen. Die Webcam dort war mit einigen PCs verbunden, darunter auch meinem. Wir haben ihnen die Mobiltelefone abgenommen, aber im Raum gab es ein Festnetztelefon. Man musste nur die Null vorwählen, um ein Amt zu bekommen. Nichts. Kein Laut. Sie haben stundenlang auf ihren Stühlen gesessen und ihre Nägel betrachtet. Die beiden wirkten wie zwei Fremde im Wartezimmer eines Zahnarztes. Mit dem Unterschied, dass die Fremden nach einer Weile miteinander ins Gespräch kämen. Sie schwiegen. Jemand muss sie sehr gut

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