Denn dein ist die Schuld
vorbereitet haben, denn im Verhör haben sie nur den Mund aufgemacht, um zu sagen, dass sie einen Anwalt wollen und von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen.«
»Kein Wort?«
»Kein Wort: Wir haben sie vor zwei Stunden getrennt. Wenn Sie bei uns bleiben, Dottor Marino, können wir sie einzeln vernehmen. Später müsste auch der Untersuchungsrichter kommen. Dottoressa Scauri hat gesagt, sie möchte zunächst unsere Berichte haben, bevor sie sich einschaltet. Und wir sind damit einverstanden. Die beiden sind harte Brocken, die man auf kleiner Flamme weichkochen muss. Allerdings wurden sie auf frischer Tat ertappt. Einer der beiden ist vorbestraft: Wir können uns also Zeit lassen, denn bei diesen Voraussetzungen würde kein Ermittlungsrichter auch nur im Traum daran denken, die Untersuchungshaft aufzuheben.«
»Tenente Colonnello, ich glaube …«
»Nennen Sie mich doch bitte Glauco.«
»Ja sicher, Glauco. Ich wollte Sie darauf hinweisen, Glauco - gratuliere, wirklich ein schöner Name -, dass wir noch nach zwei Minderjährigen suchen, über deren Schicksal wir völlig im Dunkeln tappen. Das Della-Seta-Mädchen und den kleinen Simonella. Es gibt weder Beweise dafür, dass sie am Leben sind, noch für ihren Tod. Nehmen wir jetzt einmal an, dass die Entführung des Simonella-Babys ein unabhängiger Fall ist und nichts mit dem Verschwinden der Della-Seta-Kinder zu tun hat, bleibt immer noch das Mädchen. Sie ist sechs Jahre alt, und für sie könnte ein Tag mehr oder weniger einen großen Unterschied machen …«
»Warum, Vincenzo? Erwarten Sie etwa, das Mädchen noch lebend zu finden? Sie haben doch das Video gesehen?«
»Ja, das habe ich. Natürlich habe ich es gesehen, Glauco. Am Ende hätte mein Herz beinahe nicht mehr mitgemacht. Ich weiß nicht, wie ich das bis zum Schluss durchgehalten habe. Gesù,’na criatùra furzàta e po’ lassàta a’o càne. O Gott, dieses kleine Wesen, erst missbraucht und dann einfach liegen gelassen. Diese verdammten Scheißkerle! Ich sage mir immer wieder, dass der Film eine Fälschung ist, obwohl ich weiß, dass es nicht stimmt. Entschuldigen Sie bitte den Dialekt, Glauco, aber ich habe nicht den Mut, gewisse Dinge beim Namen zu nennen, ja nicht einmal, zu glauben, dass dies alles wahr ist.«
»Genauso haben wir alle reagiert und auch unseren Dialekt benutzt. Die Bilder wurden einzeln analysiert. Wir warten zwar noch auf den Bericht der Spurensicherung, aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass alles authentisch zu sein scheint. Und den somatometrischen Ermittlungen nach scheint es sich um das Mädchen zu handeln, obwohl wir ohne einen DNA-Vergleich nie ganz sicher sein können. Zumindest entspricht es in allen Punkten der Fotografie, die uns die Mutter gegeben hat. Das neutrale Umfeld liefert keine Anhaltspunkte, so dass es nicht möglich sein wird, den Ort herauszufinden, an dem das Set aufgebaut wurde. Man sieht nur vier helle Wände, einen weißen Kachelboden, sicher bewusst gewählt, damit das Blut besser zur Geltung kommt, und das bedeutet, dass dieses Video kein Zufallsprodukt oder Amateurarbeit ist. Alles ist bis ins Detail geplant, und es hat sogar jemand Regie geführt. Wie Ihnen bestimmt aufgefallen ist, Vincenzo, ist der Spiegel im Hintergrund so ausgerichtet, dass man nur das Opfer sieht. Keine Schatten, keine Reflexionen. Ich habe mich deswegen erkundigt, und die Spezialisten haben mir gesagt, ein solches Video könne nur von einem Profi gedreht worden sein. Anscheinend ist es sehr schwierig, einen Schauplatz oder einen Teil davon aufzunehmen, der von einem Spiegel reflektiert wird, ohne das eigene Bild und zumindest seinen eigenen Schatten aufzunehmen. Um ein solches Ergebnis zu erreichen, benötigt man eine ausgezeichnete Planung: Spezialscheinwerfer, Filter - ganz zu schweigen vom Schnitt. Die Ausstattung ist eher bescheiden. Ein Sessel, Handschellen und Fesseln, Schleier und Bänder für das Opfer und der Spiegel, sonst nichts. Wir haben Nachforschungen über den Sessel angestellt. Ein ganz gewöhnlicher altmodischer Bürodrehsessel, wird seit Jahren nicht mehr hergestellt.«
»Also wird nichts dem Zufall überlassen. Die Kinder sind nicht von irgendeinem dreckigen Perversen entführt worden, der im Affekt gehandelt hat. Sie sind in eine sorgfältig geplante Falle gegangen.«
»So scheint es. Das Video soll wie ein Amateurfilm wirken, da Laienaufnahmen begehrter und deshalb teurer zu verkaufen sind, aber Aufnahme und Schnitt haben Profis
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