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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Jacke nicht in seiner Wohnung war, was im Übrigen unmöglich war, da er sie vor dem Verlassen der Kirche immer ablegte, musste er sie ganz bestimmt auf einer der Bänke vergessen haben. Oder sie hing noch an dem Gitter vor dem Altar des heiligen Franziskus, an dessen schmiedeeisernen Spitzen sich so bequem Putzlappen und Jacken aufhängen ließen.
    Pulitanò öffnete den Schrank in der Sakristei und suchte am Brett nach dem Schlüssel für die Tür von dort zur Kirche.
    Er war nicht da.
    Eine Minute stand der Küster fassungslos mit offenem Mund da und starrte auf das Brett mit den Haken für die Schlüssel. Alle hingen da, bis auf den einen. Als er das sah, stieg Angst in ihm auf.
    Jemand hatte ihm erzählt, zu den ersten Anzeichen von Alzheimer gehörte, dass man die Dinge des täglichen Lebens vergaß. Man hat die Dose mit dem Möbelspray in der Hand, stellt sie ab und vergisst sie sofort. Man wischt Staub, und plötzlich putzt man sich mit dem Staubtuch die Nase, steckt es ein, weil man glaubt, es sei ein Taschentuch.
    Oh Gott!
    Pulitanò ließ sich auf eine Truhe fallen, in der die Stolen und Chorhemden aufbewahrt wurden, und dachte nach. Wer hatte am vergangenen Abend als Letzter die Kirche verlassen?
    Nur wenige Menschen hatten Zugang zur Sakristei und zu diesem Schrank. Also, wer war das: er selbst, Don Andrea, Angelo Mastarini, nein, der nicht, denn er putzte nur ab und zu in der Kirche und hatte gesagt, so eine Verantwortung wie für die Schlüssel wollte er nicht übernehmen …
    Die vom Chor? Maestro Lucio Lovati oder der Organist Leonardo Coronari?
    Nein, auf gar keinen Fall! Pulitanò verwarf diesen Gedanken. Wenn sie bis spät in der Kirche blieben, schloss Leonardo immer hinter ihnen ab. Und der war genau wie ein Schweizer Uhrwerk. Wenn er die Kirche durch die Sakristei verließ, schloss er ab und hängte den Schlüssel zurück, weil er ihn ebenfalls lieber nicht mit nach Hause nahm.
    Da war doch noch dieser neue ehrenamtliche Kirchendiener, Sifo oder Sinfo, Pulitanò erinnerte sich nicht so richtig an seinen Nachnamen. Ein Gemeindemitglied, das als Hausmeister in einer Schule arbeitete. Aber Don Mario hatte ihm bestimmt nicht erlaubt, den Paramentenschrank zu öffnen!
    Nein, nein, wenn der Schlüssel zur Sakristei nicht an seinem Platz hing, bedeutete das, Don Andrea war noch spät in die Kirche gekommen und hatte ihn in seiner Tasche vergessen.
    Moment mal, überlegte Pulitanò, der nicht dumm war: Don Andrea hatte genau wie Don Mario alle Schlüssel für die Kirche, warum zum Teufel sollte er also den einzelnen Schlüssel aus der Sakristei nehmen?
    Das Ganze war äußerst verwirrend.
    Während Pulitanò sich gerade mühsam zu erinnern versuchte, wo er am vergangenen Abend in der Kirche gewesen war, hörte er ein Geräusch, nein, eine schnelle Abfolge von Geräuschen, die aus der Kirche kamen. Zuerst etwas wie einen dumpfen Fall, dann als klatschte etwas auf eine hölzerne Bank, und schließlich quietschende Räder.
    Jemand war in der Kirche!
    Diebe!
    Der alte Küster brauchte ein wenig, um seiner Panik Herr zu werden, aber als er wieder vernünftig nachdenken konnte, fiel ihm ein, dass, wer auch immer dort hereingekommen war, den Weg durch die Sakristei genommen haben musste und dass dies auch das Verschwinden des Schlüssels erklärte. Er widerstand der Versuchung, die Klinke herunterzudrücken, um zu sehen, ob jemand das Schloss geöffnet hatte, stattdessen griff er zum Sicherungskasten hoch und schaltete den Strom ab. Dann kroch er vorsichtig und leise auf allen vieren bis zum Bild der Madonna der Unbefleckten Empfängnis, schob es beiseite und legte den Kasten der Alarmanlage frei, die alle immer einzuschalten vergaßen. Er drehte den Schlüssel um und wartete, bis ein grünes LED-Licht ihm bestätigte, dass der Alarm aktiviert war. Dann verließ er ganz ruhig die Sakristei, schloss ab und ließ den Schlüssel stecken. Einmal draußen, rannte er zu seinem Wagen, schloss sich darin ein und zählte: eins, zwei, drei …
    Bei zwanzig brach der Alarm los und weckte das gesamte Viertel auf. Die Alarmanlage war auch direkt mit der Carabinieristation verbunden, und der Mann in der Telefonzentrale gab den Notruf an die Einsatzzentrale weiter, die wiederum alle Funkstreifen in der Gegend benachrichtigte.
    Zwei Wagen waren ganz in der Nähe und brauchten keine Minute dorthin.
    Sobald Pulitanò die blauen Lichter sah, ließ er seine Scheinwerfer aufblinken, dann verließ er das Auto, ging den Carabinieri

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