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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Solntsevskaya im Gegenzug forderten, waren verschiedene Aktionen an mehreren Fronten. Die Befehle erfolgten von Mal zu Mal durch immer wechselnde Personen, darunter auch einige Frauen aus der Organisation.
    Bei besagten Aktionen ging es darum, bestimmte Personen unter Kontrolle zu halten, damit sie »spurten« und die Befehle der Organisation befolgten. Oder es ging darum, Frauen abzuholen, die jeden Tag aus den osteuropäischen Ländern eintreffen, vor allem aus der Ukraine und Moldawien, und sie in bestimmte Städte zu bringen, wobei man sie dann den uns genannten Leuten übergeben sollte. Oder es ging darum, jemandem, der uns genannt wurde, eine ›Lektion zu erteilen‹. Oder es handelte sich um Mord (woran ich mich persönlich niemals beteiligt habe).
    Die Befehle wurden uns jedes Mal durch unsere Anführer mitgeteilt, die sie direkt von den Bossen aus Osteuropa erhielten, die wiederum im Auftrag anderer Leute handelten. Und zwar von jedem, der in der Lage war, für die geforderten Dienstleistungen zu bezahlen.
    Jede dieser Dienstleistungen hat ihren Preis, der je nach Ort, Umständen, Schwierigkeitsgrad und Risiko variiert. Es gibt keine festen Tarife, aber es lohnt sich, darüber zu verhandeln.
    Zu den wichtigsten obengenannten Dienstleistungen zählen auch Entführungen zum Zwecke der Erpressung und Kindesraub zu verschiedenen Zwecken: Kinderpornografie, Organhandel, illegale Adoption und mögliche Versuchspersonen zum Testen von neuen Drogen.
    Wir agieren in kleinen Gruppen, wobei uns Leute zur Seite gestellt werden, die dem hiesigen organisierten Verbrechen angehören, die meisten davon sind absolut unbescholtene Bürger und kennen theoretisch niemals die Identität des anderen, sondern nur ihre Tarnnamen.
    Die Gruppen, denen Aktionen zugewiesen werden, wechseln ständig. Keiner von uns weiß mit Sicherheit, für wen oder für welches Ziel er in Aktion tritt. Die verschiedenen Kommandoebenen, beginnend bei denen der Bosse der Solntsevskaya, werden getrennt gehalten, und nicht einmal unsere Anführer kennen die vollständigen Aktionspläne.
    Ich glaube, dass Solntsevskaya wie eine große Agentur für Verbrechen agiert. Dank der Kontakte zu den örtlichen kriminellen Vereinigungen ist sie die größte, schlagkräftigste und am besten organisierte von allen.
    Für meine aktive Tätigkeit erhielt ich hohe Zuwendungen, zu denen für jede Aktion noch Bonuszahlungen kamen. Das Geld wurde uns direkt auf Auslandskonten überwiesen, vor allem nach Liechtenstein.
    Frauen wie die Asanova, von Ihnen Eminescu genannt, werden bei ihrer Ankunft in Italien in verschiedene Gruppen unterteilt und verschiedenen Aufgaben zugeteilt: Sie agieren als Prostituierte, Informantinnen, Soldatinnen, je nach persönlichen Neigungen, Mut und Einsatzbereitschaft. Nach einer Probezeit werden den ›Soldatinnen‹ echte Papiere mit falschen Namen ausgehändigt. Zusätzlich erhalten sie Referenzen und Unterstützung, gemäß der ihnen zugewiesenen Aufgabe. Als Gegenleistung für ihre Dienste versprechen ihnen die Bosse ihres Landes, dass sie bald frei sein werden und sich ihre Arbeit frei wählen können. Über die Asanova kursierte das Gerücht, dass man sie entführt und nach Italien verbracht hat, um ihren Mann, ein ehemaliges Mitglied der Solntsevo, zu bestrafen, der anscheinend (das weiß ich nicht mit Bestimmtheit) ein Informant der moldawischen Polizei, die mit den Tschetschenen zusammenarbeitet, geworden sein soll.
    Der Mord an dem Carabiniere in Zivil vor dem Lokal Nadir in der Nacht vom 7. auf den 8. März war ein taktischer Irrtum und eine Verwechslung. Man hatte uns gemeldet, dass uns ein Ermittler in Zivil observieren würde und dass wir ihn abschrecken sollten. Der Carabiniere, den wir an seinem Haarschnitt und an seiner Haltung sofort als Uniformträger erkannten, hat sich uns genähert und sich für uns interessiert. Wir haben ihn verprügelt, obwohl wir wussten, dass er eine Schusswaffe bei sich trug, die er notfalls gegen uns benutzen würde. Dabei sind wir über unser Ziel hinausgeschossen.
    Ich erkläre, dass ich alles dargelegt habe, worüber ich Kenntnis habe und an das ich mich momentan erinnere. Ich erkläre weiterhin, dass ich keine für die Untersuchungen nützlichen Informationen verschweige. Schließlich erkläre ich, dass ich zukünftig alles darlegen werde, was mir noch einfällt. Ich erkläre, dass ich dem nichts mehr hinzuzufügen oder zu verändern habe.«
    Gelesen, bestätigt, unterschrieben
    Unterschrift:

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