Denn dein ist die Schuld
immer wieder freigesprochen. Es ging auch um die wichtige Frage, wie der Attentäter die Bombe erhalten hatte und wer sie ihm zugespielt hatte. Auch hier gab es Theorien, aber keine Fakten, die einer gerichtlichen Überprüfung standgehalten hätten.
Und dann waren da noch die Aussagen zu dem jüngsten Fall rechtsextremer Gewalt.
Carabinieristation von Rozzano
(Mailand)
Betreff: Protokoll der Aussage von ROMANO GATTI, genannt »Acido«, geboren in Brescia am 13. 10. 1971, wohnhaft in Mailand, Via Procaccini 32, verheiratet, Autoschlosser, mehrfach vorbestraft.
Am heutigen Tag, dem 8. März 2007, um 23:43 Uhr in der Carabineristation von Rozzano, ist vor Giordano Li Causi, Tenente, und Filippo Consoli, Brigadiere, ebenfalls anwesend Tenente Colonnello Glauco Sereni, Kommandant dieser Station, ROMANO GATTI erschienen, der bei einer Schlägerei vor der Diskothek Nadir in Mailand, Via Dei Missaglia, festgenommen wurde und nun mehrerer Vergehen gemäß Strafprozessordnung Paragraph 588 (Schlägerei), 575 (Mord), 594 (Meineid) beschuldigt wird und aus freien Stücken Folgendes erklärt:
»Ich bekenne mich schuldig, zusammen mit meinem ›Kameraden‹ Alberto Consoli (Klaus) und zwei anderen Personen, die mir unter den Namen Mastino und Fritz bekannt sind, die mir zur Last gelegten Verbrechen begangen zu haben. Diesbezüglich möchte ich folgende Erklärung abgeben.
Ich gehöre einer rechtsextremen politisch-kulturellen Gruppierung an, die sich Sangue Nero & Onore Bianco - Schwarzes Blut & Weiße Ehre, SNOB, nennt und im März 2006 von einem Club Ultra-Fans des Fußballteams *** gegründet wurde. Dieses Team war infolge der Affäre um illegale Absprachen, des sogenannten Calciopoli-Skandals, zwangsweise aus der Serie A in die Serie B abgestiegen. Wir, die Ultras, waren mit den Entscheidungen des Fußballverbandes nicht einverstanden, die aufgrund von Ermittlungen einer Staatsanwaltschaft, deren politische Einstellungen wir nicht teilen, getroffen wurden, und haben daher beschlossen, unsere Kräfte zu bündeln und einen Verein zu gründen, aus dem bald eine Partei hervorgehen sollte. Diese sollte so mächtig werden, dass sie sich einer Regierung entgegenstellen konnte, die unserer Meinung nach die heiligen Prinzipien von Vaterland, Familie, Freiheit und Ehre verrät.
Ich gehörte zu den Mitbegründern und bin seit der Gründung von SNOB aktives Mitglied. Da man ohne Geld nichts ausrichten kann, haben sich die führenden Gründungsmitglieder zur Finanzierung von politischen Aktionen und Propaganda an gewisse ausländische Organisationen gewandt, denen nachgesagt wird, dass sie unseren obengenannten Idealen nahestehen.
Eine dieser Organisationen trägt den Namen Solntsevskaya und stammt aus Russland. Ich weiß mit Bestimmtheit, dass unsere Anführer mehrfach nach Moskau und Moldawien gereist sind, um dort deren Chefs zu treffen, unter anderem in Begleitung von Dolmetscherinnen.
Der mir genannte Name Nelea Eminescu ist mir unbekannt. Die entsprechende Person, von mir auf einem mir vorgelegten Foto erkannt, ist mir unter dem Namen Ljudmilla Asanova bekannt und gehörte zu der Gruppe der sogenannten ›Dolmetscherinnen‹. Besagte L. Asanova war Animierdame und Lapdancerin in verschiedenen Nachtlokalen Mailands, unter anderem im Nadir, wo sie als Käfigtänzerin und Stripperin nach drei Uhr morgens auftrat. Das war ihr Beruf, obwohl sie sich lieber als Hostess und Begleiterin und manchmal auch als Studentin und Kindermädchen ausgab.
Nach der letzten Reise nach Moskau und Kiew gegen Ende Juli 2006 wurden größere Geldsummen an unsere Gruppe übergeben: Euros und Dollars, aber auch Inhaberpapiere, von ausländischen Banken ausgegeben. Meines Wissens aus den USA, aber ich bin mir nicht sicher. Dieses Geld kam über ein Schweizer Bankkonto, das auf die SNOB lief und auf das drei unserer Anführer Zugriff haben, deren Namen ich aber nicht kenne, da die Organisation so strukturiert ist, dass niemand an Informationen über die Hierarchien kommt.
Dieses Geld ermöglichte es SNOB, einen Geschäftssitz im historischen Stadtzentrum von Mailand anzumieten, alle nötigen Genehmigungen für das Abhalten politisch-kultureller Veranstaltungen zu erhalten und einen einträglichen Handel mit Postern und Artikeln zu betreiben, die für unsere - also die faschistische - Sache werben.
Ich weiß mit Bestimmtheit, dass uns dieses Geld nicht ohne entsprechende Gegenleistungen angeboten wurde. Das, was die Bosse der Gruppe
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