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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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würde es diesen Drecksäcken am liebsten heimzahlen.«
    »Siehst du? Du hast dir die Frage selbst beantwortet. Du hättest selbst keinen klaren Kopf, und den braucht man in so einem Fall. Ich spüre, dass dahinter ein klares Konzept steht. Und dieses Kind …« Marino gähnte geräuschvoll. »Entschuldige, Leo’, aber heute Nacht bin ich nicht einmal ins Bett gegangen. Ich habe mir immer wieder die Akte durchgelesen. Kannst du nach dem Kaffee einen Moment in mein Büro kommen? Ich muss dir etwas geben.«
    »Okay. Aber zu dem … dem Simonella-Baby. Höchstwahrscheinlich ist es tot, Vince. Und wir kennen nicht einmal den Grund. Wie sollen wir da den Mörder finden?«
    »Wir werden ihn finden, Leoni. Früher oder später wird jemand reden. Irgendwo, im Gefängnis oder auf der Straße. Allerdings ist dieser Fall wirklich ungewöhnlich. Da verschwindet am helllichten Tag mitten im Zentrum von Mailand ein Baby und bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Danach verschwindet das Kindermädchen. Auch wie vom Erdboden verschluckt. Und jetzt passiert das Gleiche beim Vater. Und alle schweigen. Weißt du, was das bedeutet? Hinter alldem steckt eine richtig dicke Organisation, die auf Geheimhaltung, Mittel und vor allem einen genauen Plan bauen kann. Komm mit mir, und lass uns hören, was diese Dumpfbacken zu sagen haben. Dann reden wir weiter.«
    Fünf Minuten später lagen die Kaffeebecher zusammengeknüllt im Papierkorb, und Leoni und Marino saßen in seinem Büro.
    »Wer ist der Staatsanwalt, der sich mit den Nazis beschäftigt?«
    »Das ist mehr als einer. Zunächst Salvini. Dann der von der DDA, ich weiß nicht, wie der heißt. Und dann Dottor Lombardi für die politische Schiene. Antonio Lombardi ist der Untersuchungsrichter, der die Ermittlungen beim Anschlag auf das Präsidium geleitet hat. Du weißt schon, Bertoli und die Neofaschisten …«
    »Der Anschlag aufs Präsidium? Was hat der damit zu tun?«
    »Da geben sich die Carabinieri zugeknöpft. Ich glaube, sie habe etwas bei Verhören oder von Informanten erfahren …« Marino zuckte mit den Schultern.
    »Was wolltest du mir geben?«
    »Das hier.« Eine grüne Akte wechselte den Besitzer. »Wenn du nicht zu sehr mit deinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt bist, kannst du ja mal hier reinschauen. Hier findest du die Niederschriften der Verhöre. Und noch ein paar andere Dokumente. Lass das aber nicht rumliegen, sonst findet es schnell einen neuen Besitzer.«
    »Sag mal, Vince, was soll das denn? Wann hätte ich wohl je mal eine Akte rumliegen lassen? Wollen wir nicht lieber über das eine Mal sprechen, als du die ganze Mordkommission auf den Kopf gestellt hast, weil du deine Beretta verloren hattest?«
    »Ach, Leo, du bist vielleicht empfindlich! Die Beretta hatte mir der Fotograf der Spurensicherung abgenommen. Er brauchte sie für seinen Vergleiche …«
    »Das stimmt. Aber das hast du erst einen Monat später bemerkt. Wenn ich nicht die Waffe für dich im Labor abgeholt hätte, hättest du es als Diebstahl angezeigt, und dann hätte es eine interne Ermittlung gegen dich gegeben. Und hier draußen stehen sie schon Schlange, um deinen Posten zu übernehmen.«
    »Vielen Dank, Leoni, aber eine interne Ermittlung ist genau das, was uns blüht, wenn diese Sachen hier in der Zeitung landen. Ich wollte dir damit nur sagen, dass ich sie nicht gerade auf dem Dienstweg erhalten habe. Da die Carabinieri sie noch nicht einmal an den Staatsanwalt übergeben haben, ginge das gar nicht. Und ich habe dir auch nichts gegeben. Es sind Fotokopien. Lies sie, und dann verbrenn sie im Kamin oder iss sie auf. Hauptsache, sie machen nicht die Runde, in Ordnung?«
    »Ich hab’s kapiert. Du bist mit dieser Carabinierioffizierin ins Bett gestiegen. Die sieht gar nicht übel aus. Vielleicht ein bisschen zu wenig feminin. Aber wenn man sich die Uniform wegdenkt …«
    »Leo’, lass es dir gesagt sein, tu si’na camorrista !«
    »Und du, Vince, du bist ein Aufreißer.«
    »Schön wär’s, Leoni.«
     

KAPITEL 85
    Sandra Leoni ging in ihr Büro und öffnete die Akte, in der sie verschiedene Zeitungsartikel über das blutige Attentat von 1973 auf das Polizeipräsidium von Mailand vorfand. Außerdem eine Zusammenfassung der Ereignisse und der letzten Endes ergebnislos verlaufenden Ermittlungen, die sich über fünfundzwanzig Jahre erstreckt hatten, ehe sie schließlich eingestellt wurden. Daraus ging hervor, dass es einen neofaschistischen Hintergrund gab, aber mögliche Drahtzieher wurden

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