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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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flagranti‹, also kommen Sie früher oder später sowieso wieder in Haft …«, sagte Dottoressa Scauri und würdigte ihn keines Blickes.
    »Was bedeutet denn dieses beschissene ›in flagranti‹?«
    »Passen Sie auf, wie Sie mit der Staatsanwältin reden. Entschuldigen Sie bitte, Dottoressa …«
    Der Anwalt wirkte verlegen, zu Sandra Leonis großer Befriedigung, und sie beschloss, die Frage zu beantworten. Auf ihre Weise natürlich.
    »In flagranti bedeutet, dass du nicht so billig davonkommst«, erklärte sie ihm im spitzen Ton einer Lehrerin. »Das heißt, man hat dich auf frischer Tat ertappt, bei dem Versuch, jemanden, den du für tot hieltest, in einem Sack abzutransportieren. Du hast diesem armen Kerl, der euch dabei erwischt hat, dass ihr die Kirche ausrauben wolltet, einen Schlag auf den Kopf versetzt, und dann, als ihr beide annahmt, er sei tot, wolltet ihr ihn wegbringen. Das ist Mord, Freundchen. Artikel 575 des Strafgesetzbuches. Wenn du aus dem Gefängnis kommst, bist du reif fürs Altersheim.«
    »So ängstigen Sie ihn doch nur, Dottoressa Leoni«, quengelte der Anwalt und klang nun wie ein sturer kleiner Junge. Marino stellte ihn sich mitten in der Verteidigung vor Gericht vor und empfand daraufhin so etwas wie Mitleid mit seinen Schutzbefohlenen.
    »Ach wirklich? Sie ängstigt ihn? Nicht mehr? Schade, eigentlich wollen wir ihm eine Todesangst einjagen!« Tenente Colonnello Sereni, der bis zu diesem Augenblick unruhig auf seinem Stuhl herumgerutscht war, um eine Haltung zu finden, in der er sich nicht die Oberschenkel quetschte, sagte dies ohne den Anflug eines Lächelns. »Dreißig Jahre, und wegen der erschwerenden Umstände wird es keine Strafermäßigung geben. Junge, fang schon mal an, dich für Häkelarbeiten zu begeistern. Damit geht die Zeit schneller herum.«
    »Also, meine Herrschaften, das Verhör endet hier. Wir können gehen. Wache!« Dottoressa Scauri stand als Erste auf und tat so, als merkte sie nicht, wie der Anwalt hektisch flüsternd seinen Mandanten beschwor.
    »Einen Moment!« Die Stimme des Anwalts klang schrill.
    »Warten Sie bitte, Dottoressa … Mein Mandant möchte etwas sagen …«
    »Ja? Reden Sie!« Die Dottoressa setzte sich absichtlich nicht hin. Sie blieb stehen, hielt die Akte vor die Brust gepresst. Die anderen folgten ihrem Beispiel. Nur der Verteidiger und sein Mandant saßen jetzt noch. Der Anwalt sah von einem zum anderen.
    »Bitte, warten Sie doch«, bettelte er. Dann wandte er sich an seinen Klienten: »Red schon. Sag Ihnen, was du mir erzählt hast …«
    »Wir haben dem nichts getan. Als wir dort ankamen, haben wir geglaubt, er wäre tot.«
    »Na endlich!« Dottoressa Scauri plumpste beinahe auf den Stuhl zurück. »Sind alle einverstanden, dass diese Aussage aufgezeichnet wird? Ja? Gut. Also, da wir alle hier versammelt sind, einschließlich des Verteidigers, könnte das Ganze auch als Beweismittel gelten.«
    Sie holte schnell eine Kassette aus ihrer Tasche, zeigte sie allen, damit sie sahen, dass sie noch verpackt war, riss die Kunststofffolie ab und schob die Kassette in das Aufnahmegerät. »Wir fahren fort, die notwendigen Fakten haben wir ja in den Akten: Heute, am 13. März 2007, um …« Ein schneller Blick auf die Uhr. »Um elf Uhr fünfundvierzig, ist vor mir, Staatsanwältin Dottoressa Maria Laura Scauri, anwesend in meiner Funktion als ermittelnde Staatsanwältin im betreffenden Fall, Andrea Della Volpe erschienen, geboren in (…), dem folgende Vergehen zur Last gelegt werden: schwere Körperverletzung, Mordversuch, Hausfriedensbruch und so weiter. Er wurde bei dem Versuch überrascht, am (…) um (…) Uhr mit seinem Komplizen Pasquale Scifo den leblosen Körper von Leonardo Coronari aus der Kirche Santa Maria della Conciliazione in Rozzano (Mailand) fortzuschleppen. Später stellte sich heraus, dass der Betreffende noch am Leben war. Der Beschuldigte hat auf sein Zeugnisverweigerungsrecht verzichtet, um uns von sich aus Erklärungen in Bezug auf die laufenden Ermittlungen zu geben. Diese Aufzeichnung des Gesprächs im Verhörraum der Strafanstalt San Vittore in Mailand wird als Beweismittel zu den Akten genommen, der Verteidiger des Beschuldigten ist anwesend, dieser ist über seine Rechte aufgeklärt worden, weiterhin anwesend die in den Akten vermerkten Beamten der Kriminalpolizei in ihrer Funktion als Ermittler und Zeugen. Bitte, Dottoressa Leoni, stellen Sie Ihre Fragen …«
    »Vielen Dank, Dottoressa Scauri. Also du, Andrea Della Volpe,

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