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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Marino.
    Leoni: »Erzähl uns, wie das angefangen hat.«
    Andrea Della Volpe kratzte seinen kahlen Schädel.
    »Nur ganz kurz! Also, Pasquale Scifo hat irgendwann von Martina in der Pause Fotos gemacht und dann auch noch auf dem Schulklo. Er hat mir gezeigt, wie er das macht. Wenn ein Junge die Toilette betrat, ging er schnell in die andere mit dem Schrubber, als wollte er dort saubermachen, aber am Stiel des Schrubbers hatte er sein Handy mit Klebeband befestigt und die Videokamera schon eingeschaltet. Im richtigen Moment hob er dann den Schrubber hoch und machte Aufnahmen. Er wusste, wie er sich hinstellen musste, um den richtigen Blickwinkel zu haben«, der junge Mann grinste anzüglich. »Und sie haben ihn nie erwischt! Mit den Videos hat er eine Menge Kohle gemacht. In die Mädchenklos konnte er natürlich nicht immer rein. Das war verboten. Aber ab und zu, wenn es sich lohnte, hat er es riskiert. Und der hat richtig was riskiert. Für ein paar Euros hätte der doch seine Großmutter nackt fotografiert!«
    Leoni: »Kommen wir wieder zu Martina.«
    »Er hat Videos von ihr gedreht und ein paar Fotos gemacht und sie dann denen da gezeigt. Eines Abends hat er mich dann von der Arbeit abgeholt, um mir zu sagen, dass ich auf einen Satz meine ganzen Schulden loswerden konnte, wenn ich mitmachen würde, und vielleicht noch ein bisschen was dabei herausspringen würde. Martina sollte doch nur ein paar Fotos machen! Also nichts Schlimmes. Schließlich versorgt mein Vater doch diese Schl… ihre Mutter.«
    Tenente Colonnello Sereni widerstand seinem Drang, ihm die Finger um den Hals zu legen und zuzudrücken.
     

KAPITEL 90
    Dienstag, 13. März, 18:00 Uhr
    Sieben Stunden später saßen sie immer noch in dem schmucklosen Raum in San Vittore. Nur Staatsanwältin Laura Scauri hatte sich im Verlauf des Nachmittags verabschiedet und das weitere Verhören den drei Beamten Tenente Colonnello Sereni, Ispettore Capo Marino und Ispettrice Leoni überlassen.
    Beinahe sechs Stunden Verhör, nur durch einige Pausen unterbrochen: Andrea Della Volpe hatte seine Version der Ereignisse immer und immer wiederholen müssen, von der Vorgeschichte der Entführung von Ivan und Martina Della Seta bis zur Gewalttat an Leonardo Coronari, dem einzigen Verbrechen, dessen er im Augenblick beschuldigt wurde, und Grund dafür, dass er in Untersuchungshaft saß.
    Die Aussage war aufgezeichnet und dann abgetippt worden, damit der Beschuldigte sie unterschreiben konnte. Als das Verhör endete und sich alle, der Beschuldigte natürlich ausgenommen, in der Via Filangieri voneinander verabschiedeten, hatte sich die Dunkelheit über Mailand gelegt.
    Falls die Aussage von den vorhandenen Tatsachen, der Aussage des Komplizen und möglichst noch von anderen Zeugen bestätigt wurde, würde sie Licht in viele Einzelheiten bringen. Während sie mit dem zivilen Dienstwagen auf der Via Fatebenefratelli zurückfuhren, betrachteten Marino und Sandra Leoni stumm und genießerisch die bunten Lichter der Stadt, die in der vom Regen abgewaschenen und dann vom Wind getrockneten abendlichen Dunkelheit besonders hell strahlten.
    Zu schön.
    Zu hell.
    Alles war zu viel.
    »Ich muss dich loben!« Marino lächelte, aber er hielt die Augen starr auf die Windschutzscheibe gerichtet, weil sie gerade über die Kreuzung an der Porta Genova fuhren und aus drei verschiedenen Richtungen Straßenbahnen heranfuhren. »Sehr gut! Du hattest in allem Recht.«
    »Ich bin ein bisschen aufs Geratewohl losgegangen, aber genau wie du glaube ich nicht an Zufälle, Vince. Zwischen dem Organisten und dem Jungen, der im Chor sang, musste es eine Verbindung geben. Außerdem stand er noch in verwandtschaftlichem Verhältnis zum Beschuldigten, also, ich bitte dich! Das passte doch genau zusammen. Aber …«
    »Was aber?«
    »Aber wir haben nichts erfahren, was auf eine Verbindung zwischen der Entführung der Kinder in Rozzano und der des kleinen Simonella hinweist. Und doch sagt mir etwas, dass es da eine Gemeinsamkeit gibt …«
    »Leo’, jetzt übernimm dich mal nicht. Wenn es eine Verbindung gibt, werden wir sie finden. Wir haben noch nicht alle Details. Jetzt werden wir noch etwas in der Akte überprüfen.«
    »Was?«
    »Der Pfarrer, Leoni, der Pfarrer. Lass uns noch kurz einen Blick in die Akten werfen, und dann gehen wir beide nach Hause. Morgen erwartet uns ein harter Tag,’ na giurnata’e chille . Wir werden Pasquale Scifo noch einmal vernehmen.«
    »Genau, Vince, dann kann ich endlich

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