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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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etwas sagen, Dottoressa Scauri?«
    »Bitte!«
    »Gut. Hören Sie, Avvocato. Sie haben eine Menge Zeit gehabt, um allein mit Ihrem Mandanten zu reden. Jetzt sitzen wir hier zu sechst, und unsere Zeit, besonders die von Dottoressa Scauri, ist genauso wertvoll wie die Ihre. Kommen Sie also zur Sache. Wir brauchen Informationen, die weit über das hinausgehen, weswegen Pasquale Scifo verhaftet und in Untersuchungshaft genommen wurde. Wenn er die Ermittlungen unterstützt, könnte er daraus auch seinen Vorteil ziehen, andernfalls würde er die ganze Verantwortung für das Verbrechen auf sich nehmen. Und die Tatsache, dass sie es zu zweit begangen haben, wird seine Lage nicht erleichtern. Wird er jetzt reden oder nicht? Was raten Sie ihm, Avvocato?«
    Ein rascher Blickwechsel: Der Anwalt sah Scifo fragend an. Der schüttelte den Kopf.
    »Mein Mandant erklärt sich weiter für unschuldig und macht von seinem Recht …«
    »… Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Wir haben es begriffen. Wache! Das Verhör ist beendet. Bringen Sie ihn weg!«
    Man führte Pasquale Scifo aus dem Raum, wo kurz darauf der andere Verhaftete, Andrea Della Volpe, erschien.
    »Avvocato, Sie verteidigen beide Beschuldigte«, begann Dottoressa Scauri. »Scifo ist ein Mann mittleren Alters, aber Ihr anderer Mandant ist gerade mal volljährig, also raten Sie ihm zu seinem Besten, den Mund aufzumachen. Er ist zu jung, um sich einer so schweren Strafe auszusetzen. Sagen Sie ihm …«
    »Dottoressa, Sie wissen doch besser als ich, dass ich meinen Mandanten nicht in einer Entscheidung beeinflussen kann, die seine gesamte Zukunft betreffen könnte …«
    »Jetzt reicht es aber, Avvocato.«
    Vincenzo Marinos Stimme klang ruhig, gelassen, ganz im Gegensatz zu seinen scharfen Worten. Sandra Leoni begriff, dass er außer sich vor Wut war.
    »Sie überschreiten die Grenzen Ihrer Aufgabe, die ausschließlich darin besteht zu überwachen, dass die Rechte Ihres Mandanten nicht verletzt werden. Wenn Sie weiterhin jedes Wort hier infrage stellen, werde ich Sie ganz persönlich wegen Begünstigung anklagen. Vergessen Sie nicht, dass Ihre Mandanten Scifo und Della Volpe nicht nur einer Reihe schwerer Vergehen beschuldigt werden, sondern auch Zeugen sind. Dottoressa Scauri ist sehr höflich gewesen, als sie sich an Sie gewandt hat. Wir Polizisten achten nicht so auf Formen und …«
    Sandra Leoni applaudierte ihm innerlich. Doch die Staatsanwältin blickte finster.
    »Gut, Sie haben sich klar genug ausgedrückt, Ispettore Capo«, Laura Scauris Augen schleuderten Blitze. »Jetzt machen wir weiter. Wollen Sie also reden oder nicht, Signor Della Volpe?«
    Der Beschuldigte, der dem Wortwechsel mit den Augen gefolgt war, als beobachte er ein Tischtennisspiel, zögerte zweifelnd. Sein pickliges Gesicht verzog sich im Versuch, alles zu verstehen, zu einer unsicheren Grimasse.
    Hier öffnete sich eine Möglichkeit.
    Sandra Leoni nutzte die Gelegenheit, um in diesen kleinen Spalt einzudringen.
    »Was wir von dir wissen wollen, hängt weniger mit deiner Rolle als Beschuldigter zusammen als mit unseren aktuellen Ermittlungen, Andrea. Dein Verteidiger sollte dir besser raten zu antworten, denn es kann nur zu deinem Vorteil sein, wenn du uns vertraust. Bei dir verhält es sich anders als bei deinem Komplizen, und sei es nur, dass du deutlich jünger bist als er. Er ist … schauen wir mal …«, sie konsultierte rasch ihre Aufzeichnungen, »siebenundzwanzig Jahre älter als du. Glaubst du, er würde an deiner Stelle dir gegenüber genauso freundlich handeln? Also, willst du jetzt unsere Fragen beantworten oder nicht?«
    »N… nein …« Das Gesicht des Jungen wirkte so flach und ausdruckslos wie der Schieber, mit dem er die Pizzen aus dem Ofen holte.
    »In diesem Fall …« Dottoressa Scauri nahm bereits die Akten und ihre Tasche in die Hand. »In diesem Fall, Avvocato, setzen Sie bitte Ihren Mandanten in Kenntnis, dass dies die letzte Gelegenheit für ihn ist, seine Lage zu verbessern. In drei Wochen wird er dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden, der aufgrund der Beweise und der Tatsache, dass man ihn auf frischer Tat ertappt hat, nur eine Eröffnung des Verfahrens beantragen kann. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit. Ich habe zu tun …«
    »Wann darf ich denn nach Hause? Ich …«
    Es klang wie ein Winseln.
    »Nach Hause? Das hängt vom Richter ab. Außerdem kommt es auf jeden Fall zur Eröffnung des Verfahrens. Danach der Prozess. Bei Ihnen erfolgte die Festnahme ›in

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