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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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ein Besessener, der gerade einen Albtraum durchlebt. Er versuchte zu schreien, aber aus seiner Kehle kam kein Ton. Der Schlauch für die künstliche Beatmung blockierte seine Stimmbänder. In seiner Panik wirkte dieser weiße Schlauch wie ein Tentakel dieses Monsters aus Alien .
     
    Die Nachricht, dass jemand in die Sonderstation der Klinik eingedrungen war und versucht hatte, unter den Augen seiner Bewacher den jungen Organisten mit einer Überdosis Ketamin zu töten, erreichte das Polizeipräsidium erst am späten Nachmittag, weil niemand sofort begriffen hatte, was passiert war, und daher die Anzeige erst mit einer gewissen Verzögerung bei der Polizei im Krankenhaus gemeldet wurde. Der Bericht war dann erst den üblichen Dienstweg gegangen, ehe er zusammen mit einem Bericht der nächtlichen Ereignisse - eine Schlägerei, eine Messerstecherei, ein Verkehrsunfall mit unterlassener Hilfeleistung - auf dem Schreibtisch des zuständigen Staatsanwaltes landete.
    Als Vincenzo Marino der Telefonanruf erreichte, war Leonardo schon außer Gefahr, aber sein Hirn war verwirrter denn je.
    Don Andrea war noch auf der Carabinieristation, um die Vermisstenanzeige wegen seiner Mutter aufzugeben, als gemeldet wurde, dass man eine ältere Frau aufgegriffen hatte, die hilflos und barfuß an der westlichen Umgehungsstraße herumirrte.
    Bei der Straßenpolizei waren mehrere Anrufe eingegangen. Daraufhin hatte sich ein Streifenwagen auf den Weg gemacht, gefolgt von einem Krankenwagen. Als man die Straße systematisch absuchte, hatte man die Frau in der Nähe einer Ausfahrt zusammengekauert und gegen eine Leitplanke gelehnt gefunden. Sobald die Frau die blauen Blinklichter bemerkt hatte, war sie aufgestanden und hatte sie sofort um Hilfe gebeten. Sie hatte besorgt geklungen, schien aber vollkommen klar im Kopf zu sein. Ganz sicher klang sie nicht wie eine Alzheimer-Patientin.
    Der Polizeiposten der San-Paolo-Klinik, wohin der Krankenwagen sie gebracht hatte, hatte den Vorfall dann gemeldet. Reiner Zufall, dass die Nachricht von ihrem Wiederauftauchen so schnell die Carabinieristation erreichte, wo Don Andrea gerade die Vermisstenanzeige unterschrieb.
    Zwei Carabinieri hatten eine von einem Freier verprügelte Prostituierte in die Notaufnahme begleitet. Vom zuständigen Polizisten hatten sie zufällig den Namen von Don Andreas Mutter gehört, und einer von ihnen hatte die Verbindung hergestellt. Ob diese Frau wohl … die gesuchte Mutter des Geistlichen war?
    Bei ihrer Ankunft im Krankenhaus war Don Andreas Mutter keineswegs verwirrt.
    Sie war »klar, wach und kooperativ«, so hatte es der diensthabende Arzt ausgedrückt. Nur unterkühlt und verängstigt, das war verständlich, aber nichts weiter. Daher hatte sie keine Probleme, die Leute anzuzeigen, die sie entführt, ausgezogen, verprügelt, zu Tode erschreckt und mitten in der Nacht an der Umgehungsstraße ausgesetzt hatten. Man behandelte ihre Aussage daraufhin sofort mit der gebührenden Aufmerksamkeit.
    »Es war halb zehn Uhr morgens, vielleicht auch schon Viertel vor zehn. Ich hatte gerade die Wohnung gelüftet und wollte saubermachen, als die Haustürklingel schellte. Ich habe den Drücker betätigt, ohne groß zu fragen, wer da war, weil im Gemeindezentrum im Moment die Polizei ein und aus geht. Ich fühlte mich sicher. Außerdem war es halb zehn Uhr morgens!
    Eine Minute später, vielleicht auch zwei, klingelte es hier an der Wohnung. Ich habe aufgemacht, wobei ich die Sicherheitskette noch vorgelegt ließ.
    Vor der Tür stand jemand, den ich nicht kannte. Vielleicht hatte ich ihn doch schon einmal gesehen, denn sein Gesicht kam mir irgendwie vertraut vor, aber ich wusste nicht, wer er war und wie er hieß. Aber der Mann wusste, wer ich war. Er hat mir gesagt, dass Don Andrea - mein Sohn - oft mit ihm über mich sprach, und ich dachte, das müsste stimmen, weil er meinen Namen nannte.
    Guten Morgen Signora Irma - ich heiße Irma -, wie geht es Ihnen, nehmen Sie immer noch die Medikamente? Er wusste sogar von meinem gesundheitlichen Problem. Ich habe ihm geantwortet, mir geht es gut, und inzwischen versuchte ich herauszufinden, was er wollte … Er hörte gar nicht mehr auf, mich mit Komplimenten und anderem Gerede zu überschütten … Signora Irma hinten, Signora Irma vorne … Deshalb habe ich gefragt: Was wollen Sie? Brauchen Sie etwas?
    Er hat mir gesagt, dass er Don Andrea wegen einiger Seelenmessen sprechen müsste. Und ich habe ihm gesagt, mein Sohn käme erst in zwei

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