Denn dein ist die Schuld
illegaler Telefonmitschnitte ermittelt wird, die ich unter Verwendung der technischen Gerätschaften und der Technik der Telefongesellschaft gemacht haben soll, bei der ich eine Führungsposition bekleide, und weiterhin verdächtig, in die Entführung meines eigenen Sohnes Giovanni verwickelt zu sein, habe im vollen Besitz meiner geistigen Kräfte beschlossen, mir das Leben zu nehmen, das für mich unerträglich geworden ist.
Ich erkäre, dass niemand auf mich Druck ausgeübt hat, um mich zu diesem Schritt zu bewegen, und dass niemand mir dabei geholfen hat.
In meinem Körper, der mit Sicherheit einer Autopsie unterzogen wird, wird man eine Mischung aus Alkohol und Beruhigungsmitteln finden, die meiner Frau verschrieben wurden. Ich versichere ausdrücklich, dass ich diese aus freiem Willen genommen habe, um mir meinen Tod zu erleichtern.
Der Schlüssel in diesem Umschlag öffnet den kleinen Safe im Schlafzimmer meiner Wohnung in Mailand im Viale Majno. Dieser Safe enthält zwei CD-ROMs, auf die ich die Gespräche überspielt habe, die von der Gesellschaft mitgeschnitten wurden, deren Geschäftsführer ich bin. Ich bitte Sie, hören Sie sich diese aufmerksam an.
Ich bitte meinen Bruder Enrico und unsere lieben Verwandten, sich um meine Frau Laura zu kümmern. Ich bitte alle um Vergebung.
Luciano Simonella
»Das hatte ich nicht gemeint, als ich mir wünschte, dass es endlich zu einer Wende in dem Fall kommen sollte«, sagte Vincenzo Marino und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, es kratzte leicht. Da er sich meist abends rasierte, wirkte sein Gesicht immer ein wenig ungepflegt und stoppelig.
»Warum? Sag mir nicht, das hat dich überrascht.«
Eine Stunde später saßen sie in seinem Büro, um sich zu besprechen und die Aufgaben untereinander aufzuteilen.
»Man glaubt, dass man immer auf alles vorbereitet ist, trotzdem rechnet man nie mit dem vorhersehbarsten Ende. Unser aller Leben besteht aus einer Abfolge der wahrscheinlichsten Ereignisse, die am meisten zu erwarten waren, die nur einem einzigen Gesetz gehorchen: ›Auf jede Aktion erfolgt immer eine gleiche und eine gegensätzliche Reaktion. Daher sind die Kräfte zwischen zwei Körpern immer gleich und einander entgegengesetzt und heben einander auf.‹«
»Was ist das denn? Murphys Gesetz?«
»Nein. Isaac Newton. Sein drittes Gesetz der Bewegung. Ein Fundament der modernen Physik.«
»Vince, du wirst mir unheimlich! Du bist ja eine Intelligenzbestie.«
»Ach was, Leo’«, Marino gab sich bescheiden. »Ich bin nur jemand, der vielleicht den falschen Beruf gewählt hat. Ich wäre gern Mathematiker oder Physiker geworden. Stattdessen … Ach, lassen wir das! Wie auch immer, der Selbstmord dieses Mannes stand von Anfang an so fest wie das Amen in der Kirche, und deshalb fühle ich mich selbst ein wenig dafür verantwortlich.«
»Wenn es denn Selbstmord war«, Sandra Leoni war skeptisch.
»Der Brief ist eindeutig. Und unter uns gesagt, der Mann hatte auch seine guten Gründe dafür«, Marino schien nachzudenken. »Hör mal, wollen wir die Aufzeichnungen zusammen anhören, sobald wir sie erhalten?«
»Bei mir oder bei dir?« Leoni blieb ganz ernst. »Vielleicht sollten wir dabei ein paar Austern schlürfen und ein wenig Champagner trinken …«
»Leo’, hör mal, das ist bei dir zur fixen Idee geworden. Wenn du möchtest, können wir die Tür auch sperrangelweit offen lassen, und Sismondi steht auf dem Flur und beschützt dich. Dann kannst du beruhigter sein. In Ordnung?«
Die Ispettrice errötete heftig.
»Vincenzo, hör mal, bitte entschuldige. Es ist nur so …«
»Nein, entschuldige du, wenn ich so als Freund zu dir spreche. Ich weiß nicht, warum du so eine Angst hast, aber ich bin sicher, dass du sie hast. Irgendjemand hat dir Böses zugefügt, das ist ganz offensichtlich. Aber eigentlich solltest du schon begriffen haben, dass du von mir nichts zu befürchten hast. Verflucht noch mal, ich bin schließlich dein Vorgesetzter! Ich riskier doch nicht für einen Fick meinen Job! Natürlich gefällst du mir. Du bist eine schöne Frau, und ich bewundere deine Intelligenz. Aber tu mir das nicht an, halte mich nicht für einen … einen …«
Marino brach ab, weil er in seiner Empörung nicht sofort das richtige Wort fand. Leoni nutzte die Pause, um sich bei ihm zu entschuldigen.
»Ich war vulgär und gemein, Vince. Verzeih mir bitte.«
»In Ordnung, denken wir nicht mehr daran. Wenn du eines schönen Tages darüber reden möchtest, bitte,
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