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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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verweigern.« Jetzt klang er etwas klagend.
    »Das tue ich auch nicht, aber ich nehme dir nur die Beichte ab, wenn du mir vorher sagst, was du zu sagen hast. Denn wir beide wissen doch, dass du etwas weißt. So ist es doch, Andrea? Ich kenne dich, seit du als kleiner Messdiener bei der Frühmesse im Stehen eingeschlafen bist. Ich werde nicht zulassen, dass du dich hinter dem Beichtgeheimnis versteckst«, sagte Don Mario ruhig, aber kühl.
    »Ich habe nicht vor, mich dahinter zu verstecken. Aber ich weiß, dass Sie mir nur in der Beichte glauben werden, ich meine meinen Worten, meinen Absichten.« Er schaute ihn nicht an.
    »Stell mich auf die Probe. Was ändert das schon? Wie sehr bist du in die Sache verstrickt, Andrea?«, wagte Don Mario einen Vorstoß.
    »Das weiß ich nicht. Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wie wichtig meine … meine …«, er verstummte unsicher und beschämt.
    »Deine … Nenn es ruhig beim richtigen Namen: deine Beihilfe. Wie bist du nur in diese hässliche Geschichte hineingerutscht?«, fragte Don Mario entschieden, obwohl er vor Schmerzen kaum atmen konnte.
    »Ja, genau da müssen Sie versuchen, mir zu glauben, Don Mario«, flehte Don Andrea. »Es war letzten Sommer beim Zeltlager in Cogne. Erinnern Sie sich noch, dass wir mit den Jungen den See von Loys besucht haben? Eine Wanderung von vier Stunden. Ich bin ein wenig hinter ihnen zurückgeblieben, und als ich an den See kam, hatten sich einige Jungen schon ausgezogen und waren ins Wasser gesprungen. Selbst auf dieser Höhe war es noch sehr heiß. Und da der See vom Gletscher gespeist wird, ist sein Wasser eiskalt. Als ich die Kinder im Wasser gesehen habe, bekam ich Angst, und das Einzige, was mir einfiel, war, mich selbst auszuziehen und in den See zu gehen, falls eines von ihnen in Schwierigkeiten kam … Wir haben kurze Zeit im Wasser herumgeplanscht, und dann sind die Jungs einer nach dem anderen ans Ufer gegangen. Aber nicht alle. Einer wand sich wie ein Aal, ich habe ihn nicht erwischt, und er ist dann nackt am Ufer entlanggerannt. Ich habe mir ein Handtuch um die Hüften gebunden und bin ihm nachgelaufen. Habe ihn gefangen. Doch er wehrte sich, und dabei ist mir das Handtuch heruntergerutscht. Ich hatte es nicht einmal bemerkt. Dann habe ich es wieder umgebunden und den Jungen zu den anderen gebracht. Als ich zwei Tage später meinen Posteingang aufmachte, fand ich eine Mail mit einem Anhang. Ich habe ihn geöffnet. Es war ein Video, auf dem ich nackt dabei zu sehen bin, wie ich einen ebenfalls nackten Jungen festhalte, der sich wehrt. Auf dem Video wirkte das Geschehen ganz anders. Es sah aus, als wollte ich ihn … Von da an bekam ich Mails, in denen Gefallen von mir eingefordert wurden. Pater, glauben Sie mir, die einzige Schuld, die ich auf mich geladen habe, ist, dass ich in Panik geraten bin. Ich habe den Kopf verloren.«
    »Hat man auch von dir verlangt, die Wagenschlüssel des Panda weiterzugeben? Wem hast du sie gegeben?«
    »Dem Sohn von Annamaria Donadios Lebensgefährten. An jenem Morgen fand ich eine Nachricht. Andrea Della Volpe. Wagenschlüssel. Ich habe sie ihm am Nachmittag gegeben, so gegen drei Uhr. Er spielte Tischfußball im Jugendzentrum.«
    »Hatte er dir die Nachricht geschickt?«
    »Nein, Don Mario. Das glaube ich nicht. Der ist ein halber Analphabet. Da wird er wohl kaum mit einem PC umgehen können.«
    »Ja, das stimmt. Hast du diese Mails gespeichert?«
    »Wie hätte ich das tun sollen? Sie waren an die Adresse [email protected] gerichtet. Ich durfte doch nicht riskieren, dass sie jemand fand, also habe ich sie gelöscht.«
    »Du hättest sie speichern müssen, du hättest sofort zu den Carabinieri gehen oder zu mir kommen müssen. Weißt du eigentlich, was du angerichtet hast? Der Panda wurde benutzt, um die Kinder wegzubringen! Man hat unseren Wagen genommen, um uns den Mund zu stopfen. Zu verhindern, dass wir etwas tun. Wenn du deine Pflicht getan hättest, wären diese Kinder vielleicht …«
    Don Mario war außer sich vor Wut, durfte aber seinem Zorn nicht freien Lauf lassen. Der Schmerz in seiner Brust wuchs ins Unerträgliche, doch das war nicht der richtige Zeitpunkt, um zu sterben. Er steckte eine Nitrokapsel in den Mund.
    »Als ich die erste Mail mit einem Teil des Videos bekam, habe ich es noch für einen bösartigen Scherz gehalten. Ich bin erschrocken, aber ich habe geglaubt, jemand wollte mir Angst einjagen, um von mir etwas Geld zu erpressen. Aber man hat nie Geld von mir verlangt. Nur

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