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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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neuesten Entwicklungen der Ermittlungen und den Grund für die Anforderung der Anruflisten zu erklären.
    Auf dem Tisch von Ispettore Capo Vincenzo Marino lag auch schon ein »Arbeitsbericht« für den Leiter des Mobilen Einsatzkommandos Enzo Ardazzone bereit. In der Mitte des Deckblattes war das Wort »Vertraulich« dick unterstrichen.
    Marino und die Leoni hatten einen Großteil der Nacht an dem Bericht gearbeitet, aber sie waren zufrieden, dass alles endlich Formen annahm. Das, was sie den Anruflisten und dem Abhören der Gespräche entnommen hatten, bewies, dass das Verschwinden der Della-Seta-Geschwister und die Simonella-Entführung zusammenhingen.
    Seit der Name Lucio Lovati aufgetaucht war, hatten sich viele zunächst zusammenhanglose Details plötzlich zu einem Mosaik zusammengefügt, das sich mit Leben füllte. Es blieben noch diverse Lücken, und man musste das gesammelte Material noch weiter durchforschen, aber die Chancen standen gut, dass endlich eine definitive Wende im Fall erreicht war.
    An den Leiter des Mobilen Einsatzkommandos
Dottor Enzo Ardazzone
VERTRAULICH
     
     
    Nach der Entsendung der illegal durch die Telefongesellschaft *** erfolgten Abhörungen durch die Abteilung SCO, auf Antrag der Abteilung, möchte ich Sie darüber in Kenntnis setzen, dass sich aufgrund eines sorgfältigen Abgleichs zwischen den illegal abgehörten Teilnehmern und in verschiedener Hinsicht in die Entführung des Minderjährigen Simonella verwickelten Personen herausgestellt hat, dass Lucio Lovati, wohnhaft in Rozzano, Via (***), kurze, aber zahlreiche Gespräche mit Pietro Maccaro, Spitzname »Wasserratte«, geführt hat, dessen Name auf der Liste der Neonazizelle »Sangue Nero Onore Bianco« (SNOB) zu finden ist, eine Kopie davon liegt der Akte bei.
    Bei gründlicher Nachforschung hat sich herausgestellt, dass Maccaros Name mehrmals in Zusammenhang mit den blutigen Anschlägen am 12. Dezember 1969 auf der Piazza Fontana und am 17. Mai 1973 auf das Polizeipräsidium von Mailand auftaucht. Da er zum Zeitpunkt des ersten Anschlags erst sechzehn Jahre alt, also noch minderjährig war, wurde sein Name aus den Ermittlungsakten gestrichen.
    In den Prozessakten zum Attentat auf das Polizeipräsidium Mailand erscheint Pietro Maccaros Name jedoch immer noch. Offiziell ist er Mitglied der ultrarechten Organisation »Ordine Nuovo«, aber es gilt als gesichert, dass er zu den Aktivisten der »Squadre di Azione Mussolini« (SAM) gehörte, einer neofaschistischen Untergrundorganisation, die direkt nach dem Zweiten Weltkrieg von ehemaligen Anhängern der Republik von Salò gegründet wurde und vor allem in der Lombardei operierte, wo sie zwischen 1969 und 1974 ungefähr achtzig Anschläge verübte. Höchstwahrscheinlich handelte es sich bei den Gruppen der SAM nicht um eine einzige Organisation, sondern um eine Abkürzung, hinter der sich verschiedene unabhängig voneinander agierende Gruppen verbargen.
    Maccaro soll eine der beiden oder mehreren Personen gewesen sein, die Gianfranco Bertoli bei seiner Ankunft in Mailand am 16. Mai abends oder direkt am Morgen des 17. Mai 1973 die Bombe übergeben haben, mit der jener blutige Anschlag auf das Polizeipräsidium begangen wurde. Das wurde jedenfalls in den folgenden Prozessen von *** (Name gestrichen) als »nicht gesichert, aber höchstwahrscheinlich« bezeugt, in seiner Aussage heißt es weiterhin, er hätte diese Information vom Chef des Mailänder Kaders der Organisation *** (Name gestrichen).
    Aufgrund der Beschreibung von Lijuba Ivanova, einer moldawischen Prostituierten, die Ispettrice Leoni im Verlauf einer Undercover-Aktion im Zusammenhang mit den Ermittlungen dieses Büros über die Entführung Giovanni Simonellas getroffen und verhört hat, könnte Maccaro identisch mit dem Mann sein, den die Ivanova Kurt nennt: der Handlanger einer aus italienischen Kriminellen und Teilen der russischen Mafia bestehenden, unter dem Namen »Brigata Solntsevo« bekannten kriminellen Vereinigung.
    Beim Abhören der Telefongespräche zwischen Maccaro-Wasserratte-Kurt und Lucio Lovati, einem Musiklehrer, der am Rande in den Ermittlungsakten zum Fall Martina und Ivan Della Seta erscheint, stellte sich heraus, dass die beiden »Kameraden« einander seit vielen Jahren kennen und ein vertrauliches Verhältnis pflegen.
    Mehr als einmal nennt Maccaro Lucio Lovati »Bombe«, was diesem allerdings unangenehm ist, so dass er ihn immer wieder zurechtweist: »Schluss mit diesen alten Geschichten!«, und:

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