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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Sie trugen sterile Überschuhe und achteten genau darauf, wohin sie traten, da dieser Ort mit beinahe hundertprozentiger Sicherheit der Schauplatz eines Verbrechens war und deshalb nichts dort verändert werden durfte.
    Sobald sich der Gestank in der Luft verteilte und dabei sogar die Ausdünstungen der illegalen Mülldeponie am Ende der Straße übertönte, zerstreute sich das Grüppchen der Schaulustigen.
    Einigen wurde schlecht.
    Und so siegte endlich der Ekel über die Sensationsgier.
    Zwei weitere Autos kamen zur Verstärkung. Die Einfahrt zur Via delle Pioppe wurde gesperrt und ein großer Teil des Bogengangs vor der Bar mit gelben Bändern abgetrennt.
    Aus den Funkgeräten der parkenden Autos, die einige Beamten überwachten, war das übliche Krächzen zu hören, das sonst völlig unvermeidlich neugierige Gaffer anlockte. Doch in diesem Moment kam niemand näher, da es in der Nähe der Bar nicht auszuhalten war.
    Die Feuerwehrleute durchkämmten das Innere der Bar mit Taschenlampen, da dort der Strom abgestellt war. Vorsichtig arbeiteten sie sich zwischen Kisten, Müll und allen möglichen Gegenständen vorwärts, die wirkten, als hätte jemand einen hastigen Umzug nicht zu Ende gebracht, bis sie ein Hinterzimmer erreichten, das vollständig von großen Tiefkühlschränken und riesigen Metzgereikühlschränken ausgefüllt wurde.
    Vor einigen waren Vorhängeschlösser angebracht, die sie aufbrachen.
    Schon nach dem ersten war die Ursache für die Gestankswolke gefunden, die das Lokal und die ganze Straße erfüllt hatte.
    Die mit Gasmasken geschützten Feuerwehrleute öffneten ein Kühlgerät nach dem anderen. Alle waren randvoll mit verwesendem Fleisch.
    Tonnenweise Fleisch.
    Rinderviertel, halbe Schweine, Hühner, Truthähne, Zicklein, ganze Lämmer. Eine unermessliche Menge verschiedener Fleischsorten mit ergrauter Oberfläche, die sich nur noch anhand der Umrisse der nicht zersetzten Teile unterscheiden ließen. Als sie die Türen der Gefrierschränke öffneten, ergoss sich ein Strom schmieriger gelblicher Flüssigkeit auf den Boden.
    Ein heimliches Lager für Fleisch, das mit Sicherheit von illegal geschlachteten Tieren stammte oder importiert worden war. In beiden Fällen diente die Bar als Tarnung für einen florierenden Handel des organisierten Verbrechens.
    Man holte die Veterinäre vom Gesundheitsamt und von der Spezialeinheit Lebensmittelfälschung der Carabinieri, die Proben nahmen, danach wurden die Schränke versiegelt, in einem Container verstaut und ins Gesundheitsprüfungszentrum auf dem Städtischen Schlachthof gebracht.
    Nachdem man die Ursache für den Gestank gefunden hatte, dachte niemand im Moment mehr daran, das Areal weiter zu durchsuchen. Es stand ohnehin fest, dass dieses Lokal als Tarnung für den illegalen Handel mit Fleisch gedient hatte. Man würde später nach den Gründen suchen, warum seine Besitzer es so überstürzt verlassen hatten. Doch für den Moment hatte man genug gesehen.
    Feuerwehrleute, Carabinieri, Veterinäre und alle anderen Spezialisten wollten den Raum so schnell wie möglich wieder verlassen. Jemand stolperte, der Dunkelheit wegen oder weil er es so eilig hatte, über die Holzblende einer Falltür hinter dem Tresen, hielt sie aber für eine Stufe.
    Niemand begriff, dass dort eine Tür war, und niemand kam es in den Sinn, sie anzuheben.
    So blieb der Raum darunter unberührt und durfte sein Geheimnis noch einige Tage lang bewahren.
     

KAPITEL 100
    Donnerstag, 23. März, 17:00 Uhr
    »Don Mario, ich bin vorbeigekommen, um zu fragen, wie es Ihnen geht und ob Sie vielleicht etwas brauchen.«
    »Mir geht es gut, Andrea. Wenn mir nur dieser Schmerz nicht so den Atem nehmen würde … Aber was ist mit deiner Mutter? Hat sie sich wieder erholt?«
    »Mama geht es besser. Sie hat sich nicht einmal sehr geängstigt. Sie war so aufgebracht, dass sie nicht einmal bemerkt hat, was ihr alles hätte zustoßen können.« Er lachte gezwungen.
    »Aber du hast es bemerkt, Andrea? Du weißt, was ihr hätte zustoßen können?« Don Marios Augen durchbohrten den jungen Pfarrer wie Nadeln.
    »Don Mario, ich …«
    »Ich weiß. Du bist gekommen, um mir etwas zu sagen. Vielleicht das Gleiche, was ich dich neulich fragen wollte, als du zu mir kamst und nach deiner Mutter gesucht hast.«
    »Ich …«
    »Du möchtest mir etwas sagen.«
    »Ich möchte beichten, Don Mario«, sagte er flehend.
    »Nein«, kam es trocken zurück.
    »Warum nicht? Sie können mir das heilige Sakrament nicht

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