Denn dein ist die Schuld
mehr … Jetzt … sterben … Es war …
Der Beamte regelte die Lautstärke und bemühte sich, das Rascheln herauszufiltern. Die Techniker würden später den Sinn der fragmentarischen Sätze zum Vorschein bringen.
Simonella: Hör mir zu, Laura. Giovanni kommt zurück. Ich werde etwas tun, dann wird er zurückkommen.
Laura Simonella: Neeein! Hör auf, hör auf, hör aaauf!!
Ihr Schrei ließ die Anzeige auf dem Display hochschnellen. Wieder raschelte etwas, das unverwechselbare Rauschen von Seide, aber da waren noch andere, gedämpfte Geräusche einer stummen Auseinandersetzung.
Offensichtlich wusste Simonella, dass er abgehört wurde, oder er hatte zumindest den Verdacht.
Hör mir zu, Laura, ich kann dir jetzt nicht mehr … Je weniger du weißt … in Sicherheit … gut. Es geht ihm … weit … gut. Verstehst du? … nick einmal … Psst!
Das zischende Geräusch war so klar erkennbar, dass es dem Beamten so vorkam, als bildeten die grünen und roten Wellen auf dem Bildschirm einen an den Mund gelegten Finger. Offensichtlich wollte die Ehefrau etwas sagen, und ihr Mann forderte sie auf zu schweigen, weil er fürchtete, dass es in der Wohnung Mikrofone gab. Doch etwas hatten sie endlich herausbekommen. Er hatte sich gehen lassen und dabei war ihm etwas entschlüpft.
Der Beamte machte einen Anruf, dann wartete er auf seine Ablösung. Es würde in dieser Nacht keine weiteren Neuigkeiten geben.
KAPITEL 56
Freitag, 23. Februar, 13:30 Uhr
Schockierendes Geständnis: »Ich habe sie missbraucht und getötet.«
Ein Pfarrer soll den Mord an der kleinen Martina Della Seta zugegeben haben. Die Sechsjährige war mit ihrem Bruder aus ihrer Mailänder Grundschule verschwunden.
Anscheinend gibt es eine dramatische Wende in den Ermittlungen über die verschwundenen Kinder von Rozzano. Ivan und Martina sollen die Opfer eines Pädophilen sein. Der mutmaßliche Täter soll sich heute in den frühen Morgenstunden gestellt haben und wird im Moment im Polizeipräsidium von Mailand verhört. Bei dem Schuldigen soll es sich um den Pfarrer handeln, dessen Name von den Behörden noch geheim gehalten wird, bis seine Stellung in dem Fall geklärt ist.
»Ich habe Martina getötet. Ich möchte mit einem Verantwortlichen für den Fall sprechen«, soll der Mann einem Unteroffizier der Carabinieri von Rozzano gegenüber gesagt haben. Nachdem man ihn sofort zum Kommandanten der Station, Tenente Colonnello Glauco Sereni, gebracht hatte, der wiederum sofort die für den Fall zuständigen Staatsanwälte Laura Scauri und Carlo Maria Salvini informierte, soll der Geistliche bislang unbekannte Einzelheiten über das Verschwinden der Geschwister enthüllt haben.
Im Moment wird er in der Staatsanwaltschaft verhört. Während allmählich Licht in das tragische Ende der beiden Kinder aus Rozzano kommt, bleibt das Schicksal des kleinen Giovanni Simonella, der aus den Armen seines moldawischen Kindermädchens gerissen wurde, weiterhin rätselhaft. Hält die Staatsanwaltschaft das Geständnis des Priesters für glaubhaft, würde die Theorie von einer Verbindung zwischen dem Verschwinden der beiden Geschwister und der Entführung des kleinen Giovanni in sich zusammenbrechen. Dessen Kindermädchen ist bislang unauffindbar.
Die Nachricht wurde zunächst vom Ersten Fernsehprogramm gebracht und tauchte später in sämtlichen Medien auf. Sie schlug wie eine Bombe ein. Nur im Gemeindezentrum wurde sie seltsamerweise mit einer gewissen Gelassenheit aufgenommen.
Don Mario? Auf keinen Fall!
Wenn er zu den Carabinieri geht und ihnen solche Dinge erzählt, heißt das, ihm sind die Sicherungen im Gehirn durchgebrannt. Armer Herr Pfarrer!
Ja, das Alter ist schon eine hässliche Sache!
Vielleicht hat er Alzheimer …
Es stimmt schon, in letzter Zeit war er seltsam … Ja, ja, er verhielt sich komisch. Die Sache mit Ivan hat ihn um den Verstand gebracht.
Genau, hast du nicht gesehen, was er für ein Gesicht gemacht hat, als man Martinas Sachen gefunden hat?
Und ich habe gehört, als Don Mario erfuhr, in der Nähe von Pavia wäre die Leiche eines kleinen Jungen gefunden worden, hat er einen Infarkt bekommen …
Jaja, er wollte hingehen und ihn segnen. Mein Schwager arbeitet als Krankenpfleger im San Paolo und hat mir erzählt, sein Kollege hätte ihn in der Nähe der Notaufnahme gesehen …
Na ja, aber man hört schon so allerlei …
Als dann am Nachmittag die Busse der Fernsehsender kamen, beschloss Don Andrea, alle nach Hause zu schicken und
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