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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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deshalb waren sie so ausgehungert, und in welchem Zustand ihre Katzentoiletten erst sein mussten! Don Andrea musste nun auch noch jemanden finden, der für die Katzen sorgte, bis Don Mario zurückkam - wenn er denn zurückkommen würde. Er konnte es nicht tun. Einmal mochte er sie nicht besonders, nein, um ganz genau zu sein, verabscheute er sie sogar. Wenn er ins Pfarrhaus kam, krallten sie sich in seinen Hosen fest, ein Paar hatten sie ihm schon zerrissen. Außerdem hatte er eine Katzenallergie.
    Und an Elvira war gar nicht zu denken. Sie hasste sie geradezu und hätte sie am liebsten ertränkt. Sie wiederholte ständig: »Wenn ich die krieg, ersäuf ich sie!«
    Also musste er die Damen der Caritas zusammenrufen oder einen der Katechisten fragen. Oder - warum eigentlich nicht? Leonardo! Natürlich, der mochte diese beiden getigerten Monster. Und die brachten ihm die gleiche Sympathie entgegen, denn die Viecher schnurrten, sobald sie nur seine Schritte auf der Treppe hörten.
    Gut, er würde Leonardo noch am gleichen Abend fragen. Oder spätestens am nächsten Morgen. Der Junge hatte nicht nur die Schlüssel zum Pfarrhaus, sondern auch für alle Türen, die bis in die Wohnung des Pfarrers führten. Er würde sie bestens füttern und sauber halten können und in der Zwischenzeit dafür sorgen, dass Elvira nicht die Abwesenheit ihres Dienstherrin ausnutzte, um irgendeine Dummheit zu begehen.
     

KAPITEL 58
    Sonntag, 25. Februar, 23:30 Uhr
    Helena Smirnova, Lenij für die Freunde, Kristall für die Kunden, wurde bewusst, wie dunkel und verschlungen das Labyrinth war, in das sie eingedrungen war, als Olga, die Puffmutter der Moldawierinnen, ihr eine »Begrüßungsansprache« hielt.
    Wenige, aber sehr eindeutige Worte.
    Zweihundert Euro am Abend für mich und hundert für das Zimmer bis zu einem Verdienst von fünfhundert Euro. Über fünfhundert liegt die Schutzgebühr bei dreihundert. Und das Geld musst du immer abdrücken, auch wenn du mal nicht arbeitest, selbst wenn der Dritte Weltkrieg ausbricht.
    Der Rest ist für dich.
    Was für ein Rest?, fragte sich Sandra Leoni stumm.
    Dein Platz ist am Parco Nord, dort hast du zwanzig Quadratmeter Platz. Nicht einen Zentimeter mehr.
    Platz? Bei zwanzig Metern brauchte man wohl eher ein Laufband, wenn man sich wenigstens ein bisschen bewegen wollte, dachte die Leoni.
    Kein Feuer. Das lockt nur die Policija an. Die Straßenlaterne nebenan gibt genug Licht.
    Und wenn die Laterne kaputt ist, wer sieht mich dann wohl? Allerdings ist das eher eine rhetorische Frage, denn am besten sieht mich keiner!
    Du kannst dich mit den anderen Mädels zusammentun, um die Nummernschilder der Kunden aufzuschreiben, zu deiner und zu ihrer Sicherheit, aber ihr dürft nicht als Gruppe rumstehen. Kein Tratschen und keine Fragen.
    Ha, ha, ha, dachte die Leoni.
    Und versuch nicht, uns was zu unterschlagen, wenn du mal über fünfhundert verdienst.
    Glaub ja nicht, dass du dich vor fünf Uhr in der Früh verdrücken kannst.
    Rede mit den Freiern nur das Allernötigste.
    Wir behalten dich im Auge: Du bist eine Illegale, und wenn du meinst, du kannst dir alles erlauben, nur weil dich ein hohes Tier empfohlen hat, hast du dich geschnitten.
    Wenn es Ärger gibt, schlitzen wir dir beim ersten Mal das Gesicht auf.
    Beim zweiten Mal den Bauch.
    Und beim dritten Mal die Kehle.
    Danach war Sandra Leonis Kopf wie leergefegt, sie dachte an gar nichts mehr.
    Mit dem Geld gab es keine Probleme. Das steckten ihr schon die Kollegen zu, die sie jeden Abend als Freier getarnt treffen würde. Das größte Problem waren die Kontrollen.
    Wie würden Olga und die anderen sie im Auge behalten? Auf die klassische Weise, indem sie sich als Freier ausgaben? Oder mit Minikameras, die man in dem ihr aufgezwungenen Hotelzimmer installiert hatte?
    Bei der anderen Ermittlung, die alles in allem schon reichlich riskant war, hatte man ihr keine so strengen Auflagen gemacht. Zum Beispiel hatte man ihr erlaubt, sich mit ihren Kolleginnen zu unterhalten.
    Hier war es anders.
    Sandra Leoni stand kurz davor, alles hinzuschmeißen. Sie hätte beim ersten Kollegen ins Auto steigen und mit ihm in die Zentrale zurückkehren können. Dort hätte sie ihren richtigen Namen wiederbekommen und auch ihr normales Gesicht, das momentan durch das grelle Make-up stark verändert wirkte.
    Lenij wäre für immer verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt.
    Aber in der Zentrale würde sie Vince Marino begegnen. Sandra Leoni biss die Zähne zusammen und

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