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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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konzentrierte er sich nur auf Hell’seye, der seiner Meinung nach der vielversprechendste Kontakt war. Er schmeichelte ihm, versprach ihm das Blaue vom Himmel, warf ihm sogar als Köder eine illegale Site hin, die erst vor kurzem geschlossen worden war. Wenn er darauf anbiss, würde der entsprechende Perversling aus der Provinz ganz schön herumturnen müssen, nur um schließlich an einem SEITE MOMENTAN NICHT VERFÜGBAR zu scheitern. Vielleicht hätte er bei all dem Hindernislauf unvorsichtigerweise ein paar Spuren hinterlassen, so dass man hinter seine Identität kommen konnte.
    Nichts. Er kam nicht weiter. Entweder machte Hell’seye sich über ihn lustig, oder er war schlau wie ein Fuchs. Aber Colizzi wollte jetzt nicht aufgeben. Er vergeudete noch eine weitere halbe Stunde mit inhaltsloser Phrasendrescherei im Web, nur um nichts als Andeutungen zu erhalten, dass dort etwas Einzigartiges, Seltenes und Fantastisches im Umlauf war. Aber nichts Genaues.
    Dann beschloss er, alles auf eine Karte zu setzen.
    Hey, schrieb er, mir ist gerade eingefallen, dass ein Freund mir das hier geschickt hat. Er verlinkte die URL der verdächtigen Seite: www.smarteeltern.com . Ist es das, was du meinst? Ich weiß ja nicht …
    Hell’seye reagierte prompt.
    So ein Dreck interessiert mich nicht, Freundchen!
    Jetzt tippte Colizzi seine Frage ein.
    Mich schon. Weißt du was darüber?
    Antwort.
    Wenn du Ärger willst, klick auf diese ICQ-Adresse. Darauf folgten ein Link und das Wort »gone«. Hell’seye hatte den Chat verlassen. Ohne sich zu verabschieden!
    Das sprach dafür, dass er Angst hatte, zurückverfolgt zu werden.
    Luigi Colizzi klickte auf den Link.
    Und, Überraschung, er öffnete wieder dieselbe Seite mit den hopsenden Küken, Gänschen, Spätzchen und Entlein.
    Der Ispettore starrte eine Zeitlang auf diese fröhliche animierte Bauernhofbesetzung und kratzte sich am Kopf, als er bemerkte, dass sich an einem der Vögelchen, einem Küken, jedes Mal, nachdem es vom Bildschirm verschwunden war, etwas verändert hatte, wenn es wieder erschien.
    Er verfolgte es also mit der Maus und schaffte es schließlich, es festzuhalten. Er klickte auf den richtigen Punkt und, noch mal Überraschung, vor seinen Augen tat sich eine Seite mit kinderpornografischem Inhalt auf.
    Um jetzt weiterzukommen, musste man sich registrieren lassen, und dann ging es ans Bezahlen. Luigi Colizzi startete zuerst das Programm, mit dem man den Server identifizieren konnte, dann befolgte er die Anweisungen. Er gab die Nummer seines PayPal -Kontos ein, genehmigte die Überweisung der geforderten Summe und kam schließlich in die Seite hinein.
    Pixel nach Pixel baute sich vor Luigi Colizzis etwas kurzsichtigen Augen ein Katalog mit Kindern aller Altersklassen auf, von denen einige nicht einmal zwei Jahre alt waren. Viele Gesichter wiesen asiatische Züge auf, aber der Großteil schien europäisch zu sein. Einige waren nackt, und allen war gemein, dass eine künstliche Unschuld vorgetäuscht wurde. Sie wirkten wie Fotos, die die stolzen Eltern schossen, um daraus von ihrem Nachwuchs eine selbstgebastelte Sedcard zu erstellen, mit der sie dann bei diversen Werbeagenturen hausieren gingen.
    Colizzi musterte die Jungen und Mädchen aufmerksam und bemerkte, dass einige Fotos mit Zahlen und Buchstaben gekennzeichnet waren. Er begriff, dass sich darunter die »Darsteller« von den Videos verbargen, die man gegen Bezahlung downloaden konnte.
    Er lud den vollständigen Katalog und alle verfügbaren Filmchen herunter, wobei er die Kosten auf verschiedene Benutzernamen und Konten verteilte. Dann druckte er sich die Fotos in Vergrößerung aus, damit er sie mit den Fahndungsfotos der in den letzten Jahren vermissten Kinder vergleichen konnte. Er ging dabei zeitlich nicht allzu weit zurück, denn an verschiedenen Details hatte er erkannt, dass die Bilder und Filmchen noch recht frisch waren. Wahrscheinlich zu Hause gedreht.
    Und die Eltern, wo waren die Eltern?, fragte er sich.
    Natürlich hinter der Digitalkamera!, gab er sich selbst zur Antwort.
    Schließlich kam er zum schlimmsten Teil seiner Arbeit. Zum Sichten der Videos.
    Tatsächlich war es diesmal nicht so schlimm. Nur bewegte Varianten der Fotos.
    Allerdings …
    Allerdings entdeckte er am Ende des Katalogs einen Link, auf den nur klicken sollte, wer »wirklich interessiert« war, und zudem bereit, für etwas Außergewöhnliches, Einzigartiges und Unwiederholbares zu zahlen.
    Natürlich bin ich interessiert, dachte

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