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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Colizzi.
    Nun begann eine neue Schatzsuche mit Überweisungen und weiterführenden Links. Schließlich wurde seine Geduld belohnt. Nach dem letzten Link und der letzten Zahlung baute sich vor seinen Augen ein Bild auf, das er nur zu gut kannte, da es seit zwei Wochen die Nachrichtensendungen und Zeitungen beherrschte.
    Das leichenblasse und angsterfüllte Gesicht von Martina.
    Unter dem Foto tauchte eine Schrift aus animierten Buchstaben auf, die sich immer wieder neu zusammensetzten und dann wieder auseinanderdrifteten. Er kniff die Augen zusammen, um zu lesen.
    Unmöglich.
    Also schrieb er auf ein Blatt alle Buchstaben, die über den Bildschirm hüpften und sich willkürlich zusammenfügten. Ein merkwürdiges Anagramm.
    Er versuchte, zunächst mit mäßigem Erfolg, selbst Sätze aus den Buchstaben zu bilden.
    LIEBE TREIBTS DIR AUS FÜCHSI
    Nein.
    LIEBESSITE FÜR DACHTRIBUSI
    Also wirklich!
    Andere Versuche ergaben weitere sinnlose Sätze. Schließlich kam er auf STREBT FÜR DICH AUS LIEBE ISI.
    Jetzt hatte er es fast.
    Er stellte die Buchstaben noch ein wenig um, und schließlich stand vor ihm:
    SIE STIRBT FÜR DICH AUS LIEBE
    Darunter tauchte nun eine Kontonummer auf, auf die er anonym eine Riesensumme, fast das Sechsfache seines Monatsgehalts, überweisen sollte.
    Oh mein Gott, dachte er, ein Snuffvideo!
     

KAPITEL 60
    Montag, 26. Februar, 02:00 Uhr
    Seit fast drei Stunden stand die Neue, die auf den Namen Kristall hörte, im Bicocca-Viertel auf dem ihr zugewiesenen Stück Bürgersteig in der Via Berbera an der Ecke zum Viale Fulvio Testi.
    Nach Mitternacht stiegen die Temperaturen ein wenig. Eigentlich war es draußen an der frischen Luft gar nicht so schlecht, dachte Sandra Leoni, wären da nicht die Autos, die ständig ankamen, stoppten und dann doch wieder weiterfuhren, die Pfützen, in denen sich das fahle Licht der Scheinwerfer widerspiegelte, und die schwarzen Schatten des mickrigen Gestrüpps hinter ihr, das in den Stadtplänen vollmundig Parco Nord genannt wurde.
    In den drei Stunden, die sie jetzt unterwegs war, hatte sie bereits verschiedene Kurzbesuche im Stundenhotel hinter sich, und ihre beiden »Kolleginnen« Susie und Karola, mit denen sie sich ihren Pflasterabschnitt teilte, beäugten sie schon neidisch.
    Echte Freier waren allerdings nur drei gewesen. Ein Halbwüchsiger und ein Mann mittleren Alters, die sich genau als das herausstellten, wonach sie aussahen - zwei jämmerliche Würstchen. Die Ispettrice hatte sie bis zum Hotel fahren lassen und ihnen dort die Wahrheit erklärt: Tut mir leid, aber diesmal kommt ihr nicht zum Schuss. Ich bin Polizeibeamtin im Dienst. Macht euch keine Sorgen wegen des Zimmers, das übernehme ich. Bye , bye , Schätzchen.
    Beim dritten Freier, einem Mann um die vierzig, war sie ein wenig nachdenklich geworden. Aussehen, Benehmen, Alter … Das konnte gut und gerne einer von denen sein, der sie überprüfen sollte. Noch dazu, weil er absolut nicht ins Hotel wollte.
    Für eine schnelle Nummer tut es mein Auto auch, hatte er gemeint.
    Mist!
    Sandra Leoni beschloss, dass sie jetzt da durchmusste. Sie stieg ein und versuchte, ihn zum Reden zu bringen. Nach einigen Sätzen war sie beruhigt. Trotzdem wollte sie ihre wahre Identität nicht gleich preisgeben, sondern sagte ihm, er solle zunächst in die Via Aldo Moro fahren und dann an der ersten Ecke nach rechts in den Park abbiegen. Auf der Suche nach einem abgelegenen Plätzchen oder einer Parkbucht ließ sie ihn ein paar Runden drehen und griff dann zu Plan B. Sie wartete, bis das Auto unter einer riesigen Steinbuche stand und ihr Begleiter schon die Hose hinuntergezogen hatte, dann begann sie, in ihrer Handtasche herumzuwühlen.
    »Honey« , meinte sie dann nach gut einer Minute, nach der sie angeblich nichts gefunden hatte. »Ich denke, du hast Kondom. Ich habe keins mehr. Alles aus.«
    »Was?«
    »Kondom. Pariser. Ich habe keines …«
    »Umso besser, dann machen wir es halt ohne!«
    »In Ordnung, wenn du das willst. Aber ich sage dir, ich bin HIV-positiv. Kein Aids, nur positiv. Wenn das für dich kein Problem ist …«
    Es war natürlich ein Problem!
    Schnell hatte der Mann die Hosen wieder zugemacht, hastig den Motor gestartet, und schon brauste das Auto in Formel-Eins-Manier zurück, wobei er diverse Gummispuren auf dem ungeteerten, mit Schlaglöchern übersäten Schotterweg zurückließ. Zehn Minuten später schmiss er Sandra Leoni quasi an ihrem Stammplatz raus.
    »Das ging ja schnell«, meinte ihre Kollegin,

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