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Denn ewig lebt die Liebe

Denn ewig lebt die Liebe

Titel: Denn ewig lebt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Reinert
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mit der Erinnerung an sie leben. Du jedoch nicht. Das verstehe ich nicht. Du bist doch der Vater und älter, du müsstest doch am besten wissen, wie leben geht."
    "Jeder reagiert anders auf den Verlust eines geliebten Menschen. Die räumliche Trennung von all den Erinnerungen an deine Mutter war für mich lebensnotwendig, kannst du das denn nicht verstehen?" Dr. Hofmann musste schlucken, weil etwas schon wieder  seine Kehle zuschnürte. Dabei hatte er vorhin noch gedacht, es endlich soweit im Griff zu haben, dass er nicht fürchten mußte, in Tränen auszubrechen, wenn er über Simone redete.
    "Tante Gerlinde wollte, dass ich bei ihr bleibe." Kaum hatte Natja den Satz ausgesprochen wußte sie auch schon, dass sie kaltherziger gar nicht hätte reagieren können, als sie das eben getan hatte. Sie sah es an dem Gesichtsausdruck ihres Vaters, der sie jetzt ungläubig anstarrte.
    "Entschuldige bitte", murmelte sie leise. "Natürlich hätte ich euch nicht allein nach Haselheide gehen lassen. Es war nur so ein Gedanke. Immerhin hat sich Tante Gerlinde in den schlimmen Monaten sehr um uns gekümmert. Ohne sie wären wir verloren gewesen."
    "Du hast Recht." Alexander entspannte sich wieder ein wenig. Natja war erst fünfzehn, sagte er sich, um seine Nerven zu beruhigen, die ohnehin schon seit längerer Zeit nicht mehr die besten waren. In diesem Alter sagte man leichter etwas Unbedachtes und erkannte erst an der Reaktion seines Gegenübers, dass es das Falsche gewesen war.
    Das Mädchen sah zwar aus wie eine erwachsene Frau, doch im Grunde ihres Herzens war sie erst dabei, das Leben zu erfahren. Wie konnte er von ihr Verständnis erwarten, wenn er selbst sich manchmal noch fühlte wie ein aus dem Nest gefallener Vogel, der nach Hilfe ruft.
    "Vielleicht wärest du bei Gerlinde wirklich besser aufgehoben gewesen als in der Einsamkeit dieses kleinen Ortes. Ich selbst weiß ja noch nicht einmal, wie es weitergehen soll. Noch ist alles im Umbruch begriffen, ich muss ohnehin erst abwarten, ob mir die Patienten erhalten bleiben, die ich mit dieser Praxis übernommen habe."
    "Um das geht es doch gar nicht, Vati", warf das Mädchen ein.
    "Dann sag mir, was das Thema ist."
    "Du läufst vor Mami davon, weil du ihren Tod nicht akzeptieren kannst."
    "Und du kannst es?"
    Natja schüttelte den Kopf. "Natürlich nicht. Dafür ist die Zeit, die dazwischen liegt, viel zu kurz gewesen. Ich denke oft an sie, überlege, was ihr Tod wohl zu bedeuten hat. Es muss doch einen Sinn für all das Leid geben, das so plötzlich über uns gekommen ist."
    "Einen Sinn?" Der Arzt zuckte die Schultern. "Du denkst an das Gesetz von Ursache und Wirkung. Ich glaube, das ist gar nicht einmal so falsch. Nur kann ich mir, genau wie du, nicht vorstellen, warum gerade Simone uns so früh verlassen musste. Wir brauchten sie noch so sehr."
    Natja biss sich auf die Lippen. "Die Ursache für ihren Tod kennen wir, auch die Wirkung auf uns alle. Sollten wir nicht versuchen, mit Geduld auf die Erklärung zu warten? Ich bin sicher, Mami wird uns eines Tages, vielleicht schon bald, auf irgendeine Weise mitteilen, weshalb sie uns verlassen musste."
    "Diese neuen Bücher, die ich in letzter Zeit immer wieder auf deinem Tisch sehe, scheinen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu haben. Vielleicht sollte ich sie auch mal lesen." Dr. Hofmann war überrascht, welche Worte seine Tochter wählte, um ihn zu trösten. Plötzlich hatte er das Gefühl, nicht seinem Kind gegenüberzusitzen, sondern Simone, die oft versucht hatte, ihm diese Themen nahe zu bringen.
    "Mutti wollte, dass ich sie lese", sagte das Mädchen leise. "Sie liebte diese Bücher, hat an das geglaubt, was darin steht. Und mir ergeht es nicht anders. Wenn man an ein Leben nach dem Tod glaubt, dann ist alles viel einfacher."
    "Eigentlich ist das nicht unbedingt das Thema, das ich mit dir besprechen wollte", wehrte sich der Arzt schwach. Früher schon hatte er Simone nie stoppen können, wenn sie von ihren neuesten Erkenntnissen erzählte.
    "Ich weiß, Vati." Natja fühlte sich auf einmal erwachsen und ihrem Vater weit überlegen. Sie hatte das Erbe ihrer verstorbenen Mutter übernommen, die ihr nicht nur die Bücher ans Herz gelegt hatte sondern auch den geliebten Ehemann.
    Einige Tage vor ihrem Tod hatte sie ihre Tochter zu sich gebeten und ihr aufgetragen, sich um Alexander zu kümmern, der mit dem Alleinsein schon immer große Schwierigkeiten gehabt hatte. ´Du musst auf Vati aufpassen` , hatte sie ernst zu Natja

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