Denn ewig lebt die Liebe
rascher geklopft als vorher.
Auch jetzt war es wieder so, als er immer näher kam. Alle ihre Sinne waren in Alarmbereitschaft, sie wußte selbst nicht genau, weshalb. Deshalb drehte sie auch kaum den Kopf in seine Richtung, als er sie freundlich grüßte.
"Sie suchen ebenfalls die Kühle des Abends, nicht wahr?", versuchte er, ein Gespräch zu beginnen.
Melanie nickte. "Zur Zeit ist es wirklich so heiß, dass man den ganzen Tag in seinen vier Mauern verbringen möchte. Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Arbeit auf dem Gut ziemlich anstrengend ist."
"Das kann man wohl sagen", stimmte der Mann zu. Eigentlich hätte er viel lieber etwas anderes gesagt, denn solch eine Gelegenheit, mit Melanie in der freien Natur sprechen zu können, hatte er schon seit einiger Zeit herbeigesehnt.
"Wie lange dauert ihre Lehrzeit eigentlich noch?" fragte Melanie, nur um überhaupt etwas zu sagen. Die Unterhaltung zwischen ihnen beiden drohte, im Sand zu verlaufen. Das wollte sie nicht, denn sie empfand die Gegenwart des Mannes als angenehm.
"Nicht mehr sehr lange. Bald kann ich nach Hause zurück. Mein Vertrag mit Herrn von Melhus läuft im September aus", gab er bereitwillig Auskunft. "Ich hoffe, er stellt mir dann ein gutes Arbeitszeugnis aus. Mein Vater legt größten Wert darauf."
"Sicher können sie es kaum mehr erwarten, endlich wieder nach Hause zu kommen."
Er zuckte die Schultern. "Schon", gab er zögernd zu. "Immerhin war ich drei Jahre auf der landwirtschaftlichen Hochschule, dann einen Monat zuhause. Anschließend habe ich gleich meine Arbeit hier angetreten auf Vermittlung meines Vaters, der ein Studienfreund von Herrn von Melhus ist."
"Aber?" half Melanie ihm lächelnd weiter.
"Was meinen sie?"
"Ihre Antwort klang eben, als müßte noch etwas kommen."
Werner lachte mit. "Sie haben Recht. Ich werde Haselheide mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge verlassen. Die Zeit hier war sehr schön und ich genieße jeden Tag, der mir noch bleibt. Wenn ich mir vorstelle, dass ich dann all die Leute nicht mehr sehen kann, die mir in der Zwischenzeit bereits so vertraut geworden sind, dann wird mir richtig weh ums Herz."
"Das kann ich gut verstehen, auch mir ergeht es ähnlich."
"Wie meinen Sie das?"
"Ich werde Haselheide ebenfalls im September verlassen, um in der Stadt ein neues Leben anzufangen. Ich habe eine Stelle als Krankenschwester im Kreiskrankenhaus angenommen."
"Darf ich fragen, weshalb sie weggehen?", fragte Werner Simons überrascht. "Ich dachte immer, sie seien mit der Arztpraxis verheiratet. Oder heißt das, dass sie nicht nur die Arbeitsstelle verändern sondern auch ihren Familienstand?" Er schien ehrlich erschrocken zu sein.
"Nicht den Familienstand", antwortete Melanie spontan, ohne nachzudenken. "Ich habe nur das Gefühl, dass es in diesem Ort, den ich übrigens sehr liebe, kein Fortkommen gibt für mich, weder beruflich noch privat."
Insgeheim atmete Werner auf. Er konnte sich selbst nicht erklären, weshalb er mit einem Mal so erleichtert war. Doch je länger er Melanie ansah, die leichtfüßig neben ihm her ging, desto innigere Gefühle empfand er für sie.
Auf einmal wußte er, weshalb ihm der Abschied von Haselheide so schwer fiel. Es war auch ein Abschied von einer jungen Frau, die er nur flüchtig kannte und die doch zu seinem Leben gehörte wie der Morgen und der Abend.
Als er das erkannte, fuhr ihm der Schreck durch alle Glieder. Sollte er sich in Melanie verliebt haben? Das konnte er sich nicht recht vorstellen, denn bis jetzt waren sie sich noch in keiner Weise näher gekommen.
Und seit ihn damals Isabella auf solch eine gemeine Weise hintergangen hatte, obwohl sie genau wußte, dass er ihr vertraute, seitdem war Werner jeder Frau geflissen aus dem Weg gegangen. Er wollte seine Ruhe haben und nicht ständig Seelenqualen erleiden.
Melanie blickte den Mann verwundert an. "Jetzt ist ihnen irgend etwas durch den Kopf gegangen, das ihnen nicht gefallen hat. Hab ich Recht?"
Werner nickte. "So kann man sagen. Ach, lassen wir das. Melanie, bitte verstehen sie mich nicht falsch. Doch ich denke, dass wir uns ein bißchen näher kennenlernen sollten, ehe sich unsere Wege wieder trennen. Wer weiß, vielleicht wird ja sogar eine gute Freundschaft daraus."
"Ich habe nichts dagegen." Melanie Gruber hatte Mühe, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. Strahlend schaute sie zu ihm auf, denn er war plötzlich stehen geblieben. "Das ist wirklich eine gute Idee."
"Warum nur bin ich nicht
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