Denn ewig lebt die Liebe
kaum abwarten, bis wir uns endlich wiedersehen."
Eine leise Musik war in seinem Kopf, in seiner Erinnerung, die Melodie, nach der sie beide damals getanzt hatten, ein langsamer Walzer, verträumt und doch voller Lebensfreude. Max erhob sich, drehte sich im Kreis zu imaginären Klängen.
"So ist es schön", jubelte er und sein Blick verschleierte sich. Er streckte die Arme aus, als würde er die geliebte Frau umschlungen halten. Seine Schritte waren unsicher und dennoch auf eine ergreifende Weise wunderschön und voller Gefühl, als würde er wirkliche Musik hören.
Mitten in der Bewegung hielt er inne. Wie erstarrt stand er da und ließ die Arme sinken. "Wo bist du, Angela? Wo? Sag mir, wo ich dich finden kann." Er schluchzte wieder, bückte sich und schwankte dabei, als würde er gleich zu Boden stürzen. Er nahm die Flasche und führte sie erneut an die Lippen.
Wie Feuer rann das scharfe Getränk durch seine Kehle und eine wohlige Wärme breitete sich in ihm aus. Seine Sinne verwirrten sich noch mehr und er trank und trank, bis die Flasche endlich leer war.
Der massige Körper des Hundes schob die Tür auf. Admiral tappte ins Zimmer und starrte mit großen, fragenden Augen zu dem Mann, der ihn bis jetzt noch nicht bemerkt hatte. Er stand einen Moment lang da, dann ging er weiter.
Ein leiser, liebevoller Laut kam aus seiner Kehle, und eine kalte feuchte Nase stieß Max Berger an. Der drehte sich erschocken um. "Du, Admiral, alter Junge." Max legte die rechte Hand an die Stirne, als wollte er salutieren.
"Du willst nach draußen, hab ich Recht?" Er griff nach der Leine, die auf dem Tisch lag und hakte sie im Halsband ein. "Dann komm, alter Freund. Ich fühle mich zwar nicht so gut, eigentlich nur mittelprächtig, doch für eine kleine Runde wird es schon noch reichen."
Es war ein heißer Nachmittag, als sich Max Berger und sein Hund Admiral auf den Weg zu den Feldern machten. Admiral war heute besonders friedlich, achtete darauf, nicht an der Leine zu ziehen oder vom Weg abzukommen, als wüßte er, dass sein Herrchen wieder einmal nicht gerade standfest war.
"Na Max, drehst du heute auch wieder deine Runde?" Der ältere Mann mit der Kapitänsmütze hob grüßend seine Hand und grinste übers ganze zerfurchte Gesicht. In seinen eisblauen Augen blitzte es auf.
"Der Hund hat keine Ruhe mehr gegeben." Max hatte Schwierigkeiten, sich zu artikulieren. Seine Zunge gehorchte ihm auf einmal nicht mehr. "Ein kleines Stück nur, dann gehen wir wieder heim. Und sie, Kapitän Störtebeker? Wieder einmal auf der Suche nach einer neuen Insel?"
Der alte und doch noch immer stolz aufgerichtete Mann lachte dröhnend. "Noch einmal Amerika vielleicht? Ich werde es dir als erstes sagen, wenn ich Neuland entdeckt habe. Einverstanden? Dann trinken wir zusammen einen steifen Grog."
"Hand drauf." Max griff ins Leere und schwankte gefährlich. Sicher wäre er gestürzt, wenn der Kapitän ihn nicht gehalten hätte. "Langsam, Max, schön langsam. Wir sind eben beide nicht mehr die Jüngsten." Wieder lachte Kapitän Störtebeker, doch seine Augen blieben ernst.
"Ist schon in Ordnung so, Kapitän. Und nichts für ungut. Ab und zu muss ein Mann auch mal über den Durst trinken, überhaupt an solch einem Tag wie heute." Seine Stimme schwankte bedenklich.
"Es ist ziemlich heiß, das stimmt." Der Kapitän mochte Max Berger gern, hatte sich auch schon einige Male mit ihm unterhalten. Doch das, was er eigentlich hatte erfahren wollen, hatte er ihm bis jetzt verschwiegen.
"Nicht wegen der Hitze", entgegnete Max nach kurzem Überlegen. "Heute vor vierzig Jahren hab ich geheiratet. Meine Angela ist eine wunderbare Frau. Sie hat mich sehr geliebt und ich sie." Seine Stimme brach, es war das erste Mal überhaupt, dass er etwas aus seinem Leben erzählte. Er holte tief Luft, straffte die Schultern und taumelte weiter, unsicher und plötzlich sehr kraftlos.
Voller Sorge blickte der alte Kapitän ihm nach. Sollte er ihm folgen, versuchen, ihn zum Reden zu bringen? In dieser Stimmung, in der Max sich befand, war er sicher dankbar für eine Aussprache. Denn dass Max Berger aus Freude am Trinken so tief gesunken war, das konnte er sich nicht vorstellen.
Ein kleines Stück folgte der Kapitän ihm, doch dann überlegte er es sich wieder anders. Ganz deutlich spürte er, dass der Alte allein sein wollte mit sich und seinen Erinnerungen. Deshalb machte er auch auf dem Absatz kehrt und setzte seinen urspünglichen Weg fort.
Max Berger wischte sich
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