Denn ewig lebt die Liebe
eine kurze Pause zu machen und etwas zu trinken. Doch dann entschloß er sich für noch eine Runde und noch eine. Die Augen tränten von dem Staub, und von der Hitze lief ihm der Schweiß in Bächen über das Gesicht. Doch seine Gedanken waren so wundervoll, dass ihn das alles gar nicht störte.
Erst das heisere Gebell eines Hundes riß ihn aus seinen schönen Träumen. Verwundert blickte er nach unten und wollte den Mähdrescher anhalten. Dann jedoch erkannte er den Hund und wußte, dass keine Gefahr für das Tier bestand. "Wo kommst du denn her, Admiral", rief er laut, gegen den Motorenlärm ankämpfend. "Ist dein Herrchen auch in der Nähe?"
Der Hund bellte noch immer aufgeregt und machte hastige Sprünge, als wollte er ihn auf etwas aufmerksam machen. Doch Werner fuhr noch einige Meter, dann entdeckte er das niedergedrückte Getreide. Bis er jedoch reagieren konnte hatte die Maschine diese Stelle schon erreicht. Ein Ruck lief durch den Drescher, dann stand er.
"Himmel, was ist das denn?" Werner zog die Bremse an und stieg herab. Langsam näherte er sich der Stelle, die ihm gerade eben aufgefallen war. Unter den Greifern, die das Getreide heranzogen, lag ein Körper, der aus mehreren Wunden blutete.
Dem Mann war zumute, als würde ihm der Blitz durch alle Glieder fahren. "Max!" Sein Schrei hallte durch die sommerlich warme Luft. "Sag doch etwas, Max."
Er griff sich an den Kopf. "Hab ich ihn umgebracht?" Er fiel vor dem reglosen Mann in die Knie und versuchte, ihn vorzuziehen. Doch es wollte ihm nicht gelingen. Es sah ganz so aus, als ob er irgendwo eingeklemmt sei.
Admirals Stimme überschlug sich vor Aufregung. Er sprang um die beiden Männer herum, versuchte, an Werners Ärmel zu ziehen, als würde er ihm die Schuld an dem Unglück geben.
"Max, um Himmels willen, beweg dich doch. Du bist nicht tot. Nein, das darf nicht wahr sein." Am ganzen Körper bebend erhob er sich, schwankte ein wenig und kämpfte sich dann durch das Getreide bis zu der Schneise, die er gemäht hatte. Um Hilfe rufend rannte er zum Weg und blickte sich um. Niemand war zu dieser Tageszeit unterwegs, weil es einfach viel zu heiß war.
Da fiel ihm das Doktorhaus ein. Kaum fünf Minuten Fußweg waren es bis zum Haus von Dr. Pauling. Der alte Arzt musste ihm helfen, musste Max wieder ins Leben zurückholen. In diesem entsetzlichen Augenblick vergaß er ganz, dass in der Zwischenzeit ein neuer Arzt seinen Einzug gehalten hatte.
Ingeborg Blatt, die gerade mit einer Kanne frisch gekochten Tee aus der Küche kam und unerwartet dem jungen Mann gegenüberstand, erschrak so sehr, dass sie fast die Kanne hätte fallen lassen.
"Was ist denn mit dir los, Junge? Himmel, Werner, du siehst aus, als ob dir der Teufel persönlich begegnet wäre. Komm erst einmal mit in die Küche und setz dich. Oder willst du zum Doktor? Der ist im Sprechzimmer."
"Zum Doktor", keuchte Werner Simons. "Ich glaub, ich hab einen Menschen mit dem Drescher überfahren." Seine Stimme brach, er schlug die Hände vors Gesicht und bebte am ganzen Körper.
"Was ist passiert?" Aufgeschreckt durch den Lärm kam Melanie Gruber aus dem Vorzimmer, gefolgt von Dr. Hofmann, der sich bis eben entnervt mit seiner Sprechstundenhilfe unterhalten hatte, weil auch nach einer Woche noch kein einziger Patient gekommen war.
"Max ist... ich glaub, ich hab einen Menschen auf dem Gewissen", brachte Werner stockend hervor.
Ingeborg Blatt führte den Unglücklichen zu einem Stuhl, der unter dem Telefon im Flur stand. "Setz dich erst einmal hin, Junge. Du zitterst ja wie Espenlaub."
"Wir müssen zurück, Herr Doktor, weil es um jede Minute geht." Erschrocken starrte er in das Gesicht des jungen Arztes. "Ach ja, jetzt weiß ich wieder. Doktor Pauling ist nicht mehr da. Das hab ich vorhin ganz vergessen. Bitte, Herr Doktor, kommen sie rasch mit. Vielleicht kann man ihm noch helfen." Er war schon wieder an der Tür.
"Wir fahren mit dem Auto, das geht schneller", entschied Alexander und nahm bereits den Schlüsselbund vom Haken. "Rasch, sie kommen auch mit, Melanie. Man weiß ja nicht."
Während der Fahrt ließ sich Dr. Hofmann noch einmal erzählen, was eigentlich geschehen war. Und dann hatten sie auch schon die Unglücksstille erreicht. Mit seiner Notfalltasche in der Hand folgte er Werner Simons über das Stoppelfeld. Dann kämpften sie sich durch die Ähren bis nach vorne.
Admiral saß mit hoch aufgerichtetem Kopf zu Füßen der leblosen Gestalt. Nichts hatte sich verändert. Der Hund
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