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Denn ewig lebt die Liebe

Denn ewig lebt die Liebe

Titel: Denn ewig lebt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Reinert
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über das Gesicht. Seine Hand war naß. Jetzt war er froh, dass er in der dünnen Windbluse, die er noch übergezogen hatte, eine neue Flasche hochprozentigen Schnaps eingestreckt hatte. Der Flachmann würde heute bestimmt noch geleert werden.
    Admiral drängte plötzlich in einen Seitenweg, weil sich ein Auto näherte. Bereitwillig folgte Max ihm. Der Weg war schlecht und der Betrunkene stolperte immer wieder, stürzte auch einige Male. Er rappelte sich jedoch immer wieder auf.
    Ein goldgelbes Getreidefeld tat sich vor ihm auf, der Weg war zuende. Und auch der Weg des Trinkers Max Berger näherte sich seinem Zielpunkt. Ohne sich über sein Tun Gedanken zu machen kämpfte sich der Mann durch die hohen Ähren, und als er merkte, dass der Hund ihm nur schwer folgen konnte, ließ er einfach die Leine los.
    Er holte die Flasche aus seiner Jacke, zog mit den Zähnen den Verschluß ab und nahm einen kräftigen Schluck. Dabei taumelte er immer stärker und die Flasche wurde immer leichter, weil Max ständig einen Schluck nach dem anderen nahm.
    Dann konnte er nicht mehr. Mitten im Getreidefeld brach er zusammen, stürzte einfach um wie ein gefällter Baum. Reglos blieb er liegen, hielt die Flasche noch immer in der Hand. Sein Atem ging schwer und vor seinen Augen tanzten rote Kreise.
    "Admiral", stöhnte er. "Wo steckst du, Hund?"
    Es kam keine Antwort, kein Bellen und auch kein Winseln. Nur die Sonne brannte heiß vom Himmel und ein leichter Wind strich über die vollen Ähren, die leise raschelten. Eine Lerche stieg jubelnd in das tiefe Blau des Himmels, und um ihn herum zirpten unzählige Insekten.
    Max Berger schloß geblendet die Augen. Was war nur auf einmal mit ihm? Sein Verstand war plötzlich ganz klar, nur sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Die Umgebung veränderte sich, grelle Farben tanzten um ihn herum, und in seinem Kopf klangen seltene Töne wie von tausend kleinen Glöckchen.
    Und dann sah er sie - Angela. Er glaubte einfach nicht, dass es Wirklichkeit war. Immer wieder wischte er sich über die Augen, als wollte er einen Spuk verscheuchen, doch die Erscheinung blieb.
    "Angela, bist du es wirklich?", fragte er ungläubig, bereit, endlich zu akzeptieren. "Heute vor vierzig Jahren haben wir geheiratet. Du hast es nicht vergessen." Er streckte die Hand nach ihr aus.
    "Nimm mich mit, Angela. Um alles in der Welt, nimm mich mit. Gib mir deine Hand, damit ich weiß, dass du mir verziehen hast." Er bebte am ganzen Körper, versuchte, sich ein wenig aufzurichten. Doch das gelang ihm nicht.
    Erleichtert beobachtete er die Erscheinung. Sie kam ihm zur Hilfe, reichte ihm die Hand und lächelte ihn dabei milde an. Ihr Mund schwieg, doch in ihren Augen konnte er all die Liebe lesen, von der sie ihm früher immer erzählt hatte.
    Kein bißchen hatte sich Angela verändert. Sie war noch immer so jung und schön wie damals, als seine verirrte Kugel sie getroffen hatte. Dennoch liebte sie ihn.
    "Nimm mich mit dir, mein Engel", flüsterte er. Dann fühlte er ihre zarte Hand in der seinen. Sein Körper wurde leicht wie eine Feder und schien sich hinwegzuheben über das Feld, über die ganze Erde. Ein Glücksgefühl durchströmte ihn, wie er es noch nie erlebt hatte.
    Sie war da. Angela war gekommen. Und sie nahm ihn mit in die Unendlichkeit des Seins. Endlich gab es für ihn keine Grenzen, keine Schmerzen mehr. Alles war hell um ihn herum, erfüllt von einem überirdischen Licht, das ihn einhüllte und wärmte.
    Als Stunden später die Sonne hinter dem Wald versank, lag der alte Max Berger noch immer in dem Getreidefeld. Mit gebrochenen Augen starrte er in die Dämmerung. Leise winselnd lag Admiral neben ihm, leckte immer wieder über die Hand und das Gesicht des Toten.
    Noch immer raschelte das Getreide im Abendwind und begleitete die Melodie der Insekten. Dann brach die Nacht herein, ein voller Mond stand am Himmel. Sein schwaches Licht streichelte den kühlen Körper des alten Mannes, um dessen Mund ein glückliches Lächeln lag. Er spiegelte sich wider in den starren Augen, die in eine andere, eine bessere Welt blickten.
     
    * * *
     
    Das Getreide stand schon hoch und bewegte sich sanft im lauen Sommerwind. Es hatte einige trockene Tage gegeben, und Michael von Melhus hatte entschieden, dass es höchste Zeit war für die Ernte. Sicher würde es bald wieder Regen geben, und dann wurden die Ähren schwarz und waren lange nicht mehr so wertvoll wie jetzt.
    Werner Simons, der sympathische Sohn eines Gutsbesitzers aus

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