Denn ewig lebt die Liebe
knurrte leise, als Alexander sich dem Mann nähern wollte.
"Wie heißt das Tier?" fragte er, ohne sich umzudrehen.
"Admiral. Der Hund gehört Max", antwortete Melanie leise. Sie hatte Werners Hand ergriffen, hoffte, ihm ein wenig Stütze sein zu können. "Du kannst nichts dafür, Werner. Max war ständig betrunken."
"Ich hab ihn getötet." Werner biss sich auf die Lippen. "Wenn er tot ist, dann werde ich nie wieder glücklich sein können in diesem Leben."
"Warte doch erst einmal ab. Noch weiß man doch gar nicht, wie er zu Tode gekommen ist." Melanie streichelte kurz über seinen Arm.
"Er ist wirklich tot", stellte Dr. Hofmann nach kurzer Untersuchung fest. "Wir werden die Polizei verständigen müssen. Allerdings", er kämpfte sich unter dem Mähdrescher durch, "allerdings ist er nicht heute zu Tode gekommen sondern schon vor mindestens vierundzwanzig Stunden. Die genaue Zeit wird man in der Gerichtsmedizin feststellen können, ebenso die Todesursache."
Werner starrte den Arzt an, als würde er an dessen Verstand zweifeln. "Dann bin ich nicht Schuld?"
"Wenn sie erst vor einer halben Stunde hier langgefahren sind, wie sie sagen, dann können sie unmöglich an seinem Ende Schuld sein. Ich glaube, ich kenne die Todesursache schon. Haben sie die Flasche in seiner Hand gesehen?"
Werner nickte. "Sie meinen - Alkoholvergiftung?"
Dr. Hofmann zuckte die Schultern. "Natürlich ist das nur eine Vermutung. Doch es sieht ganz danach aus. Er muss eine Menge getrunken haben, ehe er sich zum Sterben hinlegte. Der arme Mensch. Wie konnte es nur soweit kommen?"
"Er hatte irgendeinen dunklen Punkt in seinem Leben, den niemand von uns kennt. Hier im Ort ist nur bekannt, dass er eines Tages auftauchte, eine Zeitlang unter der Brücke nächtigte, bis er von der Gemeinde das alte Häuschen geliehen bekam." Melanie Gruber kämpfte nun ebenfalls mit den Tränen. Sie hatte öfter mit Max geredet, versucht, ein wenig aus seinem Leben zu erfahren. Aber der alte Mann war verschlossen gewesen wie eine Auster, ohne dabei unhöflich oder unfreundlich zu wirken. Er hatte nur einfach nichts erzählen wollen.
Der Arzt warf einen abschließenden Blick auf den Toten, dann ging er einige Schritte auf die beiden zu. "Ich muss zum Auto, die Polizei rufen." Mit gesenktem Kopf ging er zurück.
"Warum nur, Melanie? Glaubst du wirklich, dass er schon länger tot ist? Als ich ihn vorhin ansah war ich überzeugt, dass ich ihn überfahren habe. Er sah noch so voller Leben aus, so unsterblich. Ich weiß, dass ich jetzt Unsinn rede, aber es ist so furchtbar für mich. Ich kann noch spüren, wie die Maschine ihn erwischt hat." Er schüttelte sich vor Grauen.
"Wenn der Doktor das sagt, dann stimmt es auch. Man kann einem Menschen ansehen, ob er gerade eben erst gestorben ist oder schon länger. Du brauchst dir keine Vorwürfe machen." Sie deutete auf den Hund. "Was wird aus Admiral?"
"Ich könnte ihn mit nach Hause nehmen. Doch da ich erst im September fahre müßten wir bis dahin eine Unterkunft für ihn finden. Vielleicht ist Herr von Melhus einverstanden, wenn ich ihn solange in der Scheune lasse." Werner war richtig froh, dass ihm diese Lösung eingefallen war. Auf diese Weise konnte er wenigstens dem Hund helfen, wenn es schon für das Herrchen zu spät war.
"Danke, Melanie, dass du da warst", flüsterte er, einer plötzlichen Eingebung nachgebend, der jungen Frau zu. "Ich glaube, in diesen bangen Minuten ist mir erst so richtig klar geworden, wieviel du mir bedeutest."
"Lass erst noch ein bißchen Gras über den Schock wachsen", bremste die junge Frau ihn und legte eine Hand auf seinen Mund. "Wir können ja später noch einmal über alles reden."
"Die Polizei wird gleich hier sein." Dr. Hofmann kam zu den Wartenden zurück. "Ich bin sicher, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Herr Simons", fuhr er beruhigend fort als er sah, wie der Mann bei der Erwähnung der Polizei zusammengezuckt war.
"Und doch hätte ich ihn auch überfahren, wenn er noch gelebt hätte. Ich darf gar nicht daran denken, sonst wage ich nicht mehr, ein Getreidefeld zu mähen. Dabei habe ich stets höllisch aufgepaßt, schon wegen der Rehe, die sich da auch gern verstecken." Werner atmete tief ein, langsam lockerte sich die Klammer, die sich um seinen Brustkorb gelegt hatte.
Darauf wußte Dr. Hofmann nichts zu sagen. Deshalb wechselte er das Thema, auch, um Werner Simons ein wenig Zuversicht zu übermitteln, ehe die Polizei eintraf. "Sie arbeiten auf dem Anwesen von
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