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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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unnatürlich verbogen, ganz genau so, wie es aussieht, wenn man es mit einem Selbstmord zu tun hat. Nachdem man den Ermittler darüber informiert hatte, wurden weitere Untersuchungen angestellt. Diesmal waren sie etwas dichter dran. Drei Wochen nachdem die Leiche entdeckt worden war, gab der junge Constable, der an der Tür gewesen war, endlich zu, dass Munrow den Raum betreten hatte, und die ganze Geschichte kam heraus. Munrow ging ein paar Monate später aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.«
    Sam leuchtete nach hinten. Einer der Studenten schaltete das Licht wieder ein und Sam fuhr fort: »Was lernen wir also aus dieser Geschichte über unseren Beruf?« Sie sah ihre Studenten erwartungsvoll an. Einer meldete sich.
    »Sich nie auf das offensichtlich Erscheinende verlassen?«
    »Gut. Sonst noch etwas?« Sie blickte in ratlose Gesichter. »Egal wie gut oder schlau die Wissenschaft auch sein mag, lassen Sie nie die Möglichkeit eines menschlichen Fehlers außer Acht! Bauen Sie diese Möglichkeit immer in Ihre Überlegungen mit ein! Und denken Sie daran …«
    Die Studenten fielen im Chor in ihre Worte ein: »Sag niemals nie, sag niemals immer!«
    »Sehr gut.«
     
    Frances erreichte endlich ihr Ziel, ein großes Stadthaus im georgianischen Stil. Sie hatte schon geglaubt, sie würde es nicht schaffen, aber einem jungen hübschen Mädchen, das sich in einer Notlage befand und noch dazu spärlich bekleidet war, waren natürlich Heerscharen von Autofahrern zu Hilfe geeilt und so war es ihr doch noch gelungen, das Auto wieder in Gang zu bringen. Sie sah an dem beeindruckenden Gebäude hoch, mit dem ihre glücklichsten Erinnerungen verbunden waren. Hinter diesen Mauern war sie unbeschwert und wohl behütet bei ihren Eltern aufgewachsen. Sie sehnte sich nach dieser Zeit zurück. Sie hatte sich dumm, unreif und egoistisch verhalten. Sie erinnerte sich, wie sie mit siebzehn ihren Vater angeschrien hatte, er solle sie nicht länger wie ein Kind behandeln und ihr mehr Freiheiten lassen. Als sie schließlich auszog, wusste sie, dass sie ihrem Vater wehtat, aber sie war jung und mehr als nur ein bisschen dumm gewesen. Ihr wurde bewusst, dass sie es bisher immer geschafft hatte, jedem wehzutun, der sie geliebt hatte. Sie wollte so gerne nach Hause zurück, aber sie war nicht sicher, ob sie willkommen war.
    Plötzlich hörte sie ein lautes Klopfen an der Scheibe zu ihrer Rechten. Erschreckt fuhr Frances herum. Sie sah in das vertraute Gesicht ihres Vaters. Die Jahre hatten allerdings ihren Tribut gefordert und auch sein Haar war schütter geworden. Als er die Tür öffnete, starrte Frances ihn nur schweigend an, sie hatte Angst, sich zu bewegen, wie ein ungezogenes Kind, das auf seine Strafe wartet. Schließlich konnte sie nicht länger an sich halten und schlang ihrem Vater die Arme um den Hals. »Oh Daddy, ich bin in Schwierigkeiten, ich bin in so riesigen Schwierigkeiten!«, schluchzte sie.
    Ihr Vater sagte kein Wort, drückte sie nur an sich und tätschelte sie sanft, bevor er seine ramponierte Tochter aus dem Sitz hob und sie in die Sicherheit des Hauses trug, wobei er die Tür sacht mit dem Fuß hinter sich zudrückte.

3
    Er stellte seinen Wagen in einiger Entfernung von dem Eingang des großen, ehrwürdigen Hauses ab. Obwohl es nicht unmittelbar an die Straße angrenzte, dominierte es doch seine ganze Umgebung. Aus sicherer Distanz beobachtete er das Haus etwa eine Viertelstunde lang, denn er musste jetzt sehr vorsichtig sein. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, gefasst zu werden, bevor er seine Arbeit getan hatte. Es war immer noch sehr früh, aber auf den Straßen herrschte schon reger Betrieb. Viele Leute waren zur Frühschicht unterwegs. Sie hatten ihre Mantelkragen hoch gestellt, um sich gegen die Nässe und Kälte zu schützen, und hasteten zur Arbeit. Ein Milchwagen, der von einem summenden Elektromotor angetrieben wurde, kam langsam näher mit seiner klappernden Fracht. Der Fahrer hielt alle paar Meter an, um Milchflaschen vor die Haustüren seiner Kunden zu stellen. Als er an ihm vorbeifuhr, drückte er sich tiefer in den Sitz, um nicht gesehen zu werden, aber er hätte sich keine Sorgen machen müssen, denn der Milchmann war viel zu beschäftigt mit der Auslieferung seiner Ware, um auf ihn aufmerksam zu werden. Er zog seinen Schal bis über die Nase hoch und rückte seinen Hut noch einmal tief ins Gesicht, sodass es fast komplett verhüllt wurde. Er nahm das große, in braunes Packpapier

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