Denn Gruen Ist Der Tod
Schiff, mit dem ich die Weltreise mache.«
Sie reichte ihm seine Tasse Tee und nahm ihm den Brief aus der Hand. »Das sind doch nur fromme Wünsche. Ach, ich verstehe, Sie müssen lediglich ein Jahr lang eine Zeitschrift abonnieren.«
»Unseren Mädchen würde das gefallen.«
»Aber nur, wenn es Just Seventeen oder Cosmopolitan ist.«
»Lesen die etwa immer noch Cosmopolitan? Dabei steht unsere ganze Bibliothek voll mit großen Klassikern. Aber in der heutigen Zeit …«
»Es wäre ein Wunder, wenn uns einmal jemand etwas schenken würde.«
Pater Farrar sah sie traurig an. »Da haben Sie Recht, Schwester, und Wunder wachsen ebensowenig auf Bäumen wie Geld. Bis später!«
Schwester Veronica stellte ihre Teetasse auf dem Küchentisch ab und fing an, ihre Post zu öffnen. Tatsächlich nichts als Werbebriefe und Rechnungen. Schließlich war sie bei dem großen Paket angekommen, das sie vor der Tür gefunden hatte. Es war so gut verschnürt, dass sie die große Küchenschere zu Hilfe nehmen musste. Endlich konnte sie es öffnen und schüttete den Inhalt auf die Arbeitsfläche.
Ihr markerschütternder Schrei gellte durch das ganze Kloster. Pater Farrar war der Erste, der aufgeregt in die Küche gelaufen kam. Nach ihrem Schrei zu urteilen, musste eines der Mädchen umgebracht worden sein. Als er hereinkam, sah er, wie Schwester Veronica mit bebendem Zeigefinger auf die Arbeitsfläche wies, während sie sich mit der anderen Hand den Mund zuhielt. Pater Farrars Blick folgte der Richtung, in die ihr Finger wies. Da lagen bis auf den Boden verstreut Hunderte von Fünf- und Zehn-Pfund-Noten. Pater Farrar trat erstaunt näher und betrachtete die Geldscheine. Dann fiel sein Blick auf eine getippte Notiz, die ebenfalls aus dem großen Umschlag gerutscht war.
»ZUR UNTERSTÜTZUNG DER GUTEN ARBEIT DES KLOSTERS. EIN GÖNNER«
Pater Farrar nahm eine Handvoll Banknoten vom Boden auf und sah zur Zimmerdecke. »Das ging aber schnell. Und was ist mit dem Sportwagen?«
Als er endlich zu Hause ankam, war es bereits hell. Er stellte das Auto in der Garage ab und ging direkt in sein Arbeitszimmer auf der rückwärtigen Seite des Hauses. Die Tür zu diesem Zimmer sah auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Holztür aus, tatsächlich war es jedoch eine Sicherheitstür aus sieben Zentimeter dickem Stahl. Er schloss auf, schlüpfte hinein und machte sie fest hinter sich zu. An seinem Schreibtisch angekommen, öffnete er eine Schublade und zog einen großen blauen Aktenkarton heraus, den er hastig durchsah. Das erste Foto, auf das er stieß, zeigte Mark James, wie er neben seinem geliebten Spitfire stand. Das Foto war an ein Blatt Papier geheftet, das einen kurzen Lebenslauf sowie eine minutiöse Auflistung seiner alltäglichen Gewohnheiten enthielt, und über beidem, Notizen und Foto, verlief ein mit einem dicken Rotstift gezogenes Kreuz. Er betrachtete es eine Weile und lächelte zufrieden über seine gute Arbeit, bevor er zum nächsten Foto blätterte. Es zeigte eine junge, hübsche Frau bei einem Schaufensterbummel durch die Geschäftsstraßen von Cambridge. Er überflog noch einmal die Informationen über ihren Lebenswandel und ihren Tagesablauf, bevor er mit dem Finger einen imaginären Strich durch ihren Namen oben auf dem Papier zog: Frances Purvis.
Samantha Ryan eilte durch die ungemütlichen Korridore des kriminaltechnischen Instituts in Scrivingdon. Durch die großen Glasfenster konnte sie in die meisten Labors hineinsehen. Jedes hatte weiße Arbeitsflächen, die mit diversen Hightech-Geräten ausgestattet waren. Wie Geister schwebten weiß gewandete Wissenschaftler und Assistenten durch die Räume, wenn sie nicht gerade über irgendeine Untersuchung gebeugt waren. Scrivingdon war eines von sechs Labors, die über die ganze Grafschaft verstreut waren, und hier wurde der Großteil der gerichtsmedizinischen Untersuchungen der östlichen Region durchgeführt. Das Institut war sorgsam auf der Rückseite des örtlichen Krankenhauses hinter Bäumen verborgen. In Scrivingdon wurden nicht nur Todesfälle aus der Region kriminaltechnisch erforscht, sondern es war zudem auf die Untersuchung von Schusswaffen spezialisiert, die im Zusammenhang mit Verbrechen benutzt worden waren. Da es Anfragen aus dem ganzen Land bearbeitete, war es das meistbeschäftigte und angesehenste Institut von allen. In den letzten Jahren war es unabhängiger geworden und obwohl es weiterhin dem Innenministerium unterstand, bearbeitete es nun auch
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