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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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und ließen ihn daran denken, was für ein sanftes, liebenswertes Kind sie gewesen war. Manche hatten haarsträubende und dumme Dinge über Leben und Tod gesagt, als wäre alles ein Spiel mit Siegern und Verlierern. Andere sprachen von »Seiner göttlichen Intervention« und von »Seinem Willen und Plan für uns alle«. Sie gaben Plattheiten über Tod, Frieden und eine bessere Welt von sich. Malcolm hörte geduldig zu und hatte Verständnis für ihre Schwierigkeiten und ihr Ringen um Worte bei ihren Versuchen, ihn zu trösten, aber er war nie ein gläubiger Mensch gewesen. Sogar jetzt, als er Trost darin hätte finden können, war er nicht bereit, von seiner Haltung abzurücken. Für ihn hatte der Himmel aus seinem irdischen Glück bestanden, das er aus seiner Liebe zu seiner Frau und seiner Tochter geschöpft hatte, und nun war ihm all das entrissen worden. Als er den Kofferraumdeckel zuklappte, sah er zu dem Schild an seinem Haus hinauf: ZU VERKAUFEN. Dies war nicht länger sein Zuhause. Er hatte beschlossen, die ihm noch verbleibenden Jahre in seiner Londoner Wohnung zu verbringen. Eigentlich hatte er sowieso nichts mehr, für das es sich noch zu leben lohnte.
     
    Das Verkaufsschild am Haus hatte die Entwicklung beschleunigt. Er musste umdisponieren und sich schnell einen neuen Plan ausdenken. Er hatte Malcolm dabei beobachtet, wie er ihre Sachen in den Kofferraum geladen hatte. Er hatte ein perverses Vergnügen dabei empfunden, seine eigenen Erinnerungen wieder aufleben zu sehen. Bittere Erinnerungen daran, wie er dieselben Dinge getan hatte. Die ganze Nacht hatte er in ihrem Zimmer all ihre kostbare Habe weggepackt und bei jedem Stück geweint, das er in die Hand nahm, bis er fast wahnsinnig geworden war. Er hoffte, dass Malcoms Gram und Schmerz nicht geringer waren als sein eigener. Es war Ironie des Schicksals, fand er, aber Frances würde wahrscheinlich auf demselben Friedhof beigesetzt werden wie seine Tochter. »Im Tode vereint«, sagte er zu sich selbst und kicherte.
    Sobald Malcolm aus der Einfahrt gekommen und Richtung Cambridge verschwunden war, ging er zum Haus hinüber. Er zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche und fing an, alles konzentriert aufzuschreiben: wie viele Türen es gab, ihre genaue Position; die Entfernung zwischen der Hintertür und der Einfahrt; ob die Einfahrt einsehbar war oder nicht; wie groß der rückwärtige Garten war und wohin er führte. Er hielt sich immer mindestens zwei Fluchtwege offen, für den Fall, dass etwas schief ging. Er gab sich große Mühe, Probleme zu vermeiden, denn Gott hilft denen, die sich selber helfen, und so bereitete er sich gewissenhaft vor. Als er damit fertig war und wirklich jede Eventualität bedacht hatte, ging er zu seinem Auto zurück. Der nächste Schritt war, in dem Viertel umherzufahren und sich mit den Straßen vertraut zu machen. Er musste wissen, wohin sie führten, welche davon Sackgassen waren, wo man abkürzen konnte. Nach einer halben Stunde war er, sicher, dass er gründlich gearbeitet hatte, und machte sich auf den Heimweg. Als er durch die Straßen von Cambridge fuhr, lächelte er in sich hinein und dachte: »Bald, schon sehr bald!«
     
    Sie waren sehr dankbar für die Kisten gewesen und hatten gleich angefangen, sie auszupacken. Offensichtlich ließen sich in Cambridge die Teenager-Größen gut verkaufen. Die ältere Dame, die die Kleider annahm, dankte Malcolm herzlich und bat ihn, den Dank auch seiner Tochter zu übermitteln. Sie konnte nicht wissen, wer er war oder was er gerade durchmachte, und so versprach er, es zu tun. Als er wieder draußen war, sah er noch einmal zurück in den Laden. Die Kleider wurden bereits auf Drahtbügeln an die langen Stangen gehängt, die auf beiden Seiten entlang den Wänden befestigt waren. Zwei Mädchen schlenderten daran vorbei und nahmen eins von Frances' Kleidern in Augenschein. Sie hatte es auf einer Sommerreise nach London gekauft, fiel ihm ein. Es war nicht gerade billig gewesen, aber sie hatte so gut darin ausgesehen, dass er sich bereit erklärt hatte, die Rechnung zu übernehmen. Er sah, wie eines der Mädchen sich das Kleid anhielt. Ihr stand es nicht so gut wie Frances, fand er. Das Mädchen bemerkte ihn und stieß ihre Freundin an. Sie drehte sich herum und er wurde von ihnen angestarrt, als wäre er ein schmutziger alter Voyeur, der nach ihren jungen Körpern gierte. Als ihre Blicke endlich in sein Bewusstsein vordrangen, wandte er sich betreten ab und ging zu seinem leeren Auto

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