Denn Gruen Ist Der Tod
zurück.
Es war bereits später Nachmittag, als Sam endlich in Little Dorking vor Reverend Shaws Haus eintraf. Sie wusste noch nicht genau, wie sie vorgehen sollte. Sie würde improvisieren müssen. Sie stellte ihr Auto in der Einfahrt ab, ging über den Kiespfad zur Vordertür und klopfte. Das Geräusch hallte zwar durch das alte Haus, blieb aber ohne Antwort. Sam sah sich um, weil sie fast erwartete, Peggy würde auftauchen, um sie wieder einmal zu ihrem Herrchen zu führen. Diesmal aber war von dem freundlichen Hund weit und breit keine Spur und Sam machte sich auf eigene Faust auf in den rückwärtigen Garten. Sie spähte durch die Fenster, aber Shaw war nirgends zu sehen. Das erleichterte sie und sie hoffte, ihr Vorhaben ausführen und wieder verschwinden zu können, ohne dass Reverend Shaw überhaupt merkte, dass sie da gewesen war. Sie ging zur Garage hinüber und lugte durch ein Loch in dem alten Holztor ins Innere. Frische Ölflecken glänzten auf dem Betonboden. Sie wiesen darauf hin, dass hier regelmäßig ein Auto abgestellt wurde, aber die Garage war leer und das Auto, das sie auf dem Foto an seiner Wohnzimmerwand gesehen hatte, war nirgendwo zu sehen. Ihr Interesse galt als Nächstes dem Gewächshaus am anderen Ende des Gartens. Sie schritt über den feuchten, moosigen Pfad auf ihr Ziel zu. Sogar jetzt, inmitten ihrer geheimen Operation, konnte sie nicht widerstehen und hielt inne, um den Duft der Blumen zu genießen. Ihr war schon lange klar, dass sie ein Duft-Junkie war, und sie war davon überzeugt, dass sie dadurch irgendwann in große Schwierigkeiten geraten würde.
Sie schob die Tür des Gewächshauses auf, ging hinein und schloss die Tür sorgsam hinter sich. Sie wusste nicht genau, wonach sie suchte, eine Pflanze mit einem Schild, auf dem »Curare« stünde, wäre ihr gelegen gekommen oder Ausrüstungsgegenstände für die Herstellung illegaler Drogen, aber nichts dergleichen war hier zu entdecken. Nur ein großes Gewächshaus mit einer Fülle von Pflanzen und Blumen aller Arten. Sie hatte sich Fotos von der Pflanze angesehen, nach der sie suchte, aber das nützte nicht viel. Es gab nichts wirklich Bemerkenswertes an ihr und sie ließ sich leicht in einem solchen Blumendschungel verstecken. Es war wie die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Als sie von Pflanze zu Pflanze ging und jede einzeln unter die Lupe nahm, kam ihr die Befürchtung, dass sie mindestens eine Woche in diesem Gewächshaus verbringen müsste, um alle Pflanzen gesehen zu haben. Da rief plötzlich jemand nach ihr: »Doktor Ryan! Doktor Ryan!«
Es war Reverend Shaw. Ihr schlechtes Gewissen ließ sie aufschrecken und nach einem Versteck Ausschau halten. Aber es hatte keinen Sinn, sich zu verstecken, denn ihr Auto stand vor dem Haus und er rief ja auch schon nach ihr. Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft an einer Ausrede, als sie langsam das Gewächshaus verließ. Draußen nahte Reverend Shaw mit Peggy über den Pfad heran. Der Hund wedelte freundlich mit dem Schwanz und lief ihr entgegen. Shaw winkte ihr fröhlich zu. »Guten Tag! Wie komme ich zu dieser Ehre?«
Sie winkte zurück und bückte sich, um Peggy zu kraulen. Eine dunkle Ahnung überkam sie und sie verteufelte sich innerlich dafür, dass sie sich stets in solche Situationen hineinmanövrierte. Es war, als kämpften zwei Facetten ihrer Persönlichkeit um die Kontrolle über ihren Geist. Die eine Hälfte sagte: Geh arbeiten, komm nach Hause, verschließ die Tür und bleib in Sicherheit, und die andere Hälfte brauchte diesen Adrenalinstoß, um sich lebendig zu fühlen. Ihrer Vernunft und ihrem natürlichen Selbstschutz-Instinkt zum Trotz siegte doch weitaus häufiger der Leichtsinn über die Vorsicht.
»Ich wollte mir noch einmal ein paar von den Efeugewächsen ansehen. Ich, äh, habe gedacht, dabei würde ich auf etwas stoßen, das ich noch nicht weiß. Ich habe geklopft, aber Sie waren nicht da, also habe ich …«
»Und, sind Sie auf etwas gestoßen?« Seine Stimme wirkte frisch und schwungvoll, als hätte ihr Interesse an seinem Thema ihn in Aufregung versetzt.
»Nein, nicht wirklich.«
Er sah enttäuscht aus und so schmückte sie ermutigt ihre Lüge weiter aus: »Aber es war trotzdem interessant.«
Seine Miene schien sich wieder aufzuhellen und sie gingen zusammen zum Haus zurück, wobei sie sich über seinen Garten unterhielten. Sam hatte sich bereits viele der interessanten und ungewöhnlichen Aspekte des Gartens gemerkt und beschlossen, sie in die
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