Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
und einem schwarzen T-Shirt und mit Turnschuhen an den Füßen. Als ich seinem Blick begegnete, sah er schuldbewusst drein und schien unschlüssig zu schwanken, ob er in das Pub flüchten oder tapfer weitermachen sollte. Er entschied sich für die zweite Möglichkeit; wer A sagt, muss auch B sagen. Er kam bis zur Bushaltestelle und blieb dort neben mir stehen.
Die Situation grenzte ans Lächerliche. Da standen wir nun nebeneinander und beobachteten den vorbeifahrenden Verkehr, und jeder war sich des anderen schmerzhaft bewusst. Er war mir gefolgt und wusste, dass ich es erraten hatte. Kein vernunftbegabter Mensch hätte versucht, den Bluff noch länger durchzuhalten, wie er es tat. Ich riskierte einen Seitenblick, doch er sah entschlossen und stur nach vorn, und er stand so kerzengerade und steif, dass er einem Soldaten vor dem Buckingham Palace Ehre erwiesen hätte. Amateure, meine Güte!
Endlich kam ein Bus, und ich sprang hinein. Soll man es glauben? Sherlock Holmes stieg ebenfalls ein! Ich fragte mich, ob er aussteigen würde, wenn wir im Stadtzentrum ankamen – doch er blieb bei mir. Der Bus überquerte die Magdalen Bridge und umrundete den mit Büschen bestandenen Platz namens Plain, um an der Einmündung der Iffley Road zu halten. Ich stieg aus, und er folgte mir doch tatsächlich!
Das war inzwischen nur noch ärgerlich. Statt mich auf den Weg zum Hotel zu machen, blieb ich einfach auf dem Bürgersteig stehen. Sherlock Holmes schwankte erneut unentschlossen, ob er stehen bleiben oder weitergehen und riskieren sollte, dass ich hinter ihm kehrtmachte. Ich beschloss, ihn aus seinem Dilemma zu erlösen.
»Du verfolgst mich«, stellte ich nicht unfreundlich fest. Ich lächelte ihn sogar an bei meinen Worten, um ihn noch weiter aus dem Konzept zu bringen.
Er lief puterrot an, bis in die blonden zerzausten Haarspitzen hinauf. »Stimmt doch gar nicht!«, protestierte er, doch er starrte hierhin und dorthin, unfähig, meinem Blick zu begegnen.
»Also bitte, ja? Sehe ich vielleicht aus, als wäre ich gestern vom Mond gekommen? Du verfolgst mich seit Summertown. Wenn du nicht wolltest, dass ich dich bemerke, dann kann ich nur sagen, du bist lausig schlecht darin, jemanden zu verfolgen. Wenn es dir egal war, dass ich dich sehe, dann hast du vielleicht gedacht, du könntest mich einschüchtern. Weit gefehlt, Mister. Wo ich herkomme, würde man gar nicht mehr auf die Straße gehen, wenn man sich von den Leuten einschüchtern ließe, denen man ständig begegnet. Also geh mir nicht auf den Geist, Mann. Was willst du von mir?«
»Die gleiche Frage könnte ich dir stellen!«, entgegnete er mit unerwarteter Streitlust.
»Wieso?«, konterte ich.
»Was hast du mit den Stallards zu schaffen, he?« Er funkelte mich jetzt tatsächlich an, als wollte er mir Angst machen.
Ich hatte nicht vor, ihm die Chance dazu zu geben, nicht hier mitten auf der Straße, am helllichten Tag, und erst recht nicht jetzt, nachdem er sich verraten hatte. Ich war nicht verängstigt, ich war ernstlich wütend. Dieser Kerl bedeutete eine weitere unerwünschte Komplikation.
»Wer sind diese Stallards?«, fragte ich.
»Ich hab dich gesehen!« Er schob den Unterkiefer vor. Er fing an zu schwitzen; ich bemerkte die kleinen Perlen, die sich auf seiner Stirn bildeten. Er war ein sportlicher Typ und gut aussehend. Die Ärmel seines schwarzen T-Shirts spannten über ausgeprägten Muskeln. Wahrscheinlich besaß er mehr Kraft als Hirnschmalz, nach dem zu urteilen, was ich bisher von ihm gesehen hatte. Das machte ihn nicht gerade zu einem kleineren Problem. Ich war nicht nur verärgert wegen ihm, ich ärgerte mich auch über mich selbst und meine naive Einbildung. Ich hatte mir eingebildet, dass ich mich ach so geschickt angestellt hatte, als ich das Haus der Stallards beobachtet und sie schließlich verfolgt hatte.
Offensichtlich war das ein Trugschluss.
Mein Gegenüber mochte ein blutiger Amateur sein, doch ich hatte es ihm allzu leicht gemacht. Auch ich hatte noch eine Menge zu lernen, wie man sich unverdächtig verhält.
Er bestätigte meine Befürchtungen. »Du bist in unsere Straße marschiert, hast dich auf der anderen Seite rumgetrieben und in dein Handy geredet. Mit wem hast du telefoniert? Hast du irgendjemandem Bericht erstattet oder was? Dann bist du Jennifer gefolgt, als sie mit Paul im Rollstuhl zu ihrem abendlichen Spaziergang rausgekommen ist. Ich hielt das für eigenartig und hab weiter aufgepasst, und das war gut so! Du bist
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