Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
»Ich bekam Angst, als ich dich da draußen gesehen habe, das kannst du mir glauben. Ich hab es in den Knochen gespürt, dass Mickey dich geschickt hat, und das habe ich Ned auch gesagt. Ich hatte keine Ahnung, dass Mickey weiß, wo er mich finden kann. Ich erinnere mich, dass ich ihm gegenüber mal erwähnt habe, dass ich aus Oxford komme, aber das ist alles. Und plötzlich jemanden vor dem Haus stehen zu haben und jetzt vor der Tür, das ist etwas ganz anderes. Es war richtig unheimlich. Als hätte Mickey mich beobachtet, seit ich London verlassen habe. Ned sagte, ich solle mich beruhigen, auch wenn er selbst ziemlich sauer war. Als du gegangen bist, ist er dir gefolgt, um zu sehen, ob du dich mit jemandem triffst. Wir hatten Angst, einer von Mickeys Schlägern würde sich am Ende der Straße rumtreiben. Ich wusste nicht, dass Ned dich quer durch die Stadt verfolgen würde und sogar mit dir in den Bus gestiegen ist. Das war ziemlich töricht von ihm. Du musstest es ja merken. Aber so weit hat Ned wahrscheinlich nicht gedacht«, schloss sie ärgerlich.
»Ned ist eine Komplikation, die keine von uns beiden gebrauchen kann, denke ich. Können wir ihn vielleicht in Zukunft aus der Sache herauslassen?«, fragte ich unverblümt. »Ich bin allein zu dir gekommen. Ich habe keinen Schläger aus dem Club mitgebracht.«
Sie biss sich auf die Unterlippe und starrte mich an. »Ich denke nicht, dass du und ich noch irgendwas miteinander zu tun haben werden. Ich will dich nicht mehr sehen und nicht mehr mit dir reden. Du hast abgestritten, Mickey zu kennen, als Ned seinen Namen dir gegenüber erwähnt hat, aber Ned hat sich nicht täuschen lassen, genauso wenig wie ich. Wir wussten, dass es eine Lüge sein musste. Wir wussten, dass du von ihm kommst. Niemand sonst hätte dich hergeschickt. Ned riet mir, sofort von hier zu verschwinden, aber das konnte ich nicht. Ich wusste, dass du es noch einmal versuchen würdest. Ich hätte nicht auflegen sollen, als du angerufen hast. Ich hätte mich mit dir verabreden sollen, an einem Ort, wo wir ungestört reden können. Aber ich geriet in Panik, als ich deine Stimme hörte. Ich dachte, wenn ich mich weigere, mit dir zu reden, gehst du wieder weg. Dumm von mir. Du bist natürlich nicht weggegangen. Das wurde mir klar, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte. Mir wurde klar, dass du schon auf dem Weg hierher bist. Wenn ich nicht hier gewesen wäre, hättest du mit meinen Eltern geredet. Also musste ich bleiben und dich abfangen. Fahr zurück nach London, und sag Mickey, dass ich fertig bin mit dem Club und dass ich nichts mehr von ihm hören oder sehen will, okay?«
Endlich hatte sie ihr Pulver verschossen. Sie stand mit in die Seiten gestemmten Armen und gerötetem Gesicht vor mir, und ein Teil ihrer Panik vermischt mit Angst leuchtete mir aus ihren Augen entgegen.
Ich bemühte mich erneut, nicht bedrohlich, sondern sachlich zu klingen, trotz meines vorherigen Mangels an Erfolg. Schließlich war sie nichts weiter als ein verängstigtes Mädchen. Sie mochte in meinem Alter sein, doch in jedem von uns steckt ein verängstigtes Kind, und es übernimmt immer dann das Kommando, wenn wir es am wenigsten gebrauchen können. Lisa bemühte sich, kühl zu klingen und zu handeln. Irgendwie funktionierte es nicht richtig.
»Glaub mir«, sagte ich, »nichts wäre mir lieber als das. Aber das ist nicht so einfach.«
»Ned hat gesagt, dass ich die Polizei rufen soll, wenn du noch mal auftauchst.« Sie nahm eine Hand von der Hüfte und spielte mit den Fingern in einer langen blonden Locke ihrer Haare.
»Und ihr was erzählen?«, fragte ich.
Sie zögerte erneut. »Dass du mich belästigst.«
»Ich wusste nicht, dass du bei Ned warst, als er mich durch das Fenster des Nachbarhauses beobachtet hat. Also hatte ich dich nicht mal gesehen, als ich mit ihm geredet habe. Ich habe dir keinerlei Nachricht durch ihn zukommen lassen. Wir hatten noch nicht miteinander telefoniert. Wo soll da die Belästigung sein? Es sei denn, du meinst die Tatsache, dass Ned mich auf dem ganzen Weg bis in die Iffley Road verfolgt hat und unbedingt herausfinden musste, wo ich wohne.«
»Er hat versucht, mir zu helfen. Mickey belästigt mich.« Allmählich wich jegliche Angst von ihr; stattdessen wurde sie halsstarrig.
»Ich bin nicht Mickey.«
»Du bist Mickeys Handlanger!«, brauste sie wütend auf.
Die Anschuldigung schmerzte. »Ich bin nicht Allertons Handlanger!«, schnappte ich. »Ich arbeite nicht für Allerton, okay?
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