Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
Jennifer Stallard nicht unnötig in Aufregung versetzen. All das würde nur für weitere Komplikationen sorgen. Ich entschied mich für das Telefon.
Eine Frau meldete sich am anderen Ende, und ich fragte nach Lisa. Die Frau zögerte, und ich hielt den Atem an. Hatte mein unerwünschter Begleiter von gestern etwa die ganze Familie gewarnt? Doch die Frau, von der ich annahm, dass es sich um Jennifer Stallard handelte, rief Lisas Namen.
»Lisa! Hier ist jemand am Telefon, der dich sprechen möchte!«
Der Hörer klapperte, als er auf einer harten Oberfläche abgelegt wurde. Einige Sekunden herrschte Stille, dann erklang das Geräusch von jemandem, der die Treppe herunterkam. Leises Stimmengemurmel im Hintergrund. Ich konnte nicht viel verstehen, doch ich hörte Jennifer Stallard sagen: »Nein, es ist eine Frau.« Der Hörer klapperte erneut, und eine jüngere, misstrauische Frauenstimme erkundigte sich: »Ja? Wer ist da?«
»Lisa?«, fragte ich.
»Ja. Ich bin Lisa. Wer bist du?« Die Stimme zitterte nervös.
Ich versuchte beruhigend zu klingen. Ich war nicht nach Oxford gekommen, um irgendjemanden in Angst zu versetzen. »Mein Name ist Fran Varady, und ich würde mich gerne mit dir treffen, um …«
Klang! Der Hörer krachte so heftig auf die Gabel, dass ich mich fragte, ob er zerbrochen war. Mein Trommelfell reagierte mit einem scharfen, protestierenden Schmerz. Das war die Reaktion, die Mickey Allerton vorhergesehen hatte, hätte er selbst versucht, Lisa anzurufen. Ich wählte erneut, nur um mich zu überzeugen, dass das Telefon am anderen Ende noch funktionierte. Der Hörer wurde für den Bruchteil einer Sekunde abgehoben und sogleich wieder aufgelegt. Sie hatte sich gedacht, dass ich es noch einmal probieren würde, und ich stellte mir vor, wie sie neben dem Telefon stand, die Hand ausgestreckt, und nur darauf wartete, erneut abzuheben und aufzulegen. Mein Kommunikationsversuch per Telefon war gescheitert. Mir blieb nichts anderes übrig, als erneut nach Summertown zu fahren und zu hoffen, dass ich sie diesmal zu Hause antraf.
Na ja, sinnierte ich, als ich im Bus saß, Plan eins war nur ein Versuch gewesen. Plan zwo, die direkte Konfrontation, war von Anfang an der mit der größeren Erfolgsaussicht gewesen. Es ist leicht, einfach den Hörer aufzulegen, wenn man nicht mit jemandem reden will. Es ist viel schwieriger, jemandem die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Nicht unmöglich, aber schwieriger. Ein Nachbar könnte es beobachten, und das wäre peinlich. Er würde mit anderen Nachbarn darüber reden, und ich war ziemlich sicher, dass das nicht in Lisas Interesse lag.
Dumm war nur, dass sie aufgrund meines Anrufs vorgewarnt war und wahrscheinlich auf mich warten würde. Oder auch nicht. Vielleicht hatte sie auch beschlossen, das Haus zu verlassen und den Tag woanders zu verbringen, um mir aus dem Weg zu gehen. Das würde mir jedoch die Möglichkeit verschaffen, mit ihren Eltern zu reden, und ich war bereits zu dem Schluss gekommen, dass sie das nicht wollte. Nein, Lisa würde zu Hause warten. Sie würde nervös auf und ab gehen, sich in Rage bringen und darauf vorbereiten, mich fertigzumachen, sobald ich meine Nase zeigte.
In dem Wissen, dass ich wahrscheinlich würde läuten müssen, hatte ich mich extra respektabel angezogen und zurechtgemacht. Ich hatte den Blazer aus der Tasche genommen und am Morgen im Badezimmer aufgehängt, während ich gebadet hatte, damit der Dampf die Falten glätten konnte. Der Tag würde mit Sicherheit zu warm werden für die Jacke, doch weil es noch ziemlich früh am Morgen war, konnte ich es aushalten, auch wenn ich die Ärmel auf Dreiviertellänge hochschieben musste.
Ich fragte mich nervös, während ich die Straße zum Haus der Stallards hinunterging, ob ich dem selbsternannten Leibwächter der Stallards erneut über den Weg laufen würde. Doch es war keine Spur von ihm zu sehen. Ich warf einen forschenden Blick hinauf zu dem Fenster im ersten Stock des Nachbarhauses, doch nichts regte sich. Ich seufzte erleichtert auf. Natürlich konnte es auch sein, dass er bei Lisa war und mit ihr zusammen auf mich wartete. Vielleicht hatte sie Verstärkung herbeigerufen in Form meines gestrigen Beschatters. Es würde sich zeigen. Falls er dort war, musste ich ihn irgendwie loswerden. Ich konnte unmöglich mit Lisa reden, während er mich dauernd unterbrach, abgesehen davon vermochte ich keinen Grund zu erkennen, warum ich ihn in das Gespräch mit einbeziehen sollte.
Ich war im Auftrag
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