Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
Kopf gesenkt und tat, als wäre ich überhaupt nicht da. Wie er wollte, mir sollte es recht sein.
Ich stieg die Stufen zu meinem Zimmer hinauf und begegnete Beryl auf dem oberen Absatz.
»Guten Morgen, meine Liebe. Haben Sie gut geschlafen?«
»Danke sehr«, antwortete ich. »Das Frühstück war großartig.«
Sie strahlte mich an. »Freut mich, wenn es Ihnen geschmeckt hat. Ein anständiges Frühstück ist sehr wichtig. Mit einer Scheibe Toast oder einem Croissant kann man nicht den ganzen Tag durchhalten.«
»Ich wusste nicht, dass Sie eine Helferin haben«, sagte ich.
»Das ist Vera. Sie ist eine fleißige kleine Person. Sie ist nur für ein Jahr hier, um Englisch zu lernen. Ich habe ihr die Dachkammer überlassen und zahle ihr ein wenig Geld. Es ist für uns beide ein gutes Geschäft, wirklich.«
Ihre Worte erklärten auch, wer in den frühen Morgenstunden über mir hin und her gewandert war und den Fernseher eingeschaltet hatte. Vielleicht war Vera genau wie ich ein Fan alter Filme.
»Und wohin gehen Sie heute, meine Liebe?«, erkundigte sich Beryl, doch bevor ich antworten konnte, hob sie eine Hand mit rot lackierten Fingernägeln. »Sie müssen nicht auf meine Frage antworten. Ich will gar nichts über Mickeys Geschäfte wissen. Es war eine automatische Frage, mehr nicht. Fast jeder meiner Gäste ist ein Tourist, verstehen Sie?«
»Einer der Gäste sieht mehr nach einem Geschäftsmann aus«, sagte ich. »Vermutlich ist er der Handelsvertreter, oder?«
Sie schien momentan verwirrt. »Oh, Sie meinen Mr Filigrew. Er ist ein Stammgast in diesem Haus. Ja, er ist geschäftlich unterwegs. Büroartikel, glaube ich.« Sie tätschelte mir die Hand. »Ich hoffe, Sie kommen zurecht, Fran.«
Ich zögerte. Ich wollte Beryl zwar nicht unbedingt ins Vertrauen ziehen, doch andererseits wusste sie in groben Zügen, warum ich nach Oxford gekommen war, und ich sollte sie vielleicht warnen wegen des Spinners, der mich gestern Abend bis vor die Tür verfolgt hatte.
»Es könnte sein, dass sich jemand bei Ihnen meldet, während ich unterwegs bin«, sagte ich. »Er ist ungefähr zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig, vielleicht Sportler …« Mir kam eine Idee. »Ein Ruderer möglicherweise, Sie wissen schon. Er hat dicke Muskeln an den Oberarmen, blondes Haar und eine kleine gerade Nase. Es könnte sein, dass er Fragen stellt. Ich möchte nicht, dass er erfährt, weswegen ich hier bin. Möglicherweise wird er sogar Mickey Allerton erwähnen, aber Mickey muss sich keine Sorgen machen, er ist kein ernsthaftes Problem. Ich erzähle Ihnen das alles auch nur, damit Sie Bescheid wissen, falls er auftaucht.«
Sie nickte. »Ich halte die Augen offen, Fran. Keine Sorge. Ich bin schließlich nur die Wirtin. Wenn er kommt und Fragen stellt, weiß ich überhaupt nichts.«
Auf dem Weg nach draußen passierte ich die halb offene Tür zum Frühstücksraum. Mr Filigrew hatte seine Rühreier aufgegessen und bestrich die letzte Scheibe Toast mit Butter. Seine Finger waren vornehm weiß.
Er blickte auf, als er jemanden in der Halle hörte. Als er sah, dass ich es war, senkte er den Kopf gleich wieder, ohne mich zu beachten.
Ich machte mich auf den Weg ins Stadtzentrum. Als ich die Stelle an der Magdalen Bridge erreichte, an der ich am Abend zuvor gestanden hatte, hielt ich erneut an und betrachtete die Stechkähne, während ich überlegte, wie ich von hier aus vorgehen sollte. Das Wasser schwappte in kleinen Wellen gegen die vertäuten Kähne, und sie machten leise scheppernde Geräusche, wenn sie von der Strömung getrieben gegeneinanderstießen. Zwei Enten schwammen vorüber. Alles sah ganz friedlich aus dort unten. Hinter der Anlegestelle waren die Flussufer von Bäumen gesäumt, und dahinter erstreckte sich eine große freie Fläche, was ich sehr merkwürdig fand für eine so zentrale Lage mitten in der Stadt. Vielleicht war es ein Park oder Land, das einem der Colleges gehörte. Ich wusste es nicht, und jetzt war nicht die Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Ich hatte genau zwei Möglichkeiten. Entweder ich fuhr zum Haus der Stallards, läutete an der Tür und fragte nach Lisa. Oder ich konnte sie zuerst mit Ganeshs Handy anrufen und sie bitten, sich mit mir in der Stadt zu treffen. Inzwischen hatte der Spinner von gestern Abend sie sicherlich gewarnt, dass ich nach ihr suchte – falls sie wieder zu Hause war, heißt das. Ich wollte ihm nicht noch einmal begegnen, wenn es sich vermeiden ließ, und ich wollte auch Paul und
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