Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
sie gekleidet war wie Marlene Dietrich mit einem Zylinder auf dem Kopf und Netzstrümpfen.
»Ich war nicht schlecht, wie?«, fragte sie mich, als sie sah, dass ich das Bild betrachtete.
Das Geräusch eines Räusperns hinderte mich an einer Antwort. Mr Filigrew saß kerzengerade in einem Lehnsessel und trug, was ich als seine Freizeitkleidung einschätzte, das heißt, er hatte seine Anzugjacke abgelegt und durch einen marineblauen Strick-Cardigan ersetzt. An den Füßen hatte er Lederpantoffeln. Auf den Knien lag eine aufgeschlagene Zeitung mit dem täglichen Kreuzworträtsel. Er schien sich ganz wie zu Hause zu fühlen. Und er trug immer noch die schicke Krawatte.
Als er sah, dass er meine Aufmerksamkeit gewonnen hatte, setzte er seine randlose Brille ab, polierte die Gläser mit einem kleinen gelben Läppchen und lud mich ein: »Setzen Sie sich doch, meine Liebe.«
Es gibt genau zwei Dinge, die ich nicht leiden kann, und er schaffte es, beide zur gleichen Zeit in einem einzigen Satz unterzubringen. Ich mag es nicht, wenn mich irgendeine Person, die ich nicht als Freund betrachte, »meine Liebe« nennt, und ich hasse es, wenn Leute sich etwas anmaßen, wozu sie meiner Meinung nach kein Recht besitzen. Das hier war Beryls Wohnung, und die Einladung, mich zu setzen, sollte von ihr ausgesprochen werden. Mehr noch, er versuchte, die Initiative in einer Unterhaltung an sich zu ziehen, die er mit mir zu führen gedachte. Er kannte mich nicht. Er würde mich schnell kennen lernen.
»Mein Name ist Fran«, sagte ich kalt. »Ist es in Ordnung, wenn ich mich setze, Beryl?« Ich deutete auf einen merkwürdigen kleinen Sessel ohne Armlehnen mit einem Volant ringsum, der bis zum Boden reichte. Er sah aus, als könnte er jeden Augenblick über den Teppich tanzen.
»Wo immer Sie mögen, meine Liebe«, sagte Beryl. Es war in Ordnung, wenn sie mich so nannte. Ich betrachtete sie als freundlich gesinnte Person. Sicher, sie war Mickeys Freundin, bevor sie meine wurde, doch ich hatte trotzdem das Gefühl, dass sie mich gut leiden konnte.
Filigrew – oder wie auch immer sein richtiger Name lauten mochte – andererseits war mir nicht wohlgesinnt, wie ich zu spüren meinte. Wahrscheinlich war er niemandem wohlgesinnt. Er hatte jenen verstimmten Gesichtsausdruck, der die ganze Welt verantwortlich macht. Er hatte meine Zurechtweisung entgegengenommen, indem er seine langen, farblosen Zähne in einer freudlosen Grimasse entblößte, kein Lächeln und kein Fauchen. Er zog einfach die Oberlippe hoch und ließ mich sehen, dass er dringend einen Besuch bei einem Dentalhygieniker nötig hatte. Die ganze Sache war irgendwie höchst beunruhigend, und plötzlich wusste ich auch, woran es lag. Manche Hunde verhalten sich so, wenn sie unsicher sind. Sie kommen zu einem geschlichen und entblößen die Oberlippe zu einer Art Hundegrinsen. Ihre Körpersprache ist unterwürfig, doch das Zeigen der Zähne geschieht nicht unabsichtlich. Sie rechnen sich ihre Chancen aus.
Wo wir von Hunden reden – Spencer für seinen Teil mochte mich. Er legte sich zu meinen Füßen nieder und blickte mich mit heraushängender rosafarbener Zunge und erwartungsvoll leuchtenden Augen an.
Filigrew räusperte sich erneut, doch diesmal kam ich ihm zuvor. »Beryl hat mir erzählt, dass Sie für Mickey Allerton tätig sind.«
Er setzte seine Brille auf und betrachtete mich durch die Gläser, während er die Lippen schürzte. »Das kommt darauf an«, sagte er.
»Entweder sind Sie für ihn tätig oder Sie sind es nicht!«, sagte ich steif. »Wenn Sie es nicht sind, gehe ich wieder.«
»Ich repräsentiere gewisse Interessen von Mr Allerton«, schnappte er. Jetzt hatte ich endgültig bei ihm verspielt, na und?
»Ich muss Allerton anrufen«, sagte ich. »Beryl hat vorgeschlagen, dass ich mir erst anhöre, was Sie zu sagen haben. Ich bin bereit zuzuhören, aber machen Sie es kurz.«
Er nahm seine Brille mit beiden Händen und setzte sie wieder ab. Dieses Gefummel mit der Brille fing an, mich zu ärgern. Es war seine Art, Zeit zu schinden – und wer die meiste Zeit schindet, gewinnt die Initiative. Er wusste, dass ich sie ihm gleich zu Anfang genommen hatte, und er wollte sie auf Biegen und Brechen wieder an sich reißen.
Er blinzelte mich aus wässrigen Augen an. »Ich benötige eine Versicherung von Ihnen, dass dieser unglückselige Zwischenfall, und damit meine ich natürlich Ihre Entdeckung einer Leiche im Wasser …« An dieser Stelle stockte Filigrew und machte
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